NHL Playoffs 2017 – Western Conference Final – Anaheim Ducks vs. Edmonton Oilers
Raubtiere auf Entenjagd
Wie konnten sie soweit kommen?
Anaheim hatte es in den ersten beiden Runden mit den Teams aus Alberta zu tun. Nachdem die Flames in vier Spielen aus den Playoffs gefegt wurden, blieben die Enten im Division Final fast an den Oilers kleben. Nach zwei Heimniederlagen zum Auftakt drehte Anaheim die Serie, brauchte am Ende aber viel Glück und ein wenig lasche Regelauslegung um sich in sieben Partien gegen Edmonton durchzusetzen. Dank eines 1:7 in Spiel sechs, lautete das Torverhältnis in der Serie 21:24 für die Kanadier.
Auch Nashville begann die Endrunde mit einem Sweep. In Runde zwei kassierten die Predators ebenfalls ihre ersten Niederlagen, dennoch war der Erfolg in sechs Partien gegen die Blues kaum gefährdet. Nicht einmal zwei Tore ließ Nashville pro Partie zu, und hatte am Ende 15:11 Treffer erzielt.
Wie gut kennen sich die Teams?
Sehr gut, denn diese Serie gab es bereits im Vorjahr. Der Serienverlauf war ungewöhnlich, denn die ersten vier Spiele gingen alle an die Auswärtsmannschaft. Nach zwei Heimsiegen entschieden die Predators die entscheidende Begegnung mit 2:1 für sich. Auch 2011 gewann Nashville gegen Anaheim in sechs Spielen, obwohl die Ducks das besser platzierte Team waren.
Beide Mannschaften feierten in der Hauptrunde einen Kantersieg, Anaheim 6:1, Nashville 5:0. Das dritte Spiel gewannen die Ducks 4:3 nach Penaltyschiessen.
Was wird wichtig?
Die Anaheim Ducks profitierten gegen die Oilers vor allem von ihrer Erfahrenheit in engen Spielsituationen, denn in der vierten und fünften Partie siegte Anaheim in der Verlängerung. Bemerkenswert war dabei das Comeback in Spiel fünf. 3:16 Minuten vor Ende lagen die Ducks noch 0:3 hinten um dann doch noch mit 4:3 in der Nachspielzeit zu gewinnen. Gegen Nashville darf Anaheim sich keine Aussetzer in den ersten Dritteln leisten, denn die Predators gewinnen nach einer Führung fast immer. Sechs von Sieben Partien in diesen Playoffs gestaltete Nashville erfolgreich, wenn die Mannschaft das erste Tor erzielen konnte. Auch 2016 gelang es den Ducks nur in einer Begegnung nach einem Rückstand gegen die Mannschaft aus Tennessee das Spiel noch zu drehen.
Nachdem Pekka Rinne in Runde eins die Blackhawks zur Verzweiflung brachte, knüpfte er gegen St. Louis nahtlos an die überragenden Leistungen an. 1,86 Gegentore und eine Fangquote von 93,2 % waren erneut ganz starke Werte für den Finnen. Zwar gelang Rinne kein Shutout gegen die Blues, aber in drei Spielen griff er nur einmal hinter sich. Anaheim schoss im Durchschnitt 35,8 Mal pro Spiel auf das gegnerische Gehäuse. St. Louis kam nur auf 26,9 Versuche. Viele Torschüsse könnten ein probates Mittel gegen Rinne sein. Offen bleibt nur, ob es den Ducks überhaupt gelingt in aussichtsreiche Schusspositionen zu kommen, denn die Verteidigung von Nashville hält die gegnerischen Stürmer weit vom eigenen Kasten entfernt. Es wird spannend zu sehen welcher Stil sich im Finale des Westens durchsetzt. Die eher defensive Taktik der Predators, oder das in den aktuellen Playoffs eher offensivere Spiel der Ducks.
Wer macht die Tore?
2/3 der 21 Tore gegen Edmonton erzielten nur drei Stürmer der Ducks. Jakob Silfverberg (5), Ryan Getzlaf (5) und Rickard Rakell (4) bildeten mehr als die Basis für den Einzug ins Conference Final. Dahinter streuten noch sieben andere Spieler je einen Treffer bei. Die drei genannten Angreifer sind auch die Topscorer in den Playoffs insgesamt, wobei Getzlaf mit 15 Punkten in elf Partien bisher etwas herausragt. Im direkten Vergleich mit den Predators fällt auf, dass die Verteidiger von Anaheim bisher nur drei Treffer erzielten. Rückkehrer Cam Fowler war gegen die Oilers sogar der einzige Defensivakteur mit einem Erfolgserlebnis.
