NHL Playoffs 2015 – Runde zwei – Teil zwei
16 Mannschaften waren am 15. April in die NHL-Playoffs gestartet. Nach knapp zwei Wochen ist nur noch die Hälfte übrig. Es beginnen die Duelle der Conference-Semifinals. Wir werfen wieder einen Blick auf die Teams und wagen einen Tipp (Bisher hatten wir 7 von 8 Teams als Sieger korrekt vorhergesagt).
Eastern Conference
Montreal Canadians vs. Tampa Bay Lightning – Beste Offensive gegen besten Torwart
In der zweiten Serie im Conference-Halbfinale im Osten haben die Montreal Canadians Heimrecht gegen die Tampa Bay Lightning. Montreal gewann gegen die Senators in sechs Spielen. Dabei führten die Canadians bereits mit 3:0 Spielen, hatten danach aber noch einige Mühe mit Ottawa.
Noch schwieriger war der Weg von Tampa Bay in Runde zwei. Die Lightning lagen bereits mit 2:3 hinten, und mussten zu Spiel sechs nach Detroit. Doch durch ein 5:2 und das abschließende 2:0 in Spiel sieben, erreichte Tampa knapp das Semifinale.
Beide Mannschaften standen sich 2014 eine Runde früher als diese Saison gegenüber. Im Viertelfinale gab damals es ein deutliches 4:0 für Montreal, wobei Tampa Bay auf den verletzten Ben Bishop verzichten musste.
Carey Price soll muss es richten!
Alles sah danach aus, als sollten die Canadians im zweiten Jahr in Folge souverän die erste Playoffrunde gewinnen. Aber nach den beiden Siegen in der Verlängerung von Spiel zwei und drei, verloren die Canadians etwas den Faden. Nur einer überragenden Leistung von Carey Price war es zu verdanken, dass es nicht sogar zu einem alles entscheidenden Spiel sieben gegen die Senators kam. 20:43 lautete das Schussverhältnis beim 2:0 in Spiel sechs, und im Schnitt ließen die Canadians 33 Torschüsse von Ottawa pro Begegnungl zu.
„MVP in spe“, Carey Price, musste deshalb sein ganzes Können zeigen. Mit einem Gegentorschnitt von 1,94 und einer Fangquote von 93,9 % knüpfte der Kanadier dabei nahtlos an die fantastische Vorrunde an. Diese Leistung war notwendig, weil die Offensive Montreals ihrem Torwart nur selten zur Seite sprang.
Montreal schoss zwar selber auch sehr viel aufs Tor (37,3 Schüsse pro Partie), erzielte aber nur 12 Treffer in 6 Spielen. Lediglich Max Pacioretty und Dale Weise trafen doppelt. Topscorer ist im Moment Verteidiger P.K. Subban mit gerade einmal vier Punkten. Einer der Gründe für die niedrige Torausbeute ist das Powerplay. Die „Erfolgsquote“ der Canadians liegt in Überzahl bei unterirdischen 5 %.
Und jetzt trifft der Sturm von Montreal ausgerechnet auf den Angstgegner aus der regulären Saison. Alle fünf Saisonspiele gegen Tampa Bay wurden verloren. Dabei erzielte Montreal auch nur 8 Tore. Schlimmer ist aber eventuell die Leistung von Price in den Duellen gegen den Zweitrundengegner zu bewerten. 3,47 Gegentore für den Goalie, dazu gerade einmal 90,6 % gehaltenen Schüsse – die Stürmer von Tampa scheinen den wunden Punkt von Price zu kennen.
Hoffnung macht der Blick auf die Vorsaison. Damals war der Angriff von Montreal auch nicht besonders furchteinflößend, in der Auftaktrunde gegen Tampa Bay trafen die Canadians dann aber pro Spiel viermal. Allerdings stand Ben Bishop letztes Jahr in den Playoffs nicht im Tor der Lightning.
Nur Johnson traf bisher gut
So ausgeglichen der Angriff von Tampa Bay in der regulären Saison war, so abhängig waren die Lightning in den Playoffs bisher von einem Spieler. Überraschenderweise ist das nicht Steven Stamkos, sondern Tyler Johnson. Während Stamkos noch ohne Tor ist, traf Johnson bereits sechsmal. Der 24-jährige erzielte seine Tore dabei nur im Doppelpack, und Tampa gewann alle drei Spiele, in denen er erfolgreich war. Das reichte für das knappe Weiterkommen gegen Detroit.
Will das Team von Coach Jon Cooper in dieser Saison aber nicht wieder an Stamkos scheitern, dann muss dieser in den Playoffs endlich das Tor treffen. Zwar gab es Gerüchte über eine mögliche Verletzung des Mittelstürmers, aber die dementierte Stamkos umgehend. Keine Ausreden also für den Kapitän.
