NHL Playoffs 2015 – Runde Eins – Teil Eins

NHL Playoffs 2015 – Runde Eins – Teil Eins

1230 Spiele in der regulären Saison sind gespielt, 5324 Tore wurden erzielt – das Vorgeplänkel ist beendet. Für 16 Teams geht es bis Mitte Juni um die wohl bekannteste Trophäe im Profisport. Zum 98. Mal wird der Stanley Cup an den Sieger der Playoffs in der NHL vergeben. In der Nacht vom 15. auf den 16. April deutscher Zeit beginnt die erste Runde. In zwei Teilen werfen wir einen Blick auf die Paarungen, und tippen die Playoffserien.

Eastern Conference

Montreal Canadians vs. Ottawa Senators – Derby in Kanada

Nur 125 Meilen liegen zwischen der kanadischen Hauptstadt Ottawa und der frankokanadischen Metropole Montreal. Für nordamerikanische Verhältnisse ist das ein Katzensprung. Außerdem sind direkte Duelle zwischen Teams aus dem Mutterland des Eishockeys immer heiß umkämpft. Zum Einstieg in den Playoffs könnten sich die Kanadier also kaum eine bessere Serie wünschen (es sei denn, dass Team aus Toronto würde irgendwann auch wieder professionelles Eishockey spielen, just sayin).

Aufholjagd mit Hamburgern und einem Stein

Andrew "Hamburglar" Hammond - Screenshot Copyright Sport1 US HD

Andrew „Hamburglar“ Hammond – Screenshot Copyright Sport1 US HD

Wer am 10. Februar darauf gewettet hatte, dass die Senators in dieser Spielzeit die Playoffs erreichen, der darf sich heute über eine hübsche Summe Geld freuen. Mitte Februar lag Ottawa scheinbar aussichtslos mit 14 Punkten Rückstand auf einen Playoff-Platz zurück. Doch dann begann eine grandiose Aufholjagd. Von den letzten 31 Saisonspielen gewannen die Senators 23 und holten in vier weiteren Begegnungen zumindest noch einen Zusatzpunkt. Am Ende überholte die Mannschaft von Trainer Dave Cameron[1] u.a. Dennis Seidenberg und die Boston Bruins.

Garant für den tollen Schlussspurt war Andrew „Hamburglar“ Hammond im Tor. Der 27-jährige wurde Mitte Februar aus dem Farmteam in die NHL geholt, und verlor bei 24 Einsätzen nur ein Spiel nach 60 Minuten[2]. Mit einer Fangquote von 94,1 % und einem Gegentorschnitt von 1,79 pro Spiel hielt Hammond seinen Kasten weitgehend sauber.

In der Offensive bauen die Senators eher auf das Kollektiv. Fünf Spieler erzielten in diesem Jahr mehr als 20 Treffer. Trotz der Ausgeglichenheit ragte im Kalenderjahr 2015 ein Stürmer heraus. Rookie Mark Stone blühte nach dem Jahreswechsel auf. Mit 47 Punkten in 46 Spielen entwickelte sich der rechte Flügelstürmer zu einem Topscorer für Ottawa. Dazu haben die Senators mit Erik Karlsson den Verteidiger mit den meisten Punkten der National Hockey League in ihren Reihen[3].

MVP mit Problemen gegen Ottawa

Der letzte Torhüter, der als wertvollster Spieler der NHL ausgezeichnet wurde, war 2002 José Theodore von den Canadians. 13 Jahre später wird mit großer Wahrscheinlichkeit wieder ein Torwart aus Montreal mit der Hart Memorial Trophy ausgezeichnet. Carey Price spielte eine überragende Regular Season, stellte mit 44 Siegen einen neuen Vereinsrekord auf, und lag beim Gegentorschnitt (1,92) und der Fangquote (93,3 %) auf Platz eins der NHL-Goalies.

