NHL Playoffs 2017 – Stanley Cup Final – Pittsburgh Penguins vs. Nashville Predators
Repeat oder Premiere?
Wie konnten sie soweit kommen?
Nach einer leichten ersten Runde mit nur fünf Spielen gegen Columbus, mussten die Penguins in den Division und Conference Finals über die volle Anzahl von sieben Spielen gehen. In der Serie gegen Ottawa erzielte Chris Kunitz sogar erst in der zweiten Verlängerung den Siegtreffer. Dank eines 7:0 in Spiel fünf lautete das Torverhältnis 17:13 für die Pinguine.
Nashville benötigte in der Auftaktrunde sogar nur vier Spiele um die Chicago Blackhawks in den Sommerurlaub zu schicken. In den beiden folgenden Serien gewannen die Predators nach jeweils sechs Begegnungen. Das Torverhältnis im Conference Finale gegen die Anaheim Ducks war 19:15.
Die Penguins waren 2008-2009 zusammen mit den Detroit Red Wings die letzte Mannschaft die eine Finalserie in zwei Spielzeiten hintereinander erreichen konnte. Nashville qualifizierte sich in diesem Jahr erstmals für das Finale im Westen, und damit auch erstmals für die Finalserie der National Hockey League.
Wie gut kennen sich die Teams?
Da es die erste Finalteilnahme von Nashville ist, und beide Teams in ihrer Geschichte immer in unterschiedlichen Conferences gespielt haben, so gut wie gar nicht. Den ersten Vergleich in der regulären Saison im Oktober gewann Nashville mit 5:1. Das zweite Saisonspiel gegeneinander entschieden die Penguins zuhause mit 4:2. Allerdings fand das letzte Spiel Ende Januar statt, zu einer Phase, als die Predators gerade erst begannen, ihr wahres Potenzial zu zeigen.
Was wird wichtig?
Seit dem Saisonbeginn 2015/16 absolvierten die Penguins 207 Spiele in der regulären Saison und den Playoffs zusammengerechnet. Dazu kommen noch die Begegnungen der besten Spieler beim Worldcup of Hockey im letzten Spätsommer. Die Predators kommen zwar auch auf stattliche 194 Spiele, aber die 13 Partien weniger könnten im Finale den Ausschlag geben. Bei Pittsburgh fehlen aktuell Kris Letang, Tom Kühnhackl, Chad Ruhwedel und Patric Hornqvist. Trevor Daley, Justin Schultz, Sidney Crosby, Bryan Rust, Matt Murray, Conor Sheary, Chris Kunitz und Carl Hagelin setzten alle ein oder mehr Spiele in diesen Playoffs wegen einer Verletzung aus.
Den Predators fehlen auf jeden Fall Kevin Fiala und Ryan Johansen. Mannschaftskapitän Mike Fischer trainierte nach seiner Verletzung am Donnerstag wieder mit der Mannschaft. Auch Flügelstürmer Craig Smith könnte zur Finalserie wieder einsatzbereit sein. Die Fitness der Spieler wird einer der entscheidenden Faktoren in den Stanley Cup Finals. Die Jugend und die geringere Anzahl der Spiele in den letzten zwei Jahren sprechen eher für die Predators. Außerdem hatte Nashville seit dem Sieg gegen die Anaheim Ducks eine komplette Woche Pause zur Regeneration.
Interessant wird auch der Vergleich auf der Torhüterposition. Pekka Rinne wirkte nach den überragenden Leistungen gegen Chicago und St. Louis wieder etwas anfälliger. In Spiel zwei erzielten die Ducks fünf Treffer gegen den Finnen. Auch in der entscheidenden sechsten Begegnung ermöglichte Rinne Anaheim nach 2:0 und 3:1 noch einmal den Ausgleich (auch wenn der unter gütiger Hilfe der Schiedsrichter zustande kam, die nicht auf Torwartbehinderung entschieden). 2,23 Gegentore pro Spiel und eine Fangquote von 92,5 % waren die bisher schlechtesten Werte von Pekka Rinne in diesen Playoffs.
Bei den Penguins vollzog sich in den Conference Finals erneut ein Wechsel im Tor. Nach vier Gegentreffern im ersten Drittel von Spiel drei durfte Marc-André Fleury auf der Bank Platz nehmen. Seitdem steht – wie bereits 2016 – Matt Murray im Kasten von Pittsburgh. In fünf Spielen kassierte der Rookie (auch wenn Murray letzte Saison den Cup gewann, ist er offiziell noch Neuling) nur 1,35 Tore im Durchschnitt und hielt 94,6 % der Schüsse von Ottawa. Im Tor ist Pittsburgh besser aufgestellt und hat auch die ausgeruhteren Spieler. Kann das die fehlende Frische in den anderen Mannschaftsteilen ausgleichen?
Wer macht die Tore?
Mannschaftskapitän Crosby war mit drei Toren der beste Pinguin in der Finalserie im Osten. Crosby, Phil Kessel und Evgeni Malkin haben bisher jeweils sieben Treffer in den Playoffs erzielt. Bester Torschütze ist weiterhin Jake Guentzel mit neun Treffern. Der Rookie wartet aber seit acht Spielen auf ein Erfolgserlebnis und blieb die kompletten Eastern Conference Finals ohne eigenen Treffer. Olli Maatta und Chris Kunitz rückten dafür ein wenig in den Vordergrund, beide trafen doppelt gegen die Senators. Vor allem die vier Tore durch Verteidiger waren eine willkommene Entlastung der Offensive. Gerade gegen die torgefährliche Abwehr von Nashville würden weitere Treffer von Defensivakteuren Pittsburgh sehr helfen.