Ganz anders dagegen die Situation in Nashville. Ryan Ellis, Roman Josi und P.K. Subban erzielten zusammen sechs Tore gegen St. Louis. Routinier James Neal war mit drei Treffern neben Ellis der erfolgreichste Torjäger in der Music City. Sieben weitere unterschiedliche Torschützen zeigen, dass auch Nashville einen ausgeglichen und gefährlich besetzten Kader hat. Auch gegen Anaheim muss sich das Scoring auf viele Schultern verteilen, denn den einen überragenden Akteur wie Getzlaf findet man in Nashville bisher nicht. Wobei ein Filip Forsberg in der regulären Saison mit acht Toren in drei Spielen bereits zeigte, dass auch er mehrfach in einem Spiel treffen kann.
Überzahl oder Unterzahl?
Sowohl im Powerplay, wie auch im Penalty Killing liegen die Vorteile bei Nashville. 20 % Überzahlquote sind ein solider Wert. Die Ducks liegen nur bei 13,9 %. Noch deutlicher ist die Diskrepanz im Unterzahlspiel. Während Nashville starke 87,5 % der Situation mit weniger Spielern auf dem Eis ohne Gegentreffer überstand, liegen die Ducks weiterhin bei sehr schlechten 69 %. Dazu kommen die vielen Strafen – mehr als 15 Minuten pro Partie werden gegen die Ducks verhängt – so dass die Gegner auch häufig Gelegenheit bekommen, diese Schwäche auszunutzen. P.K. Subban und seine Kumpel von der blauen Linie werden sich freuen.
Zuhause oder Auswärts
Die Ducks verloren als bestes Heimteam der regulären Saison direkt beide Spiele im Honda Center gegen Edmonton. In den richtungsweisenden Partien fünf und sieben konnte dann zumindest das Heimrecht ausgenutzt werden. Nashville ist heuer noch ohne Heimniederlage in den Playoffs. Die beeindruckenden Nationalhymnen und das laute Publikum sorgen bis jetzt für einen echten Vorteil in der Bridgestone Arena. Nashville ist in den ersten beiden Runden sehr gut damit gefahren, erst auswärts antreten zu müssen, um die Serie dann zuhause (vor) zu entscheiden.
Wer gibt die Anweisungen?
Mit Randy Carlyle und Peter Laviolette treffen in den Western Conference Finals zwei sehr erfahrene Trainer aufeinander. Beide gewannen bereits einmal den Stanley Cup. Obwohl er neun Jahre jünger ist, hat Laviolette 32 Spiele mehr in den Playoffs gecoacht, als Carlyle. Zudem führte der Amerikaner nach dem Erfolg 2006 mit Carolina auch die Flyers 2010 zumindest bis ins Stanley Cup Finale. Der Druck liegt eindeutig bei Carlyle, der nur nach Anaheim zurückgeholt wurde, um mit diesem Kader noch einmal die Meisterschaft zu gewinnen. Mit Ausnahme von Pekka Rinne sind alle Leistungsträger bei Nashville jünger und haben die besten Jahre noch vor sich. 2017 wird nicht die letzte Chance für Laviolette sein, dieses Team zum Titel zu führen.
Wer spricht deutsch?
Das direkte Duell der beiden deutschen Leon Draisaitl und Korbinian Holzer gab es in der letzten Runde nur ganz selten zu sehen. Holzer fehlte drei Spiele, weil er zwischendurch aus privaten Gründen zurück nach Deutschland geflogen war. Der Münchner stand nur in zwei Begegnungen gegen Edmonton auf dem Eis. Dabei reichte es maximal zu 8:07 Minuten Spielzeit, und beide Partien gingen verloren. Holzer hat Stand heute keine guten Karten auf viel Eiszeit.
Wie geht es aus?
Auf Seiten von Nashville spielt der beste Torwart dieser Playoffs, die Mannschaft hat die tiefste und torgefährlichste Verteidigung, der Trainer ist erfahren und hat bereits Erfolge gefeiert, die Special Teams sind besser und die Zuschauer machen jedes Heimspiel der Predators zu einer großen Herausforderung für die Gästeteams. Der Favorit der Offseason ist zum genau richtigen Zeitpunkt in Topform und alles spricht dafür, dass auch Anaheim nichts dagegen ausrichten kann. Die Ducks werden sich sicher nicht kampflos ergeben, aber der zusätzliche Einsatz könnte erneut zu vielen Strafen führen. Anaheim hat zwar nach fünf erfolglosen Versuchen endlich ein siebtes Spiel gewonnen, jedoch ist die Mannschaft nicht mehr so gut besetzt wie in den letzten Jahren. Zudem zeigte Torhüter John Gibson bereits die eine oder andere Schwäche. Nashville siegt in sechs Spielen.
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