Favorit auf den MVP: Carey Price - Screenshot Copyright Sport1 US HD

Favorit auf den MVP: Carey Price – Screenshot Copyright Sport1 US HD

Doch gerade gegen die Senators schwächelte Price. Mehr als drei Gegentore fing sich der in Vancouver geborene Torhüter gegen Ottawa. Außerdem war ausgerechnet der April der schwächste Monat des 27-jährigen – 2,63 Gegentore und nur 88,2 % gehaltene Schüsse – nicht gerade die Form, die sich Trainer Michel Therrien von seinem Torwart für die Playoffs wünschen wird.

Die Canadians brauchen einen überragenden Carey Price, weil der Angriff nicht durchgängig gut besetzt ist. Nach Torjäger Max Pacioretty (37 Tore) klafft eine kleine Lücke, und Verteidiger P.K. Subban lag bereits auf Rang zwei der internen Scorerliste. Dennoch könnte es auch für die Canadians von Vorteil sein, dass so gut wie alle Spieler im Kader das Tor bereits getroffen haben. Nicht weniger als 23 Akteure erzielten mindestens einen Treffer.

Subban bildet zusammen mit Andrei Markov außerdem eines der besten Verteidigerpaare der Liga. Die beiden werden sich in den Playoffs, und speziell bei Heimspielen meistens mit der Topreihe des Gegners auseinander setzen.

Tipp: Die „Cinderella-Story“ der Senators war toll, aber am Ende geht Ottawa doch die Luft aus. Carey Price hat in den letzten Jahren schon öfter bewiesen, dass er in den Playoffs erfolgreich sein kann. Er ist schon wesentlich länger eine zuverlässige Größe im Tor als Andrew Hammond. Die Candians gewinnen in sechs Spielen. 

Spiel 1: In Montreal Donnerstag 16. April, 1:00 MEZ

Spiel 2: In Montreal Samstag 18. April, 1:00 MEZ LIVE auf SPORT1 US

Spiel 3: In Ottawa Montag 20. April, 1:00 MEZ

Spiel 4: In Ottawa Donnerstag 23. April, 1:00 MEZ

Spiel 5: In Montreal Samstag 25. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Spiel 6: In Ottawa Montag 27. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Spiel 7: In Montreal Mittwoch 29. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Washington Capitals vs. New York Islanders – Abschied aus Long Island

Letzte Spiele der Islanders auf Long Island - Screenshot Copyright Sport1 US HD

Letzte Spiele der Islanders auf Long Island – Screenshot Copyright Sport1 US HD

Das Nassau Coliseum auf Long Island ist veraltet, eng, und erfüllt schon lange nicht mehr die Kriterien, die für eine moderne Arena gelten. Die Heimstätte der New York Islanders ist aber auch ein Ort an dem Eishockeygeschichte geschrieben wurde. Von 1980-1983 gewannen die Islanders vier Mal in Folge den Stanley Cup. Bevor der Verein im Sommer nach Brooklyn ins Barclays Center umzieht, hoffen Mannschaft und Fans darauf, die alte Halle mit einem guten Lauf in den Playoffs in den wohlverdienten Ruhestand schicken zu können.

Vorne hui, hinten pfui

Im Angriff sind die Islanders für erfolgreiche Playoffs bestens aufgestellt. Zusammen mit den ungeliebten Nachbarn der Rangers, hatte die Mannschaft den zweitbesten Angriff aller Playoff-Teilnehmer. Dreh- und Angelpunkt der Offensive ist John Tavares. Fast hätte der 24-jährige in seiner sechsten Saison in der NHL sogar die Art Ross Trophy als bester Scorer gewonnen[4]. Doch auch ohne diesen Titel können sich die 38 Tore und insgesamt 86 Punkte von Taveres sehen lassen.

Hinter John Taveres leben die Islanders von ihrer Ausgeglichenheit. 14 Spieler sammelten mehr als 20 Punkte, und insgesamt 25 Akteure erzielten mindestens ein Tor. Wichtig ist vor allem, dass damit die anderen Spieler und Reihen John Tavares entlasten. So kann sich die Defensive der Gegner nicht nur auf die erste Reihe von New York konzentrieren.

