Die Newcomer der WM 2014

Eine Weltmeisterschaft ist eine Bühne für die Fußballer aus den teilnehmenden Nationen. Alle vier Jahre spielen sich dabei Akteure in den Vordergrund, die zuvor nur den echten Experten bekannt waren. 2010 in Südafrika rückte beispielsweise ein gewisser Thomas Müller in den Fokus der weltweiten Öffentlichkeit. Auch bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gab es ein paar Akteure, die mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben. In unserer kleinen Sammlung stellen wir euch sechs Akteure vor, die Erwartungen auf mehr geweckt haben – die Newcomer der WM 2014.

Keylor Navas, 27 Jahre, Torwart, Costa Rica

Der erste Spieler in unserer Liste ist auch gleich der älteste Spieler. Keylor Navas ist bereits 27 Jahre alt, und fällt eher unter die Kategorie Spätentwickler. Seit 2010 spielt der 1,86m große Navas in Spanien, zuerst in der Segunda División bei Albacete Balompié. Nach einem zwischenzeitlichen Leihgeschäft, wechselte Navas dann 2012 endgültig zu UD Levante in die Primera División. Nachdem er anfangs nur der zweite Torwart war, ist Keylor Navas bei Levante mittlerweile der große Rückhalt. In der abgelaufenen Saison stellte der Abstiegskandidat aus der Stadt Valencia die fünftbeste Abwehr. Navas wurde nach Ablauf der Spielzeit zum besten Torhüter der Primera División gewählt.

Die innere Ruhe für seine Leistungen findet Navas in seinem Glauben. Vor jedem Spiel kniet er auf der Torlinie und bittet um göttlichen Beistand. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien wurde sein Bitten erhört, und er konnte mit überragenden Leistungen dafür sorgen, dass Costa Rica bis ins Viertelfinale vordrang. Die Überraschungsmannschaft des Turniers schaltete dabei keine geringeren Teams als die ehemaligen Welt- und Europameister Uruguay, Italien, England und Griechenland aus. Insgesamt kassierte Costa Rica in allen Partien zusammen nur ein Tor aus dem Spiel heraus.

Auch gegen die Niederlande brachte Navas sein Team bis ins Elfmeterschießen. Dort konnte er dann allerdings keinen Schuss der gegnerischen Spieler parieren. Trotzdem können seine Leistungen bei der WM Navas jetzt den Schritt zu einem der ganz großen europäischen Vereine ermöglichen. Der FC Liverpool, Atletico Madrid und der FC Bayern München sollen Interesse bekundet haben. Teilweise geht es zwar nur um die Besetzung des zweiten Torwarts, aber vielleicht ist auch das wieder nur der erste Schritt für Keylor Navas auf dem Weg zu höheren Aufgaben.

 

Stefan de Vrij, 22 Jahre, Innenverteidiger, Niederlande

Louis Van Gaal hat ein Faible für junge Innenverteidiger. In seiner Zeit beim FC Bayern München sortierte er gestandene Größen wie Lucio und Martin Demichelis aus, und ersetzte sie z.B. durch Holger Badstuber. Auch bei der niederländischen Nationalmannschaft spielte sich ein junger Innenverteidiger in die erste Mannschaft von van Gaal.

Stefan de Vrij von Feyenoord Rotterdam ist einer der „jungen Wilden“ im Team der „Elftal“. Der 22jährige hat bisher alle WM-Spiele von Anfang an bestritten. Mit starken Leistungen in der Abwehr, war er einer der Garanten für das gute Abschneiden unseres Nachbarlandes. Dazu konnte sich de Vrij bei der Entthronung des Weltmeisters Spanien sogar in die Torschützenliste eintragen.

De Vrij erfüllt alle Anforderungen, die an einen Innenverteidiger im heutigen Fußball gestellt werden. Er ist bei einer Körpergröße von 1,89m  schnell, kopfballstark und hat hervorragende Zweikampfwerte (67% gewonnen[1]). Mit seinem Stellungsspiel stoppte er immer wieder die gegnerischen Angriffe, und mit genauen Pässen leitete er die Konter der Niederländer ein.

Auch bei de Vrij kocht die Gerüchteküche auf Hochtouren. Sein Vertrag bei Rotterdam läuft im nächsten Sommer aus. Bereits vor der WM wurde er mit dem FC Schalke in Verbindung gebracht. Mittlerweile sollen der AC Florenz, AS Rom  und der HSV ebenfalls ihre Fühler nach dem Innenverteidiger ausgestreckt haben. Vielleicht lockt Louis van Gaal seinen Zögling aber auch zu seinem neuen Arbeitgeber nach Manchester.

