Endlose Steigungen – Blankeneser Heldenlauf 2018
Ein Rennen unterscheidet sich vom Training. Auch andere Läufer kennen sicherlich das Phänomen, dass während eines Wettkampfes plötzlich Leistungen und Zeiten möglich werden, die im täglichen Laufen kaum realistisch erscheinen. Das Adrenalin, die anderen Läufer und die Motivation durch die Zuschauer sind einige Faktoren die diesen Effekt begünstigen. Manchmal ist ein Rennen aber auch nur das gnadenlose Abbild des aktuellen Trainingsstandes.
Im Laufjahr 2018 hatte ich bis Mitte August im Grunde keine längeren Strecken absolviert. Ende Januar/Anfang Februar war ich an einigen Tagen mehr als 15 Kilometer gelaufen, das war es dann aber auch. Dennoch meldete ich mich kurzfristig beim Heldenlauf in Blankenese für den Halbmarathon Fan an. Erstens hatte ich an diesem Wochenende sturmfreie Bude, zweitens kannte ich die Strecke aus dem Jahr 2015 und drittens verhieß der Wetterbericht für den Sonntag gute Bedingungen.
Strahlender Start
Die Prognose war korrekt. Bei strahlendem Sonnenschein startete um 11:30 Uhr der Heldenlauf Fan. Ich hatte mich wieder für diese, etwas leichtere Variante des Heldenlauf Blankenese entschieden. Wobei leicht relativ ist, aber dazu später. Die ersten 2,5 Kilometer geht es flach am Elbuferweg entlang. Ein richtig schöner Beginn um in den Rhythmus für die restliche Strecke zu kommen. Aber mit der Regelmäßigkeit ist das bei dieser Veranstaltung so eine Sache. Die erste Steigung stand bevor. Links hoch führte der Weg in den Wesselhoeftpark. Auf 1500 Metern 25 Meter nach oben. Mein Puls wollte in die gleiche Richtung. Im Grunde ahnte ich hier bereits, was folgen sollte.
Die soeben gewonnenen Höhenmeter werden auf den nächsten beiden Kilometern gleich wieder nach unten gelaufen. Noch gelang mir hier die aktive Regeneration bei einem Fünfertempo. Spätestens auf der Elbchaussee und im anschließenden Hirschpark war klar, heute wird das nichts. 5:28 benötigte ich für Kilometer acht.
Selbst flach ist zu steil
Der Weg durchs Treppenviertel in Blankenese war im Anschluss das letzte Highlight. Dann wurde es anstrengend. Vor drei Jahren setze leichter Regen ein, als ich am Falkensteiner und Rissener Ufer entlanglief. Heute schien die Sonne, und doch war meine Laune getrübt. Ich hatte bereits jetzt gar keine Lust mehr zu kämpfen. Dennoch lief ich natürlich weiter, denn die Alternative wäre ein demütigender Fußmarsch quer in Richtung Marktplatz Blankenese gewesen. Also halbwegs anständig weiterlaufen, vielleicht habe ich die Steigungen auch nur schlimmer in Erinnerung, als sie wirklich sind.
Auch Umwege sind egal
Nein, mein Gedächtnis hatte mich nicht getäuscht. Der ersten Treppe folgte die Erkenntnis, dass dies eines der schlechtesten Rennen meines Läuferlebens werden würde. Die Beine waren schwer, der Kopf war leer und der Durst wurde immer stechender. Hinter jeder Biegung wartete ich auf einen kurzen Weg nach unter oder wenigstens ein flaches Teilstück. Doch auch die ebenen Passagen zogen sich wie ein zäher alter Kaugummi unter meinen Schuhen. Vielleicht bestanden meine Sohlen auch aus angeschmolzenem Gummi, jedenfalls bekam ich kaum noch einen Fuß vor den anderen.
Die ersehnte Wasserstelle lag übrigens 20 Meter neben der Strecke, es musst also ein Umweg gelaufen werden. Aber auch hier war ich zu erschöpft um mich darüber zu ärgern. Im Nachhinein finde ich es erstaunlich, dass ich für keinen der Kilometer 15-19 mehr als sieben Minuten benötigt hatte. In einem Waldstück war ich sogar gegangen. Sicher, 80 Meter Anstieg auf 5000 Metern sind beim Laufen auch kein Pappenstiel, aber dennoch war ich sehr deprimiert.
Bloß schnell nach Hause
Am Ende geht der Heldenlauf Blankenese sogar noch einmal bergab. Theoretisch hätte ich versuchen können unter 1:55 Stunde zu bleiben, praktisch war mir alles egal. Mit Medaille um den Hals – Wofür eigentlich? – schlang ich Getränke und Verpflegung in mich hinein. Dann trottete ich so schnell, wie mir das noch möglich war zur Kleiderbeutelstelle. Von dort aus musste ich mich noch mehr beeilen, damit ich die passende S-Bahn für meinen Anschlusszug nach Hause bekommen würde. Ich wollte nur noch eine Dusche und etwas Ruhe.
Während der Fahrt wurde zumindest meine Laune etwas besser. Ja, das Rennen war eine Quälerei gewesen und die Zeit ein Debakel. Aber ich hatte dann doch nicht aufgegeben und realistisch betrachtet spiegelte das Endergebnis meinen Trainingstand ziemlich genau wieder.
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