Die Abwehr der Islanders muss dagegen vor allem die eigene Konzentration rechtzeitig zur Endrunde hochhalten. Mit 230 Gegentreffern kassierten die Islanders die meisten Gegentore aller Playoff-Teams. Vor allem in den letzten Wochen stolperte die Mannschaft mehr in die Playoffs, als dass sie sich in Form brachte. Durch eine Bilanz von 8-9-6 verspielte New York den Division Titel und auch das Heimreicht in der ersten Runde.

Umso wichtiger, dass der Torwart jetzt seine Klasse beweist. Dabei setzen die Islanders ausgerechnet auf einen Spieler, der in der letzten Saison noch 12 Spiele für die Capitals im Tor stand. Der Slovene Jaroslav Halak unterschrieb im Sommer in New York und spielte eine solide erste Saison[5]. 37 Spiele gewann Halak, und blieb dabei in sechs Partien ohne Gegentreffer. Über die notwendige Erfahrung in den Playoffs verfügt er auch, schließlich führte er 2010 Montreal überraschend bis ins Finale der Eastern Conference. Gegen die Feuerkraft von Ovechkin & Co. muss Halak auf jeden Fall zur Höchstform auflaufen, ansonsten schließen sich die Tore des Nassau Coliseum sehr schnell für immer.

Nicht mehr eindimensional

Die Capitals gehörten unter Bruce Budreau jahrelang zu den Geheimfavoriten in der NHL. Doch nach einer oftmals sehr guten regulären Saison, reichte es in den Playoffs höchstens für die zweite Runde. Die Capitals hatten immer eine tolle Offensive, aus der natürlich Alex Ovechkin herausragte. Doch ein guter Angriff ist in den Playoffs schnell kaltgestellt, und der erwünschte Erfolg bleibt aus.

Zweite Größe neben Ovechkin: Nicklas Backstrom - Screenshot Copyright Sport1 US HD

Zweite Größe neben Ovechkin: Nicklas Backstrom – Screenshot Copyright Sport1 US HD

Damit sich das endlich ändert, wurde mit Barry Trotz vor dieser Saison ein Trainer verpflichtet, der in Nashville vor allem Wert auf stabile Abwehrarbeit gelegt hat (und dabei aber ebenfalls nie über die zweite Runde der Playoffs hinauskam!). Mithilfe der defensiven Neuzugänge Brooks Orpik und Matt Niskanen, konnte Trotz in seinem ersten Jahr in der Hauptstadt auch gleich sichtbare Verbesserungen erreichen. Die Capitals stellen mit 203 Gegentreffern die drittbeste Defensive der Eastern Conference.

Zu verdanken ist das aber nicht nur der Verteidigung um Mike Green. Torwart Braden Holtby war in der abgelaufenen Saison das Arbeitstier der Liga. Ganze 73 Spiele stand der 25-jährige zwischen den Pfosten der Capitals. In seiner fünften NHL-Saison hat er sich endlich als klare Nummer eins etabliert. 41 Siege zeigen außerdem, dass die vielen Spiele nicht die Leistungsfähigkeit geschwächt haben. Die Frage ist allerdings, ob Holtby auch in den Playoffs, vor allem in möglichen späteren Runden, noch frisch genug ist.

Weiterhin auf der Höhe seines Könnens ist auf jeden Fall Alexander Ovechkin. Zum mittlerweile sechsten Mal erzielte er mehr als fünfzig Tore, und gewann damit seine fünfte Richard Rocket Trophy als bester Torjäger der National Hockey League. Angeführt vom russischen Stürmer verfügen die Capitals mit 25,8 % über das mit Abstand beste Powerplay der NHL.

Doch auch in der Offensive sind die Capitals nicht mehr so abhängig von Ovechkin, wie noch in mancher Vorsaison. Niklas Backstrom (60 Vorlagen, 78 Punkte) spielte ebenfalls eine ganz starke Vorrunde. Daneben zeigten auch Markus Johansson und Rookie Evgeny Kuznetsov gute Leistungen, so dass Barry Trotz immer wieder Ovechkin und Backstrom auf zwei Reihen verteilen konnte.