 

Raphaël Varane, 21 Jahre, Innenverteidiger, Frankreich

Mit seinen 21 Jahren hat Raphaël Varane schon einiges gewonnen. Spanischer Meister, Spanischer Pokalsieger, und im Mai die Champions League mit Real Madrid. Trotzdem gehört der französische Innenverteidiger noch nicht zu den großen Stars bei den „Königlichen“. Aufgrund von Knieproblemen konnte er in diesem Jahr wettbewerbsübergreifend nur 23 Spiele absolvieren. Im Finale der Champions League vertrat Varane allerdings Pepe sehr gut, und empfahl sich für weitere Aufgaben.

Damit war der 1,91m große Varane rechtzeitig zur WM wieder einsatzbereit. Trotz seiner geringen Anzahl an Länderspielen, setzte Didier Deschamps in den wichtigen Spielen auf Varane. Während sich auf der zweiten Innenverteidigerposition Mamadou Sakho und Laurent Koscielny die Einsatzzeiten teilten, hatte Varane seinen Stammplatz sicher. Er spielte solide und sorgte mit dafür, dass die Franzosen in der Gruppenphase nur beim 5:2 gegen die Schweiz Gegentore hinnehmen mussten.

Trotz seiner Körpergröße konnte Varane aber bei Standards nur wenig Torgefahr entwickeln. Diese Komponente fehlte seinem Spiel bisher. Im Gegenteil, im Viertelfinale war es ein gegnerischer Innenverteidiger, der gegen Varane den entscheidenden Treffer erzielte. Mats Hummels setzte sich im direkten Kopfballduell gegen Varane durch, und erzielte das Siegtor für die deutsche Nationalmannschaft.

Dennoch, Raphaël Varane wird in den nächsten Jahren eine feste Größe in der französischen Abwehr werden. Als ein möglicher Nachfolger von Sergio Ramos oder Pepe wird er zudem bei Real Madrid weitere Erfahrungen sammeln können. Im Sommer 2016 könnte er dann bei der EM im eigenen Land vielleicht selber ein entscheidendes Tor bei einer Standardsituation erzielen.

 

Hector Herrera, 24 Jahre, Mittelfeld, Mexiko

Eine der positiven Überraschungen der Vorrunde bei der WM war das Team von Mexiko. Dabei war es vor allem Torwart Guillermo Ochoa der mit starken Leistungen die Lorbeeren einheimste. Doch bei genauerer Analyse der mexikanischen Spiele fiel auf, dass „El Tri“[2] vor allem im Mittelfeld hervorragend organisiert waren. Die Fäden zog dabei der 24jährige Hector Herrera.

Der Mann vom FC Porto hatte bereits vor zwei Jahren zum ersten Mal bei einem großen Turnier auf sich aufmerksam gemacht. Bei den olympischen Spielen in London gewann er mit der mexikanischen Mannschaft die Goldmedaille. Auch in Brasilien wollte Herrera wieder weit im Turnier vordringen. Die Basis dazu legten die Mexikaner mit einer sehr guten Vorrunde. Dabei war Herrera mit seinem Laufpensum und vielen Balleroberungen der Dynamo, der den mexikanischen Defensivverbund auf Touren bracht. Mit gutem Auge leitete er außerdem immer wieder die schnellen Gegenstöße über Giovani dos Santos und Javier Hernandez ein.

Im Achtelfinale gegen die Niederlande setzte Herrera dann auch selber offensiv Akzente, und hatte zwei gute Möglichkeiten in der Anfangsphase. Wer weiß, wie die Partie mit einer frühen Führung der Mexikaner ausgegangen wäre? Mit zunehmender Spieldauer verließen dann die mexikanischen Spieler mehr und mehr die Kräfte, und auch Herrera konnte die Löcher in der Abwehr nicht mehr stopfen.

Dennoch hat der 1,83m große Herrera erneut gezeigt, dass er voll die Ansprüche an einen modernen Mittelfeldspieler erfüllt. Sein Gastspiel beim FC Porto könnte nur eine Durchgangstation auf dem Weg zu einem der großen Clubs in Europa sein. 2012 war Hector Herrera bereits bei Manchester United und dem FC Liverpool im Gespräch.

 

James Rodriguez, 22 Jahre, Offensiver Mittelfeldspieler, Kolumbien

Kann ein Spieler, der im Sommer 2013 für 45 Millionen Euro vom FC Porto zum AS Monaco wechselte, noch als unbekannter Neuling gelten? Es scheint so, denn ansonsten hätten am Anfang der WM nicht so viele Moderatoren und Kommentatoren den Namen von James Rodriguez falsch ausgesprochen. Spätestens nach der Vorrunde hatte sich aber herumgesprochen, dass der Vorname des 22jährigen „Chamez“ ausgesprochen wird, und dass er einer der Stars der WM in Brasilien werden könnte. Kolumbien hatte alle drei Vorrundenspiele gewonnen und Rodriguez erzielte in jeder Partie ein Tor. Mit drei Treffern und zwei Vorlagen lag er mit an der Spitze der Scorerliste der WM.

