DFB-Pokal Finale Borussia Dortmund – Bayern München 0:2 n.V.

Eine Saison der Rekorde wurde gekrönt. Der FC Bayern München hat gegen Borussia Dortmund das DFB-Pokal Finale in Berlin mit 2:0 gewonnen. In einem taktisch geprägten Spiel siegten die Münchner vor 76197  im ausverkauften Olympiastadion erst nach Verlängerung. Während für die Bayern damit die Krise der letzten Wochen vergessen war, haderten die Dortmunder vor allem mit einer Schiedsrichterentscheidung.

Bayern außer Form – Dortmund locker und Favorit

Die Vorzeichen waren dabei ausnahmsweise umgekehrt. Die Bayern waren seit dem Gewinn der Meisterschaft, am 25. März bezeichnenderweise in Berlin, immer mehr außer Form geraten. Erst hatten die Münchner gegen Augsburg die erste Niederlage seit 53 Spielen in der Bundesliga kassiert. Dann waren die Bayern im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid ausgeschieden, und hatten dabei im Rückspiel eine deutliche 0:4-Schlappe einstecken müssen. Auf das Team, aber vor allem auf Trainer Pep Guardiola war eine unglaubliche Welle an Kritik eingeprasselt. Bis zum vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft wurde der Spanier noch als großer Trainer gefeiert. Als die Bayern plötzlich schlechter spielten, wurde Guardiola vorgehalten er wäre zu unflexibel und hätte keine Alternative zu seiner Taktik mit viel Ballbesitz.

Als würde das nicht ausreichen, waren den Münchnern in den Tagen und Stunden vor dem Pokalfinale auch noch die Spieler ausgegangen. Schweinsteiger, Thiago und Alaba fielen durch Verletzungen kurzfristig komplett aus. Mario Mandžukić hatte Guardiola aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader geworfen, und Europas Fußballer des Jahres, Franck Ribéry war angeschlagen und sollte höchstens eine Halbzeit lang spielen.

Die Borussia aus Dortmund war dagegen rechtzeitig zum Saisonfinale wieder in Topform. Der BVB hatte in den letzten Wochen  neun Pflichtspiele nicht verloren, und war dabei siebenmal als Sieger vom Platz gegangen. Dabei erinnerten die Auftritte der Dortmunder wieder stark an die Meisterjahre 2011/2012. Zudem hatten die BVBler an Berlin besonders gute Erinnerungen, weil die „Schwarz-Gelben“ dort 2012 ihrerseits das Double gegen die Bayern perfekt gemacht. Die Dortmunder waren also der klare Favorit, und im Vorfeld der Partie setzten die meisten Experten auf die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp. Auch der scherzte vor dem Spiel in Richtung Guardiola, dass „die Meisterschaft reicht“ und setzte das DFB-Pokal Finale kurzerhand auf eine Stufe mit dem Champions-League Finale.

Starker Beginn der Bayern trotz taktischer Umstellungen

Pep Guardiola überraschte dann aber schon vor der Partie mit der ersten taktischen Umstellung. Pierre-Emile Höjbjerg stand in der Anfangself der Münchner. In der Abwehr standen außerdem Martinez, Dante, Boateng und Rafinha. Je nach Situation wollten die Bayern offensichtlich mit einer Dreier- oder Fünferkette operieren.

Auf der anderen Seite stand bei den Dortmundern die Erfolgself der letzten Wochen auf dem Platz. Vor allem die Offensive um den zuletzt herausragenden Marco Reus, sollte die umformierte Bayernelf vor Probleme stellen.

Das Spiel begann allerdings so, als hätte es die „Krise“ der letzten Wochen beim FCB nicht gegeben. Die Münchner agierten dominant und hatten durch Müller und Robben die ersten Möglichkeiten. Die Borussen kamen dagegen nicht zu ihrem gefürchteten Umschaltspiel. Vor allem Javi Martinez unterband immer wieder erfolgreich die Gegenangriffe des BVB, und wechselte dabei zwischen einer Position im defensiven Mittelfeld und sogar einer Art Libero.

