NHL Playoffs 2016 – Runde Eins – Teil Zwei
Sechs Monate sind seit dem Saisonbeginn in der National Hockey League vergangen, und endlich beginnt die beste Zeit des Eishockeyjahres. Wie im vergangenen Jahr analysieren wir die Matchups der Playoffs und versuchen uns als Wahrsager. Wo liegen die Stärken und Schwächen der 16 Teams, die sich für die Endrunde der NHL qualifiziert haben? Und welcher Verein hat in der ersten Runde in den jeweiligen Paarungen die besten Karten? Teil Zwei der Vorschau auf die Viertelfinalserien 2016.
Eastern Conference
Pittsburgh Penguins vs. New York Rangers – Dreimal ist Pittsburgher Recht?
Das Duell Pittsburgh gegen New York gab es bereits in den letzten beiden Jahren. 2014 führten die Penguins schon mit 3:1, unterlagen aber trotz Heimvorteil noch in sieben Spielen. 2015 siegten die Rangers deutlich mit 4:1 in der Serie. Die Begegnungen wurden aber allesamt nur mit einem Tor Abstand entschieden. In der regulären Saison 2015/16 siegten die Penguins dreimal nach 60 Minuten und in einem Spiel nach Verlängerung. New York gewann lediglich eine Begegnung.
Pittsburgh Penguins – Trainerwechsel als Erfolgsrezept
Wer am 12.12.2015 die Pittsburgh Penguins als einen der Titelfavoriten in der National Hockey League bezeichnet hat, der wurde vermutlich von anderen Hockeyfans nur müde belächelt. Zu diesem Zeitpunkt standen die Penguins mit 15 Siegen in 28 Spielen auf dem neunten Platz der Eastern Conference. Grund genug für die Vereinsführung die Reißleine zu ziehen und auf dem Trainerposten Mike Johnston durch Mike Sullivan zu ersetzen. Der Vorname blieb gleich, ansonsten änderte sich vieles. Vier Monate später liegt Pittsburgh hinter Washington auf dem zweiten Platz im Osten, und vieles deutet auf ein Eastern Conference Finale mit den Capitals hin.
Dass die Penguins im Dezember nicht bereits aussichtslos zurücklagen, haben sie vor allem Marc-André Fleury zu verdanken. Der Torwart spielte mit einer Fangquote von 92,1 % und einem Gegentorschnitt von 2,29 in seinem zwölften Jahr in der National Hockey League seine statistisch beste Saison. Zwar fehlte Fleury in den letzten Wochen mit einer Gehirnerschütterung, aber zu den Playoffs ist der Kanadier wohl wieder fit.
Die Defensive vor Fleury wird angeführt von Kris Letang. Mit 16 Toren und 67 Punkten setzte der 28-jährige neue persönliche Bestmarken. Zudem ist Letang eines der Arbeitstiere der Liga. Durchschnittlich 26:56 Minuten Eiszeit sind der dritthöchste Wert bei den Playoffmannschaften nach Drew Doughty von den Los Angeles King und Ryan Suter von den Minnesota Wild. Letang ist aktuell einer der Kandidaten auf die Norris Trophy für den besten Verteidiger der NHL.
Bei den Topscorern der Penguins finden sich neben Crosby und Letang Phil Kessel, Evgeni Malkin, Patric Hornqvist, Chris Kunitz, Matt Cullen und Carl Hagelin. Alle haben 10 oder mehr Treffer auf ihrem Konto und trugen ihren Teil dazu bei, dass Pittsburgh mit 241 Toren den drittbesten Angriff der Liga stellt. Malkin hätte sogar der zweite Spieler neben Crosby werden können, der mehr als 30 Tore erzielt. Allerdings fehlt der Russe den Penguins bis voraussichtlich Mitte Mai mit einer nicht näher genannten Oberkörperverletzung.
Der Deutsche: Tom Kühnhackl
Tom Kühnhackl ist die deutsche Überraschung in dieser Saison in der NHL. Der 24-jährige Landshuter überzeugte mit 5 Toren und 15 Punkten in 41 Spielen so sehr, dass die Penguins ihn Mitte März mit einem Zweijahresvertrag belohnten. Der Kontrakt ist als sogenannter „One-Way-Contract“ gestaltet, so dass Kühnhackl das volle NHL-Gehalt bekommt, selbst wenn er wieder zurück ins Farmteam geschickt werden sollte. Doch die Gefahr besteht aktuell nicht. Zu wichtig ist Kühnhackl für Pittsburgh. Vor allem im Unterzahlspiel hat der Deutsche seine Stärken, und erzielte bereits zwei Treffer bei einem Mann weniger auf dem Eis. Vor allem in den Playoffs werden Spieler aus den hinteren Reihen noch wichtiger. Durchaus möglich, dass Tom Kühnhackl auch in den kommenden Wochen die „deutschen“ Schlagzeilen on der NHL bestimmt
Wenige Torschüsse, wenig Hoffnung?
Tore können nur erzielt werden, wenn aufs Tor geschossen wird. Diese Weisheit sollte eigentlich jedem Team in der NHL bekannt sein. Bei den „Blueshirts“ scheinen die Spieler das aber in dieser Saison vergessen zu haben. Lediglich 28,5 Schüsse gaben die Rangers im Schnitt pro Partie auf das gegnerische Tor ab. Das ist der Minuswert bei den Playoffteams. Auf der Gegenseite erlaubten die Rangers den anderen Teams 30,4 Schüsse auf das meistens von Henrik Lundqvist gehütete Tor – Platz 19 von 30 NHL-Mannschaften. Dieses Missverhältnis spiegelt sich auch deutlich in der Tordifferenz von New York wieder. Waren die Rangers in der Vorsaison mit +60 noch die Nummer eins der Liga, so reichte es in dieser Saison nur noch zu mittelmäßigen +19.
Vielleicht ist Mittelmaß auch genau das passende Fazit der Saison des Teams aus dem Madison Square Garden. Zwar erzielten mit Derick Brassard, Mats Zuccarello, Derek Stepan, J.T. Miller und Chris Kreider fünf Spieler mehr als 20 Tore, einen echten Superstar gibt es im Angriff von New York aber nicht. Rick Nash fehlte mehr als 20 Partien und traf nur 15 Mal.
Torwart Lundqvist gewann wieder 35 Spiele und hielt 92 Prozent der auf sein Tor abgegebenen Schüsse. Allerdings war der Gegentorschnitt von 2,46 der bisher höchste in der Karriere des Schweden. Lundqvist wird nicht jünger. Wollen die Rangers ihrer langjährigen Nummer eins endlich den Gewinn des Stanley Cup ermöglichen, dann muss sich die Mannschaft von Alaign Vigneault gewaltig steigern.
Anfangen können die „Blueshirts“ bei ihren Special Teams. Das Powerplay ist mi 18,6 % und Platz 13 der NHL akzeptabel, aber ausbaufähig. Dringend verbessert werden muss das Unterzahlspiel. Nur 78,2 % sind der zweitschlechteste Wert bei den Playoffteams (Minnesota ist mit 77,9 noch schlechter). Nach dem Finaleinzug 2014 und dem Erreichen des Eastern Conference Finals 2015 könnte die Sommerpause der New York Rangers heuer ansonsten bereits früher beginnen.
Tipp: In der dritten Auflage in Folge dieser Serie setzen sich erstmals die Penguins durch. Auch ohne Malkin ist die Offensive von Pittsburgh gut. Auf der Gegenseite fehlt den Rangers die Durchschlagskraft im Angriff, und “King Henrik” hat einen Teil seiner Macht verloren. Pittsburgh in sechs Spielen.
Tampa Bay Lightning vs. Detroit Red Wings
Wie in der Saison 2014/15 treffen sich Tampa Bay und Detroit in der ersten Runde der Playoffs der National Hockey League. Letzte Saison siegten die Lightning knapp in sieben Spielen. In der Hauptrunde endeten alle Begegnungen in der regulären Spielzeit, und es gewann immer die Heimmannschaft. Detroit siegte in zwei Heimspielen, Tampa in seinen drei.
Verletzungspech beim Vorjahresfinalisten
Die Mannschaft des Vorjahresfinalisten aus Tampa Bay litt zu Beginn der Saison unter einem leichten Kater. Noch zum Jahreswechsel lag das Team von Trainer Jon Cooper nur auf dem elften Platz in der Eastern Conference. Doch im weiteren Verlauf der Saison sah es so aus, als sollten die Lightning Florida noch abfangen, und die Atlantic Division für sich entscheiden. Dann verletzten sich innerhalb von acht Tagen zwei der wichtigsten Spieler. Erst brach sich Verteidiger Anton Stralman, mit 22:04 Minuten pro Spiel die Nummer zwei in Tampa, gegen die New York Islanders das Bein. Damit fehlt einer der wichtigsten Eckpfeiler der zweitbesten Defensive im Osten.
Aber der echte Schock folgte kurz darauf. Beim Mannschaftskapitän und Superstar Steven Stamkos wurde ein Blutgerinnsel im Arm entdeckt. Die Behandlung der Verletzung dauert mindestens einen Monat, eventuell sogar drei. Das könnte nicht nur das Ende der Saison 2015/16 für Stamkos bedeuten, sondern auch den Schlusspunkt seiner Karriere bei den Tampa Bay Lightning. Denn wenn sich Stamkos und General Manager Steve Yzerman bis zum 30.06. nicht auf einen neuen Vertrag einigen können, dann ist der 26-jährige Kanadier Free Agent und kann beim Team seiner Wahl unterschreiben. Während der gesamten Saison sorgten die Vertragsverhandlungen rund um Stamkos für Unruhe bei den „Bolts“. Trotzdem lieferte Stamkos mit 36 Toren und 64 Punkten in 77 Spielen akzeptable Zahlen ab.
Topscorer war in diesem Jahr aber ein anderer Spieler. Nikita Kucherov erzielte 30 Tore und sammelte 66 Punkte. Weitere sieben Spieler hatten eine zweistellige Trefferzahl. Dennoch gelangen Tampa nur 224 Tore, und damit 38 weniger als noch im Vorjahr, als Tampa den besten Angriff der NHL stellte. Allerdings verbesserte sich 2015/16 die Defensive der Lightning, bzw. genauer das Torwartspiel. Ben Bishop spielte eine überragende Saison. Mit einer Fangquote von 92,6 % und einem Gegentorschnitt von 2,06 lag der 2,01m große jeweils in den Top3 der NHL. Der Rückgang bei den erzielten Toren ist auch auf das schlechte Überzahlspiel von Tampa Bay zurückzuführen. Eine Erfolgsquote von nur grausamen 15,8 % ist gleichbedeutend mit dem schlechtesten Powerplay der 16 Playoffteams. Zumindest das Unterzahlspiel ist mit 84,1 % im oberen Drittel der Liga angesiedelt.
Zwei Fragen stellen sich für die Lightning: Kann die Mannschaft die erste(n) Runden ohne Stralman und Stamkos überstehen? Und kehren die beiden im Verlauf der Playoffs in den Kader zurück? Wenn nicht beide dieser Fragen mit ja beantwortet werden können, dann sieht es schlecht aus mit dem erneuten Einzug von Tampa ins Finale.
Detroit Red Wings – Dauerläufer ohne Babcock
Im Jahr eins nach Mike Babcock blieb bei den Red Wings (fast) alles beim Alten. Auch unter Jeff Blashill qualifizierten sich die Red Wings in der 25. Saison hintereinander für die Endrunde der NHL. Der Weg dahin war allerdings mühsam. Zwar stand Detroit Mitte Januar noch auf dem vierten Platz in der Eastern Conference, doch in den folgenden Wochen gerieten die Red Wings in eine Krise. Neun von 14 Spielen wurden verloren. Doch Detroit profitierte vom Einbruch der Bruins, und die längste Serie an Qualifikationