Jammern auf ganz hohem Niveau – Bayern vorm Klassiker gegen Dortmund

Am kommenden Samstag steht in München Teil eins des großen deutschen Duells der letzten Jahre auf dem Programm. Der FC Bayern empfängt die Borussia aus Dortmund zum Hinspiel am zehnten Spieltag der Bundesliga. Die Vorzeichen sind dabei ziemlich gegensätzlich. Statt sich auf Augenhöhe zu begegnen, kann der BVB die Münchner aktuell nur mit dem berühmten Fernglas erkennen. Im ersten Teil der Vorschau blicken wir auf die Situation der Münchner.

Was wurden die Bayern in der letzten Woche gelobt. Die Expertenrunde bei Sky schwärmte nach dem 7:1 in Rom von den Münchnern als neuem Topfavoriten auf die Champions League. Realistisch betrachtet ist der FCB aber nur einer von einer handvoll Titelkandidaten. Barcelona, Real, Chelsea und der BVB haben alle überzeugend gewonnen. Natürlich ist ein so hoher Sieg auswärts bei einer italienischen Mannschaft ein Signal der eigenen Stärke. Dabei sollte die Leistungsfähigkeit des Gegners aber nicht überschätzt werden. Und speziell am Dienstag zeigte sich, dass Kantersiege in der Champions League in der Gruppenphase nicht zwangsläufig eine Besonderheit sind.

Die Kollegen von diagoblog.com haben in ihrem Blogeintrag  die Weiterentwicklung der Mannschaft gegenüber dem Vorjahr gelobt. Die Analyse ist wirklich hervorragend. Es stimmt, dass die Münchner in dieser Saison noch flexibler agieren, wahlweise von 4-5-1 auf 3-5-2, oder 4-3-3 umstellen können. Auch das gestiegene Verständnis der Spieler für die Ideen des Trainers macht die Bayern besser als im Vorjahr.

Ein entscheidender Aspekt fehlt aber in diesem Jahr dem Bayernspiel weiterhin. Am vergangenen Wochenende erreichten die Münchner ein torloses Unentschieden bei Borussia Mönchengladbach. Insgesamt eher ein glücklicher Punkt für die Gäste. Und bei genauerer Betrachtung war das Spiel in Gladbach die exakte Kopie eines Bayernspiels im Frühjahr. Das 0:0 ähnelte in erschreckendem Ausmaß der 0:1-Niederlage im April gegen Real.

So wie in Madrid dominierten die Münchner die erste Phase des Spiels. Mit viel Ballbesitz wurde der Gegner tief in die eigene Hälfte gedrängt. Außer einem Fernschuss von Alaba, den Jan Sommer noch an den Pfosten lenken konnte, waren echte Torchancen aber Mangelware. Die Gladbacher hatten die Offensive der Bayern weitgehend im Griff, und setzen, wie Real, mit zunehmender Spieldauer immer wieder Nadelstiche mit blitzschnellen Konter. Dabei zeigte sich die Abwehr alles andere als sattelfest. Nur Manuel Neuer und die schlechte Chancenverwertung der Borussia verhinderten die erste Niederlage der Saison in der Bundesliga.

Das eine gute Kontermannschaft letztlich auch die eine oder andere Chance über 90 Minuten bekommt, ist unvermeidlich. Das größere Problem ist aber die fehlende Gefährlichkeit in der Offensive gewesen. Ein abgefälschter Schuss von Lewandowski in der ersten Hälfte, und die ein oder andere Halbchance im zweiten Abschnitt – viel mehr Torgefahr strahlten die Bayern dabei nicht aus. Das hatte drei Ursachen.

Ohne Arjen Robben fehlt die Durchschlagskraft. 0:0, 1:1, 0:0 – bei allen Punktverlusten kam Robben nicht zum Einsatz und die Mannschaft hatte nicht nur Probleme Tore zu erzielen, sondern überhaupt Chancen zu kreieren.

Ein weiteres Phänomen sind die Schüsse aus der zweiten Reihe, oder genauer die fehlenden Fernschüsse. Die erste Chance gegen Gladbach resultierte aus einem Schuss von David Alaba. Danach war aus der Distanz wieder gähnende Leere angesagt. Im Zweifel wird eher noch einmal quergelegt, als abgeschlossen. Dabei führten Fehlpässe in der engmaschigen Abwehr der Gladbacher zu Ballverluste und danach zu gefährlichen Kontern. Ein konsequenter Abschluss könnte manchmal diese Fehler unterbinden. Außerdem kann durch einen abgefälschten Torschuss eine Chance, oder wenigsten ein Eckball entstehen.

Das ist aber das dritte, und vielleicht größte Problem des FC Bayern. Wieder einmal waren die Eckbälle relativ ungefährlich, und im Prinzip eher eine Chance für die Gladbacher um Konter einzuleiten. Es bleibt ein Rätsel, warum ein so großer Trainerstab, wie der des FCB nicht in der Lage ist, einige Varianten für Eckbälle zu trainieren. Bei den Freistößen scheinen Thomas Müller & Co. von der WM einige Ideen mitgebracht zu haben. 24 Ecken hatten die Bayern in zwei Spielen gegen Real im Halbfinale letzte Saison, 10 Ecken waren es am Sonntag in Gladbach. Eine wirkliche Weiterentwicklung haben die Bayern unter Guardiola erst vollzogen, wenn sie auch Standards und Fernschüsse nutzen.

Borussia Dortmund und Jürgen Klopp werden die Partie vom Sonntag als Blaupause für das Spiel am kommenden Wochenende verwenden. Ob Pep Guardiola die richtigen Schlüsse aus dem Spiel in Gladbach gezogen hat, bleibt abzuwarten.

 

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