NHL Playoffs 2017 – Minnesota Wild vs. St. Louis Blues
Konträrer Saisonverlauf
Vor zwei Jahren duellierten sich Minnesota und St. Louis bereits in der ersten Runde der Playoffs. Die Wild siegten in sechs Spielen. Der direkte Vergleich in der Hauptrunde ging an St. Louis. Von fünf Partien entschieden die Blues drei für sich, einen davon nach Penaltyschießen. Das Torverhältnis war jedoch 14:11 für Minnesota.
Bruce Boudreau mal anders?
Normalerweise verläuft die Saison einer Mannschaft unter Bruce Boudreau wie folgt: Das Team spielt eine gute Hauptgründe, holt den Divisionstitel und weckt Hoffnungen auf die Meisterschaft. Anschließend ist in den Playoffs jedoch allerspätestens im Conference Finale Schluss. In Minnesota gibt es jetzt einen etwas anderen Saisonverlauf zu bestaunen. Nachdem die Wild zum Jahreswechsel souverän an der Tabellenspitze lagen, kam der Einbruch rund um die Trade Deadline. 14-13-3 lautete die Bilanz in den letzten 30 Spielen, bis dahin 35-12-5. Am Ende reichte es für den zweiten Platz in der Central Division und zumindest noch Heimrecht gegen St. Louis.
Trotz der durchwachsen letzten Monate sind die Kennzahlen der Wild immer noch sehr gut. 263 Saisontore sind die meisten in der Western Conference und mit 206 Gegentoren stellt Minnesota die siebtbeste Verteidigung. Summiert haben die Wild mit +58 das beste Torverhältnis im Westen. Auch die Faceoffs sind eine Stärke der Wild, 51,9 % gewonnene Anspiele ist die drittbeste Quote der verbliebenen Teams. Die Mitte des Eises ist nicht ohne Grund die Domäne von Minnesota. Mikko Koivu, Eric Staal und Martin Hanzal sind eines der ausgeglichensten Mittelstürmertrios in der NHL. Die ersten drei Reihen haben damit immer einen überdurchschnittlichen Center in ihrer Mitte.
Auch der Finne Mikael Granlund ist nominell ein Mittelstürmer, spielte aber in diesem Jahr auf außen. Mit 26 Toren und 69 Punkten stellte er nicht nur persönliche Bestleistungen auf, sondern war auch der erfolgreichste Spieler seiner Mannschaft. Eric Staal erlebte in den „Twin Cities“ eine Renaissance erzielte 28 Treffer und legte 37 Vorlagen auf. Auch Nido Niederreiter (25) und Jason Zucker (22) erzielten mehr als 20 Tore. Dazu kamen acht weitere Akteure mit 10+ Treffern. Minnesota hat also nicht nur auf Center, sondern auch auf den anderen Positionen einen sehr tief besetzten Kader. Das gilt auch für die Torhüterposition. Devan Dubnyk hielt 92,3 % der Schüsse auf seinen Kasten und kam damit auf einen Gegentorschnitt von 2,25.
Insider auf der Bank
Der Saisonstart von St. Louis verlief konträr zu dem der Wild. Am 1. Februar wurde Trainer Ken Hitchcock bei einer Bilanz von 24-21-5 entlassen. Spätestens als die Blues ihren besten Verteidiger Kevin Shattenkirk vor der Trade Deadline nach Washington abgaben, schien es so, als hätte man am Mississippi die Saison abgeschenkt. Doch dann liefen die Blues in Richtung Saisonende heiß und waren mit 22 Siegen das beste Team der NHL seit Anfang Februar.
Erneut war Vladimir Tarasenko der Spieler mit der besten Produktion in der Offensive. 39 Tore standen auf dem Konto des 25jährigen. Der Russe gab dazu noch 36 Vorlagen und landete mit seinen acht Siegtreffern auf Platz fünf der Liga. Obwohl außer Tarasenko noch neun andere Spieler[1] zehn oder mehr Tore erzielten, waren die 235 Tore der gesamten Mannschaft deutlich weniger, als bei Minnesota. Das lag auch an Verletzungen von wichtigen Spielern wie Paul Stastny und Robby Fabbri. Beide fehlen aller Voraussicht nach auch gegen die Wild.
Mit dabei ist Torhüter Jake Allen. Nach einem rabenschwarzen Januar mit mehr als vier Gegentoren pro Spiel, war Allen eine der wesentlichen Gründe für den guten Saisonendspurt. Nach dem Allstarbreak kassierte der 25jährige nur 1,85 Gegentore und hielt sehr gute 93,8 % aller Torschüsse. Im letzten Jahr war Brian Elliott noch die Nummer eins für St. Louis in den Playoffs. Der ist seit dem Sommer in Calgary und Allen muss jetzt zeigen, dass er in einer Endrunde seine Mannschaft tragen kann.
Besondere Brisanz bekommt die Serie durch Trainer Mike Yeo. Von 2011 – 2015 trainierte Yeo die Minnesota Wild. Ursprünglich sollte der Kandier erst im Sommer Hitchcock als Cheftrainer beerben, aber jetzt kann er seine intime Kenntnis des Gegner vielleicht direkt zum Vorteil seines neuen Arbeitgebers einbringen.
Tipp: Bruce Boudreau ist einer der besten Trainer in der Geschichte der NHL – in der regulären Saison. In den Playoffs sieht das anders aus. Die Formkurven der Teams bewegten sich in der letzten Saisonphase in unterschiedliche Richtungen. Dennoch bleibt Minnesota unglaublich gefährlich, weil die Mannschaft kaum ausrechenbar ist. Zu viele verschieden Spieler können Tore erzielen. Dazu ist Dubnyk den Druck als Nummer eins gewohnt, Allen nicht. Minnesota gewinnt in sieben Spielen.
[1] Inklusive Shattenkirk
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