Ein großer Pluspunkt in der Serie könnte die Ausgeglichenheit der Spieler in der Verteidigung der Lightning sein. Victor Hedman stand mit 22:20 Minuten im Durchschnitt am längsten in den Partien gegen die Red Wings auf dem Eis. Im Vergleich zu andern Top-Verteidigern ist das relativ wenig[1].
Einen Vorgeschmack auf die Motivation von Ben Bishop für die Duelle gegen Montreal gab es bereits in der regulären Saison. In den Spielen gegen die Canadians kassierte er nur 1,59 Tore pro Spiel und hielt dabei 93,3 % der abgegeben Torschüsse. Nach dem verletzungsbedingen Ausfall im Vorjahr, dürfte Bishop darauf brennen, sein Können auch in den Playoffs gegen Montreal unter Beweis zu stellen.
Die Special Teams der Lightning waren in der ersten Runde gegen Detroit ähnlich schlecht, wie die der Canadians. 6,7 % im Powerplay sind fast beschämend für eine Mannschaft mit diesem Potenzial in der Offensive, die 82,8 % im Penalty Killing sind zumindest ein akzeptabler Wert.
Vielversprechend für Tampa Bay ist die Statistik bei den Bullies. Starke 54 % konnten die Center bei den Anspielen gewinnen, das ist der zweitbeste Wert aller verbliebenen Teams in den Playoffs[2]. Generell sind die Lightning ein Team, das sehr vom Puckbesitz lebt.
Tipp: Tampa Bay ist das Powerhouse der Liga. Nach der Bewährungsprobe gegen die erfahrenen Red Wings, weiß das junge Team außerdem besser, was in den Playoffs für einen Sieg wichtig ist. Montreal wirkte nach der klaren Führung gegen Ottawa wie im Tiefschlaf. Aus dem wird auf der anderen Seite Steven Stamkos erwachen. Die Lightning gewinnen in 6 Spielen.
Spiel 1: In Montreal Samstag 2. Mai 1:00 Uhr MEZ
Spiel 2: In Montreal Montag 4. Mai 0:00 Uhr MEZ
Spiel 3: In Tampa Bay Donnerstag 7. Mai 1:00 Uhr MEZ
Spiel 4: In Tampa Bay Freitag 8.Mai 1:00 Uhr MEZ
Spiel 5: In Montreal Sonntag 10. Mai falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Spiel 6: In Tampa Bay Mittwoch 13. Mai falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Spiel 7: In Montreal Freitag 15.Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Western Conference
Chicago Blackhawks vs. Minnesota Wild – Serientäter
Das Halbfinale der Western Conference wird durch die Serie zwischen den Chicago Blackhawks und den Minnesota Wild komplettiert. Beide Teams konnten sich im Viertelfinale in sechs Spielen gegen eine besser platzierte Mannschaft durchsetzen. Chicago schlug die Nashville Predators, Minnesota siegte gegen die St. Louis Blues.
Bereits 2013 und 2014 standen sich die Blackhawks und Wild in den Playoffs gegenüber. Beide Male siegte Chicago, vor zwei Jahren in nur fünf Spielen in der ersten Runde, letzte Saison im Halbfinale in sechs Spielen.
Wer darf ins Tor? …und weitere Baustellen
Corey Crawford hat vor zwei Jahren mit den Blackhawks den Stanley Cup gewonnen, aber sein Kredit ist mittlerweile verbraucht. Nach zwei eher durchwachsenen Spielen gegen Nashville, wurde er durch Scott Darling ersetzt[3]. Die Blackhawks gewannen schließlich die Serie, also ist Darling jetzt auch der Liebling im Tor, oder? Weit gefehlt, denn im abschließenden Spiel war auch für Darling bereits nach 11 Minuten Schluss, und Crawford kehrte zurück zwischen die Pfosten.
Für Spiel eins gegen Minnesota hat Trainer Joel Quenneville angekündigt, dass wieder Corey Crawford beginnen wird. Interessant: Während Darling in den Playoffs mit 93,6 % Fangquote exakt den gleichen Wert hat, wie in der regulären Saison, sank bei Crawford die Quote von 92,4 auf nur 85 %. Das Thema Torhüter könnte die Blackhawks noch weiter beschäftigen.
Doch die Probleme mit Gegentoren sind nicht nur auf die Position der Torhüter beschränkt. Das Penalty Killing ist mit 72,7 % das schlechteste der verbliebenen Teams aus der Western Conference. Dazu ließen die Blackhawks die Predators auch sehr häufig aufs Tor schießen. Die Verlängerungen verfälschen den Wert zwar ebenfalls, aber 38,7 Torschüsse waren im Schnitt vier Torschüsse mehr, als Chicago selber abgeben konnte. Und auch bei den Faceoffs konnten die Center Toews, Brad Richards, Antoine Vermette und Marcus Kruger nicht einmal die Hälfte der Anspiele erfolgreich bestreiten[4].