Filip Forsberg war der überragende Offensivspieler der Predators im Finale der Western Conference. Fünf Tore erzielte der Schwede in sechs Partien. Austin Watson machte die ersten vier Treffer seiner Playoffkarriere allesamt gegen die Ducks. Colton Sissons sicherte den Erfolg im letzten Spiel mit einem Hattrick, und auch James Neal traf in der Serie wieder doppelt. Im Gegensatz zu den vorherigen Runden konnte die Verteidigung von Nashville nur zwei Treffer gegen Anaheim besteuern, dafür gab aber z.B. Matthias Ekholm fünf Vorlagen.
Der Ausfall von Center Ryan Johansen schmerzt, aber die Predators haben weiterhin genug Torgefahr im Kader, um auch die letzte Hürde auf dem Weg zum Titel zu überspringen.
Überzahl oder Unterzahl?
Gegen Anaheim war das Überzahlspiel einer der Schwachpunkte im Spiel von Nashville. Zwei Treffer in 22 Versuchen entsprechen nur einer Erfolgsquote von 9,1 %. Gegen die Penguins müssen die Predators ihre Überzahlsituationen auf jeden Fall besser nutzen.
Pittsburgh verwertete gegen Ottawa jede dritte Überzahlsituation zu einem Tor. Selbst ohne die drei Treffer in drei Powerplays beim 7:0 lag die Quote immer noch bei starken 20 %.
In Unterzahl agierten beide Teams in den Conference Finals sehr gut. Predators und Penguins ließen jeweils nur ein Gegentor in Unterzahl zu. Die Quoten lagen bei 88,9 für Nashville und 95 % für Pittsburgh.
Zuhause oder Auswärts
Pittsburgh hat in den Playoffs eine Bilanz von 7-3 in der heimischen PPG Paints Arena und 5-4 auf fremden Eis. Nashville gewann auch sieben Spiele zuhause in der Bridgestone Arena, verlor aber nur Spiel vier gegen Anaheim. Auswärts lautet die Bilanz der Predators bisher fünf zu drei. Nashville begann alle drei Serien in diesen Playoffs mit einem Erfolg in fremder Halle. Spiel eins wird damit für beide Mannschaften große Bedeutung haben.
Wer gibt die Anweisungen?
Fünfzig Playoffspiele hat Mike Sullivan in seiner Karriere bisher die Verantwortung hinter der Bande gehabt. Peter Laviolette kann auf 118 Partien in der Endrunde zurückblicken. Beide haben in diesem Jahr bereits Großes geleistet. Während Sullivan die vielen verletzungsbedingen Ausfälle in seiner Lineup kompensieren musste, hat Laviolette die Predators erstmals über die zweite Runde hinausgeführt. Die Erfahrung spricht für Laviolette, aber Sullivan könnte der erste Trainer nach Scotty Bowman 1997/1998 werden, dem es gelingt erfolgreich den Titel zu verteidigen. Ein wirklicher Vorteil für eine der beiden Mannschaften ist auf der Trainerposition nicht zu erkennen.
Wer spricht deutsch?
Leider fällt Tom Kühnhackl seit dem sechsten Spiel der Division Finals verletzt aus. Der Landshuter zog sich gegen die Capitals eine der berühmten ominösen “Lower Body Injuries” zu. Was genau sich hinter dieser Verletzung verbirgt ist unklar. Im Moment sieht es nicht so aus, als könnte Kühnhackl in den Stanley Cup Finals noch einmal aktiv eingreifen. Da er aber vorher bereits genügend Spiele absolviert hat, würde sein Name bei der zweiten Meisterschaft in Folge erneut auf der berühmtesten Trophäe der Sportwelt eingraviert werden.
Wie geht es aus?
Der Titelverteidiger schleppte sich auf dem Zahnfleisch über sieben Spiele gegen Ottawa ins Finale. Nashville hatte ebenfalls eine harte Serie gegen die Ducks zu ertragen, aber verglichen mit Anaheim spielt Pittsburgh deutlich weniger physisch. Die Penguins sind ein technisch versiertes Team, vergleichbar mit den Blackhawks in Runde eins. Ganz so deutlich werden die Finals aber nicht ausgehen. Im Tor könnte Matt Murray die Zwangspause zu Beginn der Playoffs jetzt zu Gute kommen. Er ist frischer als Pekka Rinne und weiß mit Fleury auch einen sehr guten Backup hinter sich. Dennoch ist die überragende Verteidigung der Predators für mich der entscheidende Faktor. Smashville wird Partyville. Nashville siegt in sechs Spielen.
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1 Comment
ucantwin
about 7 Jahren agoSehr cooler Beitrag - selten solch hochwertigen Content im Netz zum Thema gefunden. Bin zwar an und für sich nicht der größte Eishockey Fan auf dem Planeten, wollte an dieser Stelle aber als Texter, der ich auch hobbymäßig bin, mal ein großes Lob an den Autor dieses Artikels aussprechen! Keep up the great job!
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