NHL Playoffs 2015 – Western Conference Final
4 Teams standing – Einen Monat nach Beginn der NHL-Playoffs sind nur noch vier Teams im Rennen um den Stanley Cup. Die Finalspiele in den Conferences stehen an, und damit die vorletzte Analyse der Stärken und Schwächen der vier Mannschaften, die sich bis hierhin durchgesetzt haben. Selbstverständlich wage ich auch wieder einen Tipp (Drei Finalisten wurden bisher korrekt vorhergesagt, insgesamt 10 von 11 Seriensiegern[1]).
Anaheim Ducks vs. Chicago Blackhawks – Neulinge gegen Veteranen
So kann man sich irren. Bei der Vorhersage der Conference Semifinals im Westen, hatte ich eine lange und ausgeglichene Serie zwischen den Blackhawks und den Wild prognostiziert. Stattdessen fegte Chicago durch das Halbfinale der Western Conference und siegte mit einem 4:0-Sweep gegen Minnesota. Auch die Ducks hatten es vom Ergebnis her einfacher als vorausgesagt. Anaheim gewann in nur fünf Spielen gegen die Calgary Flames.
Im Finale der Western Conference kommt es deshalb zu einer Premiere. Die Playoffserie Chicago Blackhawks gegen Anaheim Ducks gab es in der Geschichte der NHL noch nie. Auch die direkten Duelle aus der regulären Saison lassen kaum Schlüsse auf die Playoffs zu. Anaheim gewann ein Spiel mit 1:0, die anderen beiden Partien entschieden die Blackhawks jeweils 4:1 für sich. Das letzte Spiel fand dabei aber bereits Ende Januar statt.
Die Blackhawks spielen zum fünften Mal in sieben Jahren um den Einzug ins Stanley Cup Finale. 2010 und 2013 gelang den “Hawks” sogar der Titelgewinn. Die Ducks erreichten erstmals seit 2007 wieder das Western Conference Final[2].
Plötzlich wieder zuverlässig
Nicht nur die Prognose für die Länge der Serie gegen die Minnesota Wild war falsch, auch in einem weiteren Punkt lagen viele Experten (inklusive mir) daneben. Nach der ersten Runde hatte es noch so ausgesehen, als würde die Torwartposition den Blackhawks Probleme bereiten. Vier Spiele später ist Corey Crawford wieder die klare Nummer eins. Mit einer Fangquote von 94,7 % und einem Gegentorschnitt von nur 1,75 Gegentore brachte der 30jährige die Wild reihenweise zur Verzweiflung.
Schlechtes Unterzahlspiel, bessere Bullies
Chicago war auf die guten Leistungen von Crawford angewiesen, weil die Blackhawks ihren Gegnern relativ viele Schüsse ermöglichen. Knapp 33 waren es gegen Minnesota im Durchschnitt pro Partie. Etwas weniger, als noch in Runde eins, aber trotzdem noch mehr, als alle anderen verbliebenen Teams in Runde zwei zugelassen haben. Dazu liegt das Unterzahlspiel weiterhin bei schlechten 72,7 %. Das könnte gegen die Ducks, die mit 31 % das mit Abstand beste Powerplay in den bisherigen Playoffs stellen, einer der Knackpunkte für ein Weiterkommen sein.
Verbessern konnte Chicago das eigene Powerplay. Nachdem es gegen die Minnesota Wild bei zwei von sechs Versuchen im Überzahlspiel geklappt hat, ist die Quote jetzt bei soliden 20 %. Zudem gewannen die Blackhawks deutlich mehr Anspiele als noch zu Beginn der Playoffs. Mittlerweile liegt die Quote bei 51,4 %. Im Conference Halbfinale waren besonders Andrew Shaw (66,6%) und Antoine Vermette (71,4%) sehr erfolgreich bei den Bullies.
Superstars mit Superleistungen
In den Playoffs rücken oft die Rollenspieler aus den dritten und vierten Reihen in den Mittelpunkt. Die Superstars der Mannschaften neutralisieren sich, und die Arbeiter und “Grinder” entscheiden plötzlich Spiele und Serien. Das ist bei den Blackhawks in diesem Jahr anders. Das soll nicht heißen, dass die hinteren Reihen schlecht spielen würden. Bspw. hat Patrick Sharp schon 9 Punkte in 10 Spielen auf seiner Scorecard. Aber vor allem die Superstars zeigen für Chicago sehr gute Leistungen.
Patrick Kane war mit fünf Toren in den vier Spielen gegen Minnesota der überragende Stürmer. Von der Schulterverletzung aus der regulären Saison vollkommen genesen, hat der 26-jährige serienübergreifend in den letzten fünf Begegnungen mindestens ein Tor erzielt. Verteidiger Duncan Keith ist weiterhin die Pferdelunge der NHL, unterstützt den Angriff aber ebenfalls tatkräftig. Gegen die Wild stand Keith im Durchschnitt 28:29 Minuten auf dem Eis. Dazu hat er in 10 Playoffspielen bisher 10 Punkte gesammelt[3]. Auch Jonathan Toews (4 Tore, 7 Assists), Marian Hossa (7 Vorlagen, 8 Punkte), Brandon Saad und Brent Seabrook (je drei Tore) haben in den Endrundenspielen bis jetzt ihre Leistungen gebracht.