Rechtzeitig zu den Playoffs kehrte Stürmer Patrick Kane nach seinem Schlüsselbeinbruch wieder in den Kader zurück. Wichtig, denn jetzt haben die Blackhawks wieder zwei hochwertige Reihen. Obwohl Kane mit 7 Punkten gleich wieder gut in Form war, führt er nicht die Scorerliste an. Das übernimmt im Moment Jonathan Toews, der die gesamt Liga mit drei Toren und acht Punkten anführt.
Sehr gut in Form ist bisher auch Duncan Keith. Der Verteidiger hat ebenfalls sieben Punkte auf seinem Konto. Überragend ist aber vor allem die Eiszeit von Keith. Da Chicago zweimal eine lange Verlängerung spielte[5], stand Keith im Durchschnitt mehr als 32 Minuten auf dem Eis.
Fast gefeuert, jetzt gefeiert
Über Torwartprobleme können die Minnesota Wild nur müde lächeln. Im Gegensatz zu den Vorjahren, hat das Team aus dem Bundesstaat der zehntausend Seen mit
Devan Dubnyk endlich eine klare Nummer eins gefunden. Lediglich beim 1:6 in Spiel vier gegen die Blues schwächelte Dubnyk etwas. Trotzdem könnte die Torwartposition in diesem Jahr der große Vorteil der Wild sein.
Im Angriff bildeten Zach Parise, Jason Pominville und Mikael Granlund eine der besten Reihen in der ersten Runde der gesamten NHL. Sechs Tore und elf Vorlagen sammelten die drei Stürmer zusammen. Außerdem war das Überzahlspiel der Wild gegen St. Louis unglaublich gut. Satte 33,3 % Erfolgsquote sind bisher Bestwert in den Playoffs. In den Vorjahren war das Powerplay eines der Probleme von Minnesota gegen Chicago.
Interessant dürfte das Duell auf der Trainerposition werden. Während Joel Quenneville die Blackhawks viermal ins Western Conference Final führte, und zweimal den Cup gewinnen konnte, stand Mike Yeo im Frühjahr bereits unmittelbar vor der Entlassung. Gelingt es dem Kanadier nicht, die Serie für sich zu entscheiden, dann könnte Yeos Job wieder in Gefahr sein.
Damit das verhindert wird, müssen die Wild aber auf jeden Fall mehr aufs Tor schießen. Mit nur 22,7 Torschüssen war Minnesota das mit Abstand schlechteste Team der gesamten NHL in dieser Kategorie. Dazu kommen auch nur 47 % gewonnene Faceoffs. Da die Blackhawks aber ebenfalls nicht besonders gut in dieser Disziplin sind, könnte das ein weiterer Ansatz für eine erfolgreiche Serie sein.
Dynastie oder Durchbruch für Dubnyk?
Endet eine der Erfolgsgeschichten der letzten Jahre diese Saison vorzeitig, oder verlässt Minnesota letztlich doch das Glück? Die Blackhawks könnten sich zur ersten echten Dynastie seit den Red Wings der Jahrtausendwende entwickeln. Dagegen stehen die Wild vor dem Schritt hin zu einem Titelkandidaten. Vor allem neutrale Fans dürfen sich freuen. Ausgeglichener kann eine Serie kaum sein.
Tipp: So grandios die letzten Monate waren, bisher ist diese Saison die Ausnahme in der Karriere des Devan Dubnyk. Früher oder später endet jede Erfolgsgeschichte. Diese endet für die Wild wieder mal in Chicago, wenn auch erst nach einer langen Serie. Die Blackhawks siegen in sieben Spielen, vermutlich nach fünfacher Verlängerung in der letzten Partie.
Spiel 1: In Chicago Samstag 2. Mal 4:30 Uhr MEZ
Spiel 2: In Chicago Montag 4. Mal 3:30 Uhr MEZ
Spiel 3: In Minnesota Mittwoch. 6.Mai 3:00 Uhr MEZ
Spiel 4: In Minnesota Samstag 8.Mai 4:30 Uhr MEZ
Spiel 5: In Chicago Montag 10. Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Spiel 6: In Minnesota Dienstag 12. Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
Spiel 7: In Chicago Donnerstag 14. Mai, falls notwendig, genaue Anfangszeit noch unbekannt
<a href=“https://twitter.com/Lars_Mah“ class=“twitter-follow-button“ data-show-count=“false“>Follow @Lars_Mah</a>
<script>!function(d,s,id){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0],p=/^http:/.test(d.location)?’http‘:’https‘;if(!d.getElementById(id)){js=d.createElement(s);js.id=id;js.src=p+‘://platform.twitter.com/widgets.js‘;fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}}(document, ’script‘, ‚twitter-wjs‘);</script>
[1] Subban spielte im Schnitt z.B. 25:09 Minuten
[2] Hinter Washington 56 % Erfolgsquote
[3] In Spiel 1 bereits nach einem Drittel, in Spiel 2 kassierte Crawford 6 Tore
[4] 49,4 %
[5] Spiel 1 2OT, Spiel 4 3OT
by
No Comments