Tipp: Beide Teams gewannen in der regulären Saison ihre Heimspiele. Deshalb ist das Heimrecht für die Capitals vielleicht der größte Vorteil in dieser Serie. Außerdem trifft das beste Powerplay der Liga auf das schlechteste Unterzahlspiel aller Playoff-Teilnehmer. Washington gewinnt in sechs Spielen.

Spiel 1: In Washington Donnerstag 16. April, 1:00 MEZ

Spiel 2: In Washington Samstag 18. April, 1:00 MEZ

Spiel 3: In New York Sonntag 19. April, 18:00 MEZ LIVE auf SPORT1 US

Spiel 4: In New York Mittwoch 22. April, 1:30 MEZ

Spiel 5: In Washington Freitag 24. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Spiel 6: In New York Sonntag 26. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Spiel 7: In Washington Dienstag 28. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

 

Western Conference

Nashville Predators vs. Chicago Blackhawks – Der große Favorit

Irgendwie können einem die Nashville Predators leidtun. Da spielt die Mannschaft unter dem neuen Trainer Peter Laviolette eine tolle Saison, ist zwischenzeitlich sogar das beste Team der NHL, und qualifiziert sich erstmals seit drei Jahren wieder für die Playoffs. Die Belohnung? Die Predators dürfen gleich in der ersten Runde gegen das vielleicht erfolgreichste Team der letzten Jahre antreten[6].

Ein neuer Forsberg und ein finnischer Rückhalt

Ende 2014 sah noch alles danach aus, als könnten die Predators einem Erstrundenmatch gegen die starke Konkurrenz aus Chicago und auch St. Louis aus dem Weg gehen. Noch Mitte Februar lag Nashville an der Spitze der Central Division, brach dann aber in Richtung der Playoffs förmlich ein. Ein Grund dafür ist die Abhängigkeit von Torwart Pekka Rinne.

Der Finne zeigte vor allem in den Monaten Oktober bis Dezember überragende Leistungen, und wurde von manchen Experten als ein MVP-Kandidat gesehen. Doch nach einer Knieverletzung im Januar begann auch Rinne zu schwächeln. Das Problem dabei: Die Predators haben keinen hochwertigen Backup. Mit der etatmäßigen Nummer zwei Carter Hutton war Nashville nur in 6 von 17 Spielen erfolgreich.

Auch Rookie Filip Forsberg ging zum Ende der regulären Saison etwas die Luft aus. Hatte der schwedische Neuling anfangs noch fast in jedem Spiel einen Punkt erzielt, so waren es im Kalenderjahr 2015 nur noch 28 Punkte in 46 Spielen. Das Forsberg trotzdem mit 63 Punkten die interne Scorerwertung der Predators gewann, verdeutlicht ein Problem von Nashville – die Offensive ist zu harmlos.

Vor allem das Überzahlspiel ist mit nur 16,2 Prozent unterdurchschnittlich. Das könnte daran liegen, dass die beiden Topverteidiger Roman Josi und Shae Weber zu lange auf dem Eis stehen müssen. Beide spielen knapp 26 1/2 Minuten pro Spiel (Plätze 4/5 der NHL) und müssen neben ihren Defensivaufgaben auch noch als Schlagschützen und Puckverteiler im Powerplay an der blauen Linie agieren. Die Blackhawks bekommen die wenigsten Strafzeiten aller Teams die in den Playoffs antreten, umso wichtiger wäre ein erfolgreiches Powerplay für Nashville.

Mit Kane und ganz viel Erfahrung

Die Blackhawks hatten sicherlich keine überragende reguläre Saison. Nur Platz drei in der Central Division und kein Heimrecht in der ersten Runde der Playoffs sind auf den ersten Blick eine kleine Enttäuschung. Berücksichtigt man aber, dass Patrick Kane seit Ende Februar fehlt, und dass die Blackhawks in den Vorjahren mindestens bis ins Western Conference Final kamen, dann relativiert sich die etwas durchwachsene Vorrunde.

