Hannover Halbmarathon – Der Tempohase macht Gehpause

Eine Empfehlung beim Lauftraining ist, möglichst abwechslungsreich zu laufen. Zur Abwechslung habe ich mich also mal spontan für einen Halbmarathon angemeldet.

Bisher war ich bei meinen Rennen mehr oder weniger als Solist gelaufen. Ich hatte zwar bei zwei Marathonrennen eine Begleitung, sonst war aber immer der Kampf „Mann gegen Uhr“ angesagt. Das sollte sich an diesem Wochenende ändern. Erstmals war ich als Tempohase für einen Freund aktiv. Allerdings war „nur“ die halbe Distanz zu absolvieren. Der Halbmarathon in Hannover stand auf dem Programm. Das Ziel war irgendetwas unter zwei Stunden, idealerweise unter 1:55 h. Aufgrund der spontanen Teilnahme am „Halben“, war die Form und Vorbereitung aber nicht ganz ideal. Doch es ging für mich ja schließlich nicht um eine Bestzeit.

Also wurde gutgelaunt Sonntagmorgen der ICE nach Wien bestiegen, nur um nach einer guten Stunde Fahrtzeit dann doch knapp vor Wien, in der alten hannoverschen Heimat, wieder aus dem Zug zu fallen.

Es folgte der übliche Läufertrott vorm Rennstart: Treffpunkt finden, Startnummer befestigen, Abkleben, Eincremen, GPS-Uhr an, Startbeutelabgabe, anstehen am Dixi und in den Startblock klettern. Alles funktionierte einwandfrei. Nur die Temperatur hatte bereits sommerliche Werte erreicht. Die vorhergesagte „starke Bewölkung“ hatte die Strecke anscheinend nicht gefunden.

So ging es pünktlich um 10:30 Uhr auf die kleine Runde durch Hannover. Der Start war sehr entspannt, und wir konnten sofort im geplanten Tempo von 5:20/k laufen. Das einzige Missgeschick der Anfangskilometer war, dass ich mir bei der ersten Verpflegungsstelle ein Gel holte und aufriss, nur um dann festzustellen, dass ich ja eigentlich erst ein paar Kilometer später mit Verpflegung beginnen wollte. Eine halb geöffnete Geltüte bei 25° über ein paar Kilometer durch die Gegend zu tragen hat auch etwas, vor allem klebriges.

Die Stimmung an der Strecke war auf jeden Fall gut. Zahlreiche Zuschauer feuerten die Athleten an. Vor allem die markanten Punkte wie Aegi, Kröpcke und der Bahnhofsvorplatz waren gut besucht. Schade, dass wir unseren Fotoservice erst bemerkten, als wir schon zehn Meter weitergelaufen waren. Umdrehen konnten wir natürlich nicht, das Erinnerungsfoto war also futsch.

Eine Besonderheit der Marathonveranstaltung in Hannover ist, dass die Marathonläufer immer mal wieder parallel zur Strecke der Halb-Marathonis laufen. Nach einiger Zeit geht es für die Langstreckler wieder auf ihren eigenen Bereich. Ich habe mir vorgestellt, wie ich mich fühlen würde, wenn ich bei Kilometer 34 noch einmal nach rechts in die Herrenhäuser Gärten abbiegen dürfte, die große Masse der Läufer aber links auf die letzten 3 KM des Halbmarathons einschwenkt – Furchtbar. Da entschädigt es die Marathonläufer vermutlich auch nicht, dass die schönsten bzw. grünsten Streckenabschnitte eindeutig auf der Marathondistanz liegen. Wer Leinemasch, Zooviertel und die angesprochenen königlichen Gärten zu Herrenhausen als Aktiver kennenlernen möchte, der muss wohl oder übel auch die Königsdisziplin der Leichtathleten schaffen.

Für uns waren aber keine zusätzlichen Schwenker eingeplant. Wie ein Uhrwerk spulten wir alle Kilometer bis zur Universität ab. Dort hatte ich aber dann plötzlich Probleme. Die Pulswerte spielten verrückt und ich musste ein wenig Tempo rausnehmen. Nach einer kurzen Gehpause an einer Verpflegungsstelle ging es dann aber wieder weiter. Der Igel, den ich als Hase eigentlich ziehen sollte, war aber schon weit enteilt. Jetzt galt es nur noch eine halbwegs respektable Endzeit zu erreichen.

Auf dem letzten Kilometer gelang es mir dann auch noch wieder schneller zu werden, und so blieb ich am Ende doch noch unter 1:55 h. Im Ziel wurde ich dann von meinem Laufpartner empfangen. Der hatte sein Debüt eine knappe Minute schneller absolviert.

Ausdrücklich loben möchte ich hier den neuen Zielbereich in Hannover. 2009 hatte ich bei meiner Premiere noch so wenig Platz im Ziel, dass ich fast stehenbleiben musste. Nach einem starken Schlusssprint ist das nicht unbedingt eine gute Idee. In diesem Jahr war dagegen ausreichend Auslauffläche vorhanden.

Unzureichend war dagegen mal wieder die Beschilderung in Hannover. Wie schon im Niedersachsenstadion, so weigerte man sich auch im Erfrischungs- und Verpflegungsbereich nach dem Ziel hartnäckig, Schilder oder Fahnen aufzustellen. Die Suche nach Bananen, Salzgebäck und Keksen gestaltete sich dadurch ähnlich schwierig, wie die Suche nach dem richtigen Eingang bei einem Konzert. Einzig der Sponsor der isotonischen, bayrischen Kaltgetränke hatte großzügig ausgeschildert. Trotzdem konnten wir uns ausreichend gestärkt auf den Weg zu den Kleiderbeuteln und Duschen machen.

Der Service und die Platzverhältnisse dort waren dann wieder sehr gut. Schon kurze Zeit später machten wir noch ein paar Erinnerungsfotos im Zielbereich und sahen die ersten Läuferinnen und Läufer des Zehnkilometerlaufs. Der nächste ICE nach Norden brachte mich dann erschöpft, aber um eine Lauferfahrung reicher, wieder nach Hause.

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