NHL Playoffs 2018 – Stanley Cup Sieger – Washington Capitals
Endlich am Ziel
Die Washington Capitals haben das Finale um den Stanley Cup gegen die Vegas Golden Knights gewonnen. Durch ein 4:3 im entscheidenden fünften Spiele gewannen die Capitals den ersten Titel in der Vereinsgeschichte und die erste Meisterschaft für eine Mannschaft aus Washington in einer der vier großen nordamerikanischen Ligen seit 1992.
Die anderen Capitals
Diese Capitals waren anders. Diese Capitals waren nicht die Franchise die in 43 Jahren NHL nur einmal das Stanley Cup Finale erreichen konnte, um dann keinen einzigen Sieg feiern zu können. Diese Capitals waren nicht die Mannschaft, die seit der Ankunft von Alexander Ovechkin zur Saison 2005/06 zwar dreimal die Presidents Trophy gewinnen, aber nie das Conference Finale erreichen konnten. Diese Capitals waren nicht das Team, das in drei Vergleichen mit den Penguins und Sidney Crosby keine Serie gewinnen konnte, während Pittsburgh danach immer die Meisterschaft feierte. Diese Capitals waren auch nicht die Spieler, die im ersten Finale eine 4:3-Führung im Schlussdrittel noch aus der Hand gegeben hatten.
Als die letzten zwanzig Minuten von Spiel fünf begangen, sah es so aus, als würde die Serie zwischen Vegas und Washington in die Hauptstadt zurückkehren. Zwei Führungen hatten die Capitals verspielt und die Knights wurden von ihrem enthusiastischen Publikum begeistert angefeuert. Doch in diesen Playoffs war alles anders. Es waren nicht die Capitals, die kurz vor dem entscheidenden Schritt doch wieder versagten.
Rückstand in allen Serien
Im Grunde war Spiel fünf eine Art Zusammenfassung der Playoffs. Die Capitals lagen in allen vier Serien hinten, kamen aber trotzdem immer wieder zurück. Vor allem in der ersten Runde, nach zwei Auftaktniederlagen nach Verlängerung gegen die Columbus Blue Jackets, und im Eastern Conference Finale, nachdem Washington eine 2-0-Führung verspielt hatte, und bei 2-3-Serienstand kurz vor dem Aus stand, zeigte die Mannschaft von Barry Trotz, dass sie anders war, als all die anderen Editionen der Capitals zuvor. Wo die Mannschaft früher nervös wurde, verkrampft wirkte und ein ums andere Mal wie paralysiert dem eigenen Saisonende entgegentaumelte, da schien in dieser Saison der gegenteilige Effekt einzusetzen. Vollkommen fokussiert, diszipliniert und mit vollem Einsatz aller Spieler und Mannschaftsteile drehte Washington jede Serie.
Rollenspieler mit großen Momenten
Dabei waren es in vielen Spielen nicht die Superstars aus den ersten beiden Reihen, die für die entscheidenden Momente sorgten. In Spiel fünf glich Devante Smith-Pelly im letzten Drittel mit seinem siebten Tor in den Playoffs zum 3:3 aus. Smith-Pelly, der noch in der Auftaktpartie der Finalrunde mit einem Fehler die Niederlage eingeläutet hatte. Auch individuell ließen sich die Capitals nicht von misslungenen Aktionen zurückwerfen – akzeptieren, lernen und stärker zurückkommen.
Das Siegtor erzielte Lars Eller, der erste Däne, der den Stanley Cup gewinnen konnte, und nur die Nummer drei in der Hierarchie der Center in Washington nach Evgeny Kuznetsov und Nicklas Backstrom. Aber Egos oder persönliche Interessen waren kein Thema bei den Washington Capitals 2017/18. „ Ich habe noch nie ein Team so zusammenkommen sehen, wie dieses“, sagte T.J. Oshie gegenüber ESPN nach dem Finale. „Ich habe noch nie diesen Einsatz von Anfang bis zum Ende gesehen, wie wir ihn hatten.”
Auch auf der Torhüterposition zeigten sich dieser Zusammenhalt und dieses Engagement. Braden Holtby akzeptierte zu Beginn der Playoffs seine Rolle als Backup. Als er dann seine Chance bekam, zeigte er zuverlässige und sichere Leistungen. Philipp Grubauer dagegen rückte ohne zu murren ins zweite Glied, unterstützte seinen direkten Konkurrenten und die Mannschaftskollegen trotzdem von der Bank und ist am Ende der vierte Deutsche, dessen Name auf der bekanntesten Trophäe der Sportwelt eingraviert wird.
Der Kapitän geht voran
Und dann war da noch Ovi. Der Sündenbock. Der Erfolglose. Typisch Europäisch, typisch russisch waren die Vorwürfe. „Fernsehexperten“ wie Ex-Trainer Don Cherry hatten sich seit dem Debut von Ovechkin vor 13 Jahren am Russen abgearbeitet. Immer wenn die Capitals scheiterten, dann war Alex Ovechkin vor allem in den Augen der kanadischen Medien der Hauptgrund. Doch auch Ovechkin war in diesen Playoffs ein Anderer, oder vielleicht auch nicht.
Enthusiastisch wie ein Teenager bejubelte er seine eigenen Treffer und die seiner Mitspieler. Mit vollem Körpereinsatz setzte der Flügelstürmer beim Forechecking seine Gegenspieler unter Druck und war sich auch nicht zu schade sich in gegnerische Schüsse zu werfen. Ovechkin zeigte seine Emotionen permanent, blieb aber trotzdem voll fokussiert auf das eine ersehnte Ziel. Stand er nicht auf dem Eis, dann schwor der Kapitän seine Mitspieler immer wieder ein und gab Anweisungen. Dazu war der beste Torjäger seiner Generation auch in seiner sportlichen Funktion als Torjäger ein Vorbild. Im entscheidenden Spiel brachte Ovechkin seine Mannschaft zwischenzeitlich mit seinem Markenzeichen mit 2:1 in Führung. Die Direktabnahme links vom Tor, der klassische Ovechkin.
Als Beigabe zum Stanley Cup gab es für Ovechkin auch noch die Conn Smythe Trophy für den wertvollsten Spieler der Playoffs. Nach 1003 regulären Saisonspielen und 121 Playoffpartien müssen seine Kritiker jetzt verstummen. Keine vorwurfsvollen Vergleiche mehr für Ovechkin, seine Capitals und er sind am Ziel. Endlich.
by
No Comments