Außerdem deutet ein guter Indikator für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit einer Mannschaft eindeutig daraufhin, dass die Blackhawks weiterhin ein Titelkandidat sind. Mit +40 ist das Torverhältnis Chicagos das Zweitbeste im Westen, hinter den St. Louis Blues. Die 189 Gegentore sind sogar ligaweiter Topwert[7]. Dennoch ist Torhüter Corey Crawford in Chicago nicht immer unumstritten. Aber auch wenn der 30-jährige nicht zu den absoluten Toptorhütern der Liga gerechnet wird, Crawford ist Stanley Cup-Sieger, und verfügt auf jeden Fall über genügend Erfahrung und Routine in den Playoffs.

Kapitän Toews will wieder den Stanley Cup - Screenshot Copyright Sport1 US HD

Kapitän Toews will wieder den Stanley Cup – Screenshot Copyright Sport1 US HD

Dazu sind die Blackhawks eines der tiefsten Teams der Liga. Toews, Hossa, Kane, Sharp, Shaw, Saad, Richards, Vermette, Versteeg und Bickel im Angriff, Keith, Seabrook, Hjalmarsson, Oduya und Rozsival in der Verteidigung bedeuten Qualität en masse. Im Gegensatz zum großen Rivalen aus Los Angeles hat Chicago ein ganz wichtiges Ziel erreicht. Die Blackhawks sind in den Playoffs, und können wieder eine ganz große Rolle bei der Titelvergabe spielen.

Tipp: Sorry Nashville. Die Blackhawks wären schon ohne Patrick Kane eine Nummer zu groß. Spielt der aber gleich zu Beginn der Serie[8], sind die Playoffs für die Predators schnell vorbei. Chicago in fünf Spielen.

Spiel 1: In Nashville Donnerstag April 16, 2:30 MEZ

Spiel 2: In Nashville Samstag 18. April, 3:30 MEZ

Spiel 3: In Chicago Sonntag April 19, 21:00 MEZ

Spiel 4: In Chicago Mittwoch 22. April, 3:30 MEZ

Spiel 5: In Nashville Freitag 24. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Spiel 6: In Chicago Sonntag 26. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Spiel 7: In Nashville Donnerstag 28. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Vancouver Canucks vs. Calgary Flames – Zwei Überraschungsmannschaften

British Columbia vs. Alberta, moderne Küstenstadt gegen Provinzmetropole, hippe Weltstadt contra eiskaltes Reiterstädtchen. Auf den ersten Blick haben Vancouver und Calgary wenig gemeinsam. Doch beide Städte dürfen sich darüber freuen, dass ihre Eishockeyteams relativ überraschend die NHL-Playoffs erreichen konnten.

Strafzeiten und schwedische Zwillinge

Die Canucks haben ein Problem. Mit fast elf Minuten pro Spiel, bekam Vancouver relativ viele Strafminuten aufgebrummt. Die Canucks hatten allerdings in der Vorrunde auch ein sehr gutes Gegenmittel für die vielen Strafen. 85,7 % Erfolgsquote im Unterzahlspiel sind gleichbedeutend mit dem zweitbesten Penalty Killing der gesamten NHL[9]. Trotzdem kassierten die Canucks mit 222 die zweitmeisten Gegentore der Playoff-Mannschaften im Westen[10].

Ein Grund für die vielen Gegentreffer war die Verletztenliste der Canucks. Die Verteidiger Alexander Edler, Christopher Tanev, Dan Hamhuis und Kevin Bieksa verpassten alle Teile der Saison. Auch Torwart Ryan Miller, der im Sommer neu nach Vancouver kam, verletzte sich im Februar. Doch Eddie Lack vertrat Miller gut, und im letzten Saisonspiel kam der langjährige Sabresgoalie Miller sogar wieder zum Einsatz. Für die Playoffs stehen Trainer Willie Desjardins vermutlich auch alle Verteidiger wieder zur Verfügung.

Im Angriff waren die Sedin-Zwillinge Hendrik und Daniel auch im dreizehnten Jahr in British Columbia zwei verlässliche Größen. Daneben konnten noch zehn weitere Spieler eine zweistellige Trefferzahl verbuchen, so dass die Canucks auch offensiv relativ ausgeglichen besetzt sind. Wichtig auch: Viele der Spieler verfügen über Playofferfahrungen, das ist 1000 km landeinwärts nicht der Fall.