Trainer Joel Quenneville und seine Spieler haben aufgrund der erfolgreichen letzten Jahre außerdem so viel Erfahrung, dass sie von keiner Situation überrascht werden können. Nachdem sich die L.A. Kings nicht für die Playoffs qualifiziert haben, sind die Blackhawks so etwas wie der heimliche Titelverteidiger. Und der lässt sich nur schwer in einer Serie bezwingen.
Überragende Statistiken
In der Vorschau auf die erste Runde der Playoffs hatte ich auf die Diskrepanz zwischen dem Torverhältnis der Ducks auf der einen, und der Punkteausbeute und Platzierung auf der anderen Seite hingewiesen. Für die ersten beiden Runden in den Playoffs hat sich die Situation bei Anaheim in diesen Bereichen etwas gedreht. Das Torverhältnis von 35:18 ist das Beste aller Playoffteams. Dazu haben die Ducks mit +7,2 auch das positivste Verhältnis bei eigenen Torschüssen im Vergleich zu Schüssen des Gegners. Anaheim hat Runde eins und zwei dominiert.
Das spiegelt sich auch in den individuellen Zahlen der Spieler wieder. Corey Perry führt die NHL mit 15 Punkten in 9 Spielen an. Ryan Getzlaf (10 Vorlagen, 12 Punkte), Jakob Silfverberg (8 Vorlagen 11 Punkte) und Ryan Kesler (4 Tore, 5 Assists) haben ebenfalls im Schnitt einen oder mehr Punkte pro Spiel erzielt.
Fünf Siege nach Rückstand
Dazu haben die Ducks ihre Nehmerqualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In fünf von neun Spielen lag Anaheim zurück, viermal davon sogar noch vor Beginn des letzten Drittels. Alle fünf Spiele wurden gewonnen. Beindruckend ist dabei die Statistik von Flügelstürmer Matt Beleskey. Der Kanadier erzielte mit seinen 5 Toren[4] in fünf Begegnungen der Playoffs den Ausgleich für die Ducks.
Das Penalty Killing ist mit 87,1 % das Beste Unterzahlspiel im Westen, das Powerplay ist mit bisher 31 % Erfolgsquote nach zwei Runden die erfolgreichste Überzahlformation der Liga. Von den Anspielen gewinnen die Ducks 55,4 %. Auch das ist der Spitzenwert in der Western Conference. Frederik Andersen spielt weiterhin solide im Tor, und hat eine Fangquote von 92,5 % bei 1,96 Gegentoren pro Spiel. Die Werte aus den bisherigen Playoffspielen sprechen also alle für Anaheim.
Gute Leistungen oder schwache Gegner?
Die Frage die allerdings gestellt werden muss ist, ob die Ducks wirklich im Vergleich zur regulären Saison in den Playoffs zugelegt haben, oder ob sie einfach nur Glück hatten, auf zwei schwächere Mannschaften getroffen zu sein? Winnipeg stand erstmals seit dem Umzug aus Atlanta in den Playoffs. Die Franchise hat noch immer kein einziges Playoffspiel gewonnen[5]. Die Calgary Flames waren das Überraschungsteam der Saison, und hätten aufgrund ihrer “Advanced Stats[6]” die Playoffs gar nicht erreichen dürfen. Dazu fehlte den Flames mit Mark Giordano der Kapitän und gleichzeitig einer der besten Spieler.
Zusätzlich spricht die jüngste Playoffhistorie nicht für Anaheim. Immer wenn es zuletzt gegen ein gutes und erfahrenes Team ging, verloren die Ducks die Serie. 2013 unterlag man den Red Wings, 2014 den Los Angeles Kings. Selbst das Heimrecht in der Serie gegen die Blackhawks ist kein gutes Argument für einen Erfolg der “Enten”. In den vergangenen beiden Jahren war Anaheim das besser platzierte Team und verlor dennoch zweimal Spiel sieben auf eigenem Eis.
Trainer Bruce Boudreau hat ebenfalls keine gute Playoffhistorie. Das Finale im Westen ist das erste Conference Final, das Boudreau erreichen konnte. Zuvor scheiterten seine Teams[7] in sechs Playoffjahren spätestens in der zweiten Runde.
Der Münchner Korbinian Holzer wird auch in dieser Serie keinen Einsatz bekommen, sollte sich nicht einer der anderen Verteidiger bei den Ducks verletzen.
Tipp: Den neutralen Eishockeyfeinschmecker erwartet ein Festmahl. Wenn Chicago gegen Minnesota eine längere Serie gespielt hätte, dann wäre die Chance für Anaheim sehr groß. Doch da beide Teams ausgeruht in diese Serie gehen, entscheidet am Ende die Erfahrung. Blackhawks in 6 Spielen.
Spiel 1: In Anaheim
Spiel 2: In Anaheim
Spiel 3: In Chicago
Spiel 4: In Chicago
Spiel 5: In Anaheim falls notwendig
Spiel 6: In Chicago falls notwendig
Spiel 7: In Anaheim falls notwendig
Die Termine und Anfangszeiten der Spiele waren bei Redaktionsschluss noch unbekannt
[1] Stand 13.05.
[2] 2007 gewann Anaheim den bisher einzigen Stanley Cup in der Vereinsgeschichte
[3] 2 Tore, 8 Assist
[4] dazu keine Vorlage
[5] Nicht zu verwechseln mit der alten Winnipeg Jets Franchise
[6] Dabei werden z.B. Zahlen wie Puckbesitz, Schüsse bei 5-5, geblockte Schüsse usw. analysiert
[7] Washington Capitals und Anaheim Ducks
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