Defense in Denver
In den beiden letzten Spielzeiten in der NBA verpassten die Denver Nuggets die Playoffs jeweils nur um ein Spiel. Bei den Analysen in der Sommerpause wurde vor allem die Defensive als einer der Schwachpunkte ausgemacht, Das Defensive Rating der Nuggets lag 2017/18 bei 109,9. Das war gleichbedeutend mit Platz 23 von 30 NBA-Teams. Nur die Minnesota Timberwolves und die Cleveland Cavaliers hatten ein schlechteres Defensive Rating und erreichten dennoch die Playoffs. „Wir haben nach dem Saisonende zwei Wochen damit verbracht zu analysieren, wie wir besser werden können“, sagte Trainer Michael „Mike“ Malone über die Arbeit in der Offseason.
Mehr gegnerische Dreier, aber weniger Treffer
Ein Ansatzpunkt waren dabei die gegnerischen Würfe jenseits der Dreipunktelinie. Auch in dieser Saison setzt sich der Trend zu mehr Dreiern in der NBA fort. Denver war 2017/18 das schlechteste Team der Liga, wenn es darum ging Distanzwürfe zu verteidigen. 37,8 % trafen die Gegner der Nuggets im letzten Jahr. „Wie können wir nicht das Team sein, das auf Platz 30 bei der Verteidigung von Dreipunktwürfen liegt“, fragte sich Malone mit seinem Trainerteam.
Als Antwort auf diese Frage wurde das Thema Kommunikation identifiziert. Mit einer ganz besonderen Art des Trainings wollten die Coaches ihre Spieler dazu bringen, in der Verteidigung mehr miteinander zu reden. „Die ersten Einheiten waren sehr interessant“, sagte Torrey Craig im Oktober gegenüber Sportradio360. „Wir hatten eine Übung erfolgreich durchgeführt, aber die Trainer ließen uns noch einmal eine Wiederholung durchlaufen. Es dauerte ein paar Minuten bis wir merkten, dass jeder Wiederholung ein Angriff voranging, in dem die Verteidigung kein Wort miteinander gewechselt hatte. Es war offensichtlich. Wir sollten mehr miteinander sprechen, uns gegenseitig helfen.“ „Quit drill“ wurde zum Spitznamen dieser Trainingsform.
Und der Nutzen der Übung spiegelt sich auch auf dem Parkett wieder. Zwar lassen die Nuggets in dieser Saison mehr Dreipunktewürfe zu – 32,1 gegenüber 28,1 -, aber die Gegner treffen wesentlich schlechter, als noch in der letzten Saison. Mit 31,7 % rangiert Denver aktuell auf Platz eins der NBA bei der Quote der gegnerischen Dreier. Durch die Hilfe und Mitarbeit aller Spieler, sind die Würfe nicht mehr offen sondern „contested“. Ein Verteidiger ist in der Nähe und hat idealerweise sogar eine Hand im Gesicht des Werfers.
Hilfe für den Superstar
Das zweite Problem der Nuggets war Nikola Jokic. In der Offensive gehört der Serbe zu den vielseitigsten Spielern auf der Centerposition. Defensiv war Jokic vor allem beim Pick-and-Roll ein Angriffspunkt der gegnerischen Offensive. Der „Joker“ verzockte sich. Jokic war oft zu weit weg vom Werfer, so dass dieser per offenem Mitteldistanzwurf oder Dreier treffen konnte. Rückte er etwas aus der Zone heraus, zog der schnellere Guard an ihm vorbei und vollendete am Korb.
Durch die verbesserte Kommunikation untereinander rotieren die Nuggets in der Verteidigung aber in dieser Saison wesentlich besser. Jokic kann somit den ballführenden Spieler aktiv unter Druck setzen, ohne dass hinter ihm zu große Lücken entstehen.
Einsatz, Einsatz, Einsatz
Alle Änderungen der Nuggets funktionieren nur, weil die Spieler das Konzept verinnerlicht haben. Die Einsatzbereitschaft zeigt sich dabei auch in zwei weiteren Zahlen. Denver sichert sich bisher mehr Bälle in Loose-Ball-Situationen als 2017/18 – 9,2 statt 8,6 – und reduzierte die gegnerischen Würfe insgesamt auf 85,2 statt 86,4. Letzteres ist umso bemerkenswerter, da die Pace in dieser Saison ligaweit deutlich zugenommen hat. Die Nuggets verteidigen Wurfversuche also nicht nur deutlich besser, sie lassen ihre Gegner vermehrt gar nicht mehr zum Wurf kommen.
Offensive konserviert
Durch den Fokus auf die Verbesserung der Defensive hat der Angriff von Denver nur wenig gelitten. Aktuell befinden sich die Nuggets mit 12,3 Punkten pro 100 Angriffen immer noch auf Rang sieben der NBA (2017/18 112,5 Rang sechs). Die eigene Wurfquote ist von 47 % auf 46,2, und die Dreierquote von 37,1 auf 34,2 gefallen. Das exzellente Teamplay konnte Denver aber sogar noch einmal verbessern. 26,7 Assist sind der drittbeste Wert hinter den Warriors und Pelicans, letzte Saison waren es noch 25,1 Vorlagen und Platz fünf.
Mit einer Bilanz von 20-9 führen die Denver Nuggets im Moment die Western Conference an. Gelingt auch im Rest der Saison der Spagat zwischen aktiverer Verteidigung und fließender Offensive, dann sehen die Fans in der Mile High City erstmals seit 2013 wieder Playoffbasketball.
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