Erfolgreich trotz schlechter Statistiken

Die NHL hat vielleicht als letzte der großen vier amerikanischen Ligen[11] den Wert der sogenannten Advanced Metrics verstanden. Wenn wir uns die Calgary Flames anschauen, dann könnte jedoch der Schluss nahe liegen, dass die NHL den neuen Statistiken und Auswertungen berechtigterweise skeptisch gegenüberstand. Die Flames sind nämlich erfolgreich, obwohl viele der modernen Analysewerte das genaue Gegenteil nahelegen.

So hat Calgary mit 27,5 Schüssen pro Spiel die wenigsten Schüsse aller Playoffteams aufs Tor abgegeben, und ligaweit sind sogar nur New Jersey und Buffalo schlechter.

Manchmal sagen Statistiken aber eben nicht alles über eine Mannschaft aus, und vor allem der Charakter eines Teams lässt sich nicht in Zahlen erfassen. Einen großen Charaktertest hatten die Flames beispielsweise ab Februar zu bestehen. Da riss sich Kapitän Mark Giordano den Bizeps und fiel für die verbleibenden 21 Saisonspiele aus. Doch Trainer Bob Hartley, bereits einmal Stanley Cup Sieger mit der Colorado Avalanche[12], gelang es auch nach diesem Schock das Engagement und die Einsatzbereitschaft der Flames hochzuhalten.

Und ein etwas moderner Wert spricht auf jeden Fall auch für die gute Moral der Flames. Mit 1557 geblockten Schüssen zeigten Calgarys Spieler die größte Bereitschaft der NHL, den eigenen Körper dem Gegner in den Weg zu werfen.

Außerdem sind auch die Flames im Angriff sehr ausgeglichen, und hatten elf Spieler mit zweistelliger Trefferzahl. Mit Sean Monahan und Jiri Hudler sind dabei sogar zwei Knipser im Kader, die beide je 31 Saisontore erzielten.

Ob der Deutsche David Wolf in den Playoffs zum Einsatz kommt ist noch offen. In der regulären Saison konnte der ehemalige Hamburger in drei Spielen keinen Punkt sammeln.

Tipp: Enger geht es kaum: Erzielte Tore Van 242, Cal 241 – Gegentore Van: 222, Cal 216 – dazu gewannen beide Teams zwei der direkten Duellen, dabei jeweils einmal auswärts und einmal in eigener Halle. Am Ende werden Nuancen den Unterschied machen. Die Flames schreiben weiter an ihrer Cinderella-Story und gewinnen in sieben Spielen.

Spiel 1: In Vancouver Donnerstag 16. April, 04:00 PM ET

Spiel 2: In Vancouver Samstag 18. April, 04:00 MEZ

Spiel 3: In Calgary Montag 20. April, 04:00 MEZ

Spiel 4: In Calgary Mittwoch 22. April, 04:00 MEZ

Spiel 5: In Vancouver Freitag 24. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Spiel 6: In Calgary Sonntag 26. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

Spiel 7: In Vancouver Donnerstag 28. April, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt

 

[1] übernahm am Dezember den Posten als Cheftrainer von Paul MacLean

[2] Bilanz 21-1-1

[3] 21 Tore – 45 Vorlagen – 66 Punkte

[4] Jamie Benn erzielte 9 Sekunden vor Ende des letzten Saisonspiels Punkt Nummer 87 und lag damit genau einen Zähler vor Tavares.

[5] Auch Backup Michael Neuvirth stand bereits bei den Capitals im Tor!

[6] Die LA Kings verpassten ja die Playoffs

[7] zusammen mit den Montreal Canadians

[8] Nach letzten Informationen aus Chicago könnte Kane bereits in Spiel eins auf dem Eis stehen.

[9] Platz 1: Minnesota Wild mit 86,3 %

[10] Nur Anaheim war mit 226 Gegentreffern noch schlechter.

[11] NFL, NBA, MLB, NHL

[12] Irgendwo musste ich die Avs erwähnen, wenn sie schon die Playoffs verpassen.

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