NHL Playoffs 2015 – Runde zwei – Teil eins
16 Mannschaften waren am 15. April in die NHL-Playoffs gestartet. Nach knapp zwei Wochen ist nur noch die Hälfte übrig. Es beginnen die Duelle der Conference-Semifinals. Wir werfen wieder einen Blick auf die Teams und wagen einen Tipp(Bisher hatten wir 7 von 8 Teams als Sieger korrekt vorhergesagt).
Eastern Conference
New York Rangers vs. Washington Capitals – Hello again!
Und jährlich grüßt diese Playoffserie. Kein Duell gab es in den letzten sieben Jahren häufiger in den Playoffs der NHL. Zum fünften Mal seit 2009 stehen sich die Rangers und die Capitals gegenüber. Dabei setzte sich jedes Team zweimal durch, wobei die Rangers die beiden letzten Serien 2012 und 2013 jeweils in sieben Spielen gewannen.
New York siegte im Viertelfinale der Eastern Conference in nur fünf Spielen gegen Pittsburgh. Allerdings wurden alle Partien nur mit einem Tor Unterschied gewonnen, und zwei der Spiele gingen in die Verlängerung. Der Erfolg war also weit weniger deutlich, als ein 4:1 auf dem Papier aussieht.
Washington musste gegen die Islanders über die volle Distanz gehen, und gewann das letzte Spiel zuhause auch nur knapp mit 2:1.
Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss?
Nur 1,6 Gegentore pro Spiel ließen Hendrik Lundqvist und die Abwehrspieler der Rangers gegen die Penguins zu. Zusammen mit der Fangquote von 93,9 % bildete die gute Verteidigung die Grundlage für den Erfolg gegen Pittsburgh. Die Defensive ist in Playoff-Form. Der Angriff der Rangers war allerdings nicht so durchschlagskräftig, wie noch in der Vorrunde. Zwar reichten elf Tore in fünf Spielen für den Einzug ins Halbfinale, aber das Scoring könnte auf jeden Fall einen kleinen Schub vertragen.
Allen voran wäre es an der Zeit für Martin St. Louis seine tolle Form aus den Playoffs 2014 wiederzufinden. Nur eine Vorlage konnte der kleine Flügelstürmer bisher für sich verbuchen. Und auch Abwehrspieler wie Ryan McDonagh und Dan Boyle könnten die beiden ersten Reihen durch das ein oder andere Tor deutlich entlasten.
Ein Problem für New York könnte der Ausfall von Mats Zuccarello werden. Der Flügelstürmer verletzte sich in Spiel fünf, und wird auf jeden Fall zum Auftakt gegen die Capitals fehlen. Damit ist die Topreihe um Rick Nash und Derick Brassard auseinandergesprengt. Vielleicht eine Gelegenheit St. Louis in die erste Reihe zu befördern, um das Offensivspiel des Kanadiers zu beleben. Zurück im Kader ist dagegen Kevin Klein, dessen gebrochener Arm wieder verheilt ist. Eine Alternative mehr für die ohnehin gut besetzte Defensive.
Ansonsten waren das Überzahlspiel(15 %, Rang 13) und das Unterzahlspiel(84,6 %, geteilter fünfter Rang) gegen die Penguins weder besonders herausragend, noch bemerkenswert schlecht. Die Spiele gegen Pittsburgh wirkten so, als könnten die Rangers jederzeit noch mindestens einen Gang hochschalten. Ob das der Mannschaft von Trainer Alain Vigneault quasi auf Knopfdruck gelingt, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall geht New York ausgeruhter in die zweite Runde, als der Gegner aus Washington.
Das wird auch nötig sein, denn im Gegensatz zu den eher filigranen Penguins, zeigten die Caps in der Serie gegen die Islanders, dass sie gewillt sind alles und jeden zu checken. Ein weiterer Nachteil für die Rangers könnten außerdem die Bullies sein. New York gewann nur 45,6 % der Anspiele. Die Capitals führen die Liga mit 56 % gewonnener Faceoffs an.
Special Teams spielen verrückt
Die Capitals trafen in vier Saisonspielen gegen New York viermal in Überzahl. Genauer: Alex Ovechkin erzielte vier Überzahltore. Das beste Überzahlspiel der regulären Saison war in Runde eins der Playoffs aber deutlich weniger erfolgreich. Nur noch 15 % Erfolgsquote sind NHL-Mittelmaß. Tore bei 5gg5 werden aber gegen New York nur schwer zu erzielen sein. Deshalb muss das Powerplay der Capitals wieder besser funktionieren, wollen die Hauptstädter eine Chance auf das Finale der Eastern Conference haben.