Seinen ganz großen Auftritt hatte er sich aber fürs Achtelfinale gegen Uruguay im legendären Maracana-Stadion aufgehoben. Knapp eine halbe Stunde war gespielt, da ließ Rodriguez einen Pass von Abel Aguilar gekonnt von der Brust abtropfen, und zog anschließend mit links volley ab. Der Ball flog mit vollem Tempo in Richtung uruguayisches Tor und schlug unter der Querlatte ein – das Traumtor der WM 2014!

In Halbzeit zwei erzielte Rodriguez noch ein weiteres Tor, und führte damit die Kolumbianer zum ersten Mal in ihrer Geschichte in ein Viertelfinale bei einer Weltmeisterschaft.

Auch im Spiel gegen den Gastgeber Brasilien gehörte Rodriguez zu den besten Spielern seiner Mannschaft, und ließ sich nicht von der harten Gangart in der Begegnung anstecken. Den Elfmeter, den er zum 1:2-Anschlusstreffer verwandelte, holte er vorher selber heraus. Doch am Ende reichte auch die Leistung von James Rodriguez nicht aus, und Kolumbien scheiterte knapp.

Rodriguez war mit seiner Technik und seinem sympathischen Auftreten in Sieg und Niederlage einer der Glanzpunkte der WM 2014. Mit erst 22 Jahren steht ihm eine große Zukunft bevor. Egal, ob Rodriguez am Ende Torschützenkönig wird, oder noch von einem der verbliebenen Spieler abgefangen wird, er ist einer der großen Gewinner der Weltmeisterschaft. Vor der WM stand Falcao, sein kolumbianischer Mannschaftskollege vom AS Monaco, vor einem Wechsel zu Real Madrid. Jetzt könnte es James Rodriguez sein, der zu den Königlichen nach Spanien wechselt.

Enner Valencia, 24 Jahre, Mittelstürmer, Ecuador

In einer Vorrundengruppe mit Frankreich, der Schweiz und Honduras war ein Weiterkommen ins Achtelfinale für die Mannschaft aus Ecuador durchaus möglich. Letztlich scheiterte das Team aber mit 4 Punkten und 3:3 Toren. An Enner Valencia lag es jedoch nicht, dass „La Tri“[3] vorzeitig die Heimreise antreten mussten. Der 24jährige Mittelstürmer erzielte in den ersten beiden Gruppenspielen gegen die Schweiz und Honduras alle drei Tore der Ecuadorianer. Im Gegensatz zu seinem Namensvettern und Mannschaftskapitän Antonio Valencia, wehrte sich Enner auch im letzten Gruppenspiel gegen die Franzosen nach Kräften. Außer einem Kopfball blieb er aber auch relativ blass.

In Europa ist der 1,79m große Valencia bisher weitgehend unbekannt. Im Moment spielt er für CF Pachuca in Mexiko. Dort war er auch Torschützenkönig der abgelaufenen Saison.   Die guten Leistungen bei der Weltmeisterschaft könnten aber das Sprungbrett über den Atlantik sein. Vielleicht ist der Angreifer bald in der Bundesliga zu bewundern. Eintracht Frankfurt soll Enner Valencia als Nachfolger von Joselu ins Auge gefasst haben.

 

Quellen:

http://www.transfermarkt.de/keylor-navas/profil/spieler/79422

http://www.kicker.de/news/fussball/intligen/spanien/70198/nationalspieler_navas-gamboa-keylor.html

 

http://www.transfermarkt.de/raphael-varane/leistungsdaten/spieler/164770

http://www.kicker.de/news/fussball/chleague/vereine/69431/nationalspieler_varane-raphael.html

 

http://www.transfermarkt.de/stefan-de-vrij/leistungsdaten/spieler/111196

http://www.kicker.de/news/fussball/wm/wmteams/weltmeisterschaft/2014/niederlande/57261/spieler_de-vrij-stefan.html

 

http://www.transfermarkt.de/hector-herrera/profil/spieler/122043

http://www.kicker.de/news/fussball/wm/wmteams/weltmeisterschaft/2014/mexiko/73937/spieler_hector-herrera.html

 

http://www.transfermarkt.de/james-rodriguez/nationalmannschaft/spieler/88103

http://www.kicker.de/news/fussball/intligen/frankreich/45914/nationalspieler_james-rodriguez.html

 

http://www.transfermarkt.de/enner-valencia/profil/spieler/139503

http://www.kicker.de/news/fussball/intligen/startseite/82905/nationalspieler_valencia-enner.html


[2] Spitzname der mexikanischen Nationalmannschaft El Tri = Die Drei – in Anlehnung an die Nationalfarben

[3] Spitzname der ecuadorianischen Nationalmannschaft La Tri – La Tricolor = Die Dreifarbige

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