Der nächste Verletzte – Kapitän Lahm muss ausgewechselt werden

Dann folgte der nächste Schock für die Münchner. Philipp Lahm musste sich mehrmals behandeln lassen. Schließlich ging es für den Kapitän nicht mehr weiter, und Franck Ribéry musste ihn nach nur 31 Minuten ersetzen. Es folgte ein deutlicher Bruch im Spiel der Bayern und es wurde insgesamt immer statischer. Chancen waren Mangelware.

Erst kurz vor der Halbzeit gab es wieder ein wenig mehr Offensive auf beiden Seiten. Zuerst verfehlte Höjbjerg mit einem Schuss von der Strafraumgrenze das Tor von Roman Weidenfeller knapp. Dann Sprang Lewandowski der Ball im Strafraum des FCB vor die Füße, aber der Pole konnte keinen gezielten Schuss abgeben und verzog. Im Anschluss daran pfiff Schiedsrichter Florian Meyer den Bayern einen Vorteil ab und unterband einen vielversprechenden Angriff.

0:0 zur Halbzeit – Wenig Offensive, viel Taktik

Auf der Anzeigetafel stand damit zur Halbzeit ein torloses Unentschieden. Nach gutem Beginn der Bayern hatten sich die Teams mit zunehmender Spieldauer gegenseitig neutralisiert. Erst vor der Halbzeit kam wieder etwas mehr Leben in die Partie.

Dortmund verbessert – Hummels trifft?

Ohne weitere Auswechslungen ging es dann in die zweiten 45 Minuten. Dortmund stand jetzt deutlich besser als in Hälfte eins. Trotzdem kamen die Bayern zur ersten Chance in Halbzeit zwei. Nach einer scharfen Hereingabe von Ribéry konnte Weidenfeller einen Schuss von Müller aus kurzer Distanz noch mit einem tollen Reflex abwehren. Ab der 60. Minute kamen die Borussen auch zu einigen kleinen Möglichkeiten. Allerdings nicht aus dem Spiel heraus, sondern begünstigt durch mehrere Freistoßentscheidungen.

So war es dann auch ein Standard, der zur ersten Großchance des BVB führte. In diesem Fall legte das Schiedsrichtergespann die Situation allerdings eher zu Gunsten der Münchner aus. Sokratis verlängerte einen Freistoß von Reus. Mats Hummels köpfte den Ball in Richtung Tor und Dante kratzte das Leder von der Linie. Während die Bayern sich schon über den Freistoß beschwert hatten und auf Abseits reklamierten, jubelte Hummels über das vermeintliche Führungstor. Doch das Schiedsrichtergespann reagierte auf keine der Beschwerden und ließ einfach weiterlaufen. Die Fernsehbilder belegten eher die Argumentation der Dortmunder, in Echtzeit war die Situation im Stadion allerdings deutlich schwieriger zu beurteilen.

Das Spiel verflacht – 0:0 nach 90 Minuten

Der Schockmoment hatte anscheinend einen „Hallo Wach“- Effekt für die Bayern. Zumindest fand der deutsche Meister jetzt wieder besser in die Partie. Die letzte Viertelstunde der regulären Spielzeit war dann wieder sehr taktisch geprägt. Mit der Angst vor einem Gegentor im Hinterkopf, und möglichen 30 Minuten Verlängerung vor Augen, scheuten beide Mannschaften das volle Risiko. Klopp brachte noch Pierre-Emerick Aubameyang, wohl um vielleicht doch noch den entscheidenden Konter setzen zu können. Doch nach neunzig Minuten blieb das Spiel ohne Tore.

Wie schon beim Pokalfinale 2008, hatten beide Teams also noch zweimal 15 Minuten, um die Glückslotterie Elfmeterschießen zu vermeiden.

Neuer mit Fehler – Aubameyang verfehlt knapp

Den besseren Start in die erste Halbzeit der Verlängerung erwischten dabei eindeutig die Borussen. Nach einem missglückten Abschlag von Neuer konnte Lukasz Piszczek von außen vor den Strafraum passen, und Aubameyang verfehlte mit einem Schuss nur knapp das Bayerntor. Spielerische Highlights bekamen die Zuschauer im Regen von Berlin danach aber nicht mehr zu sehen. Die Bayernspieler litten zunehmend unter Krämpfen und Manuel Neuer musste an der Schulter behandelt. Die Münchner konnten physisch nicht mehr, und die Dortmunder fanden spielerisch kein Mittel um sich die entscheidende Torchance zu erspielen.

Boateng mit der entscheidenden Idee – Robben trifft

Nach dem letzten Seitenwechsel versuchte es dann Robben mit einem Schüsschen, das Weidenfeller aber vor keine Probleme stellte. Mit einem schnellen Abwurf wollte der Dortmunder Torwart dann den Gegenangriff einleiten. Großkreutz konnte den Ball aber nicht annehmen, Boateng setzte energisch nach und eroberte das Spielgerät. Der etatmäßige  Innenverteidiger schlug dann direkt eine Flanke quer vors Dortmunder Gehäuse und am zweiten Pfosten lauerte Arjen Robben. Dessen Schuss kam zwar genau auf Weidenfeller, aber der konnte den Ball nur noch ins eigene Tor abfälschen – Die Bayern lagen vorne.

Jetzt folgten die obligatorischen Wechsel. Van Buyten ersetzte den ausgepumpten Ribéry, Edeljoker Pizarro ersetzte den stark spielenden Höjbjerg. Bei den Dortmundern kam Hofmann für die Schlussoffensive. Robben hatte dann die Chance auf sein zweites Tor und die Entscheidung, aber dem Holländer fehlten wohl die Kräfte und Weidenfeller fischte den harmlosen Lupfer aus der Luft.

Reus verfehlt – Müller mit dem Knockout

Während den Borussen die Zeit davon lief, kämpften die von Krämpfen geplagten Münchner um jeden Ball. Doch eine Großchance hatte der BVB noch: Ein abgefälschter Schuss von Reus zischte knapp über das Gehäuse von Manuel Neuer, eigentlich war Feierabend. Schiedsrichter Meyer hatte aber anscheinend noch nicht genug vom Spiel, und zauberte noch einmal vier Minuten Nachspielzeit auf die Uhr.

Es reichte nicht mehr für Dortmund. Pizarro schickte Müller mit einem Steilpass auf die Reise und der stolperte mit letzter Kraft in Richtung BVB-Tor, schüttelte Marcel Schmelzer ab, umkurvte Roman Weidenfeller und schob den Ball ins leere Tor. Die Entscheidung in der 123. Minute.

Taktikfestival mit glücklichem, aber verdientem Sieger

Wie schon im Hinspiel der Bundesliga, hatte Pep Guardiola seine Mannschaft so umgestellt, dass das Dortmunder Umschaltspiel fast komplett wirkungslos blieb. Dafür hatte er allerdings auch die eigene Offensive geschwächt, so dass Torchancen auch auf Bayernseite Mangelware blieben. Das Spiel war dann auch eher für Taktikliebhaber geeignet und lebte viel von der Spannung. Kein Vergleich zum Offensivspektakel im Finale 2012.

Dass die Münchner dann am Ende doch noch die Tore erzielen konnten, lag eher an der individuellen Klasse, als an taktischer Raffinesse. Boateng erobert mit der Hacke den Ball und schlug dann geistesgegenwärtig eine Flanke in den Strafraum. Und dass Arjen Robben auch kurz vor Ende noch das Tor treffen kann, weiß man spätestens seit dem Finale 2013 in Wembley. Während die Bayern das Double feierten, war für die Dortmunder das nicht gegebene Tor das beherrschende Thema.

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