Überragend war dagegen das Unterzahlspiel gegen die Islanders. Perfekte 100 % der Penalty Killing-Situationen konnten die Capitals verteidigen. Garant dafür war natürlich vor allem Braden Holtby, der in seinen sechs Partien überragende 94,3 % der Schüsse hielt, und nur 1,63 Treffer pro Partie zuließ. Philipp Grubauer vertrat Holtby in Spiel zwei erfolgreich. Der Rosenheimer ist aber mittlerweile wieder zurück in die AHL geschickt worden. Erkrankt Holtby nicht noch einmal, dann wird Grubauer keinen zweiten Einsatz in den Playoffs bekommen.
Im Verlauf des Viertelfinals kam Rookie Evgeny Kuznetsov immer besser ins Spiel. Der 22-jährige Russe bekam etwas mehr Spielzeit, und belohnte das Vertrauen von Trainer Barry Trotz u.a. mit dem Siegtreffer im entscheidenden siebten Spiel. Die zweite Reihe der Capitals war mit sechs Toren auf jeden Fall einer der Faktoren für das Weiterkommen gegen New York.
Für Trotz ist die Serie gegen die Rangers eine gute Gelegenheit zu beweisen, dass er eine Mannschaft auch in den Playoffs weit bringen kann. In Nashville zeigten die Teams von Trotz zwar immer gute Leistungen in der regulären Saison, doch in den Playoffs kamen sie nie über die zweite Runde hinaus.
Tipp: Die Stärken und Schwächen der beiden Teams neutralisieren sich in weiten Bereichen. Ein echter Pluspunkt für die Rangers dürften aber die Erfahrung aus 2014, und die Klasse von King Hendrik sein. Rangers in 6 Spielen.
Spiel 1: In New York Freitag 1. Mai 1:30 Uhr MEZ
Spiel 2: In New York Samstag 2. Mai 18:30 Uhr MEZ
Spiel 3: In Washington Dienstag 5. Mai 1:30 Uhr MEZ
Spiel 4: In Washington Donnerstag 7.Mai 1:30 Uhr MEZ
Spiel 5: In New York Samstag 9. Mai 1:00 Uhr MEZ, falls notwendig
Spiel 6: In Washington Montag 10. Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Spiel 7: In New York Donnerstag 14.Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Western Conference
Anaheim Ducks vs. Calgary Flames – Flambierte Enten?
Im ersten Halbfinale der Western Conference treffen die Ducks aus Anaheim auf die Flames aus Calgary. Anaheim setzte sich in einem „Sweep“ mit vier Siegen in vier Spielen gegen Winnipeg durch. Die Flames waren gegen Vancouver das niedriger gesetzte Team, gewannen aber am Ende in sechs Spielen. Beide Mannschaften haben in den Playoffs erst einmal gegeneinander gespielt. 2006 siegten die Ducks in sieben Spielen, und gewannen dabei Spiel sechs in Orange County und Spiel sieben auswärts in Calgary.
Partycrasher mit Comebackinstinkt
Die Anaheim Ducks haben die größte Party der NHL gnadenlos beendet. Fast 19 Jahre hatten die Fans in Winnipeg auf die Playoffs gewartet, doch nach nur zwei Heimspielen war die große weiße Feier im MTS Centre vorbei. Mit vier Siegen in Folge fegten die Enten Winnipeg zudem gnadenlos schnell aus der ersten Playoffrunde.
Bemerkenswert dabei war vor allem die Art und Weise, wie das Team von Bruce Boudreau im letzten Drittel auftrat. In den Spielen 1-3 lagen die Ducks vor Beginn der finalen regulären 20 Minuten im Rückstand, nur um alle drei Spiele zu drehen (Spiel 3 wurde nach Verlängerung gewonnen). Doch Anaheim spielt mit dem Feuer. Die Leistung in den ersten beiden Dritteln sollte deutlich verbessert werden, wenn die Ducks wirklich um den Titel mitspielen wollen.
Hervorzuheben ist, neben der gewohnt zuverlässigen ersten Reihe – Ryan Getzlaf 7 Punkte, Corey Perry 4 P., Patrick Maroon 3 P. – vor allem die zweite Reihe um Center Ryan Kesler (5 P.). Der 30jährige wurde im Sommer aus Vancouver geholt, um für eine Entlastung der Topreihe zu sorgen. Dies gelang ihm mit zunehmender Dauer der Serie gegen Winnipeg. In Spiel drei erzielte Kesler den Ausgleichstreffer, in Spiel vier war er Schütze des Siegtors. Daneben gewann der Center noch ganz starke 63,3 % seiner Bullies.
Im Tor hat Frederik Andersen sich erst einmal festgespielt. Der 25jährige Däne überzeugte mit einer Fangquote von 92,4 % gegen die Jets, und kassiert dadurch nur 2,2 Treffer pro Partie. Die Ducks entlasten ihren Torwart aber auch offensiv sehr gut. Genau vier Tore erzielte Anaheim im Durchschnitt. Zudem gaben die Ducks, mit 34,5 Schüssen pro Partie die zweitmeisten Schüsse der verbliebenen Teams im Westen auf das Tor des Gegners ab[1].
Weniger Torschüsse, viel Körpereinsatz
Auch die Flames zeigten in der ersten Runde ihre Nehmerqualitäten. In Spiel sechs lag die Mannschaft von Bob Hartley bereits nach 10 Minuten 0:3 gegen die Canucks zurück, gewann am Ende aber trotzdem mit 7:4. Durchschnittlich traf Calgary zwar nur dreimal pro Spiel, dafür verteilte sich die Torausbeute etwas besser aufs Team. Sieben Spieler trafen mindestens doppelt, und Topscorer Jiri Hudler sogar dreifach.
Wie schon in der regulären Saison, so waren die Flames auch in den Playoffs bisher ein Phänomen. Nur 26,2 Schüsse pro Spiel wurden aufs Tor von Vancouver abgeben. Das waren immerhin vier Versuche weniger, als der Gegner. Doch bereits in der regulären Saison war Calgary das Team, das die meisten geblockten Schüsse verzeichnen konnte.
Den größten Einsatz zeigen dabei T.J. Brodie, Kris Russell und Dennis Wideman. Die drei Verteidiger stehen bisher im Durchschnitt ungefähr 27 Minuten in der Endrunde auf dem Eis.
Verstärkung wäre sicher willkommen, aber ein Comeback von Kapitän Mark Giordano in der zweiten Playoffrunde scheint ausgeschlossen. Der Verteidiger hat nach seiner Bizepsverletzung zwar wieder mit dem Eislaufen begonnen, aber vor dem Einsatz in einem Spiel, muss der 31jährige erst einmal wieder mit der Mannschaft trainieren.
Besonders im Focus dürfte gegen Anaheim Torwart Jonas Hiller stehen. Der Schweizer hütete noch im Vorjahr den Kasten der Ducks, und war in seinen ersten sieben NHL-Jahren in Anaheim angestellt. Mit einer Fangquote von 93,1 % zeigte Hiller in der Serie gegen Vancouver auf jeden Fall eine gute Leistung.
Der wilde, wilde Westen?
Wenn die regulären Saisonspiele ein guter Indikator für diese Serie waren, dann kann ein wahres Torfestival erwartet werden. In drei der fünf Spiele war das Endergebnis 6:3, und im Schnitt fielen pro Partie 7,8 Treffer. Wie oben erwähnt, waren beide Mannschaften außerdem immer wieder in der Lage, Rückstande zu egalisieren. Wo normalerweise in den Playoffs die Spielweise defensiver und taktischer wird, könnte diese Serie eine willkommene Ausnahme bilden.
Tipp: Vancouver und Calgary verlangten sich in einer harten Serie alles ab. Die Ducks konnten sich ausruhen und gezielt vorbereiten. Außerdem ist Anaheim erfahrener und qualitativ und quantitativ besser besetzt. Die Ducks gewinnen in sechs Spielen.
Spiel 1: In Anaheim Freitag 1. Mal 4:00 Uhr MEZ
Spiel 2: In Anaheim Montag 4. Mal 4:00 Uhr MEZ
Spiel 3: In Calgary Mittwoch. 6.Mai 3:30 Uhr MEZ
Spiel 4: In Calgary Samstag 8.Mai 3:30 Uhr MEZ
Spiel 5: In Anaheim Montag 10. Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Spiel 6: In Calgary Mittwoch 13. Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Spiel 7: In Anaheim Freitag 15.Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
[1] Die Blackhawks liegen mit 34,7 Schüssen pro Spiel auf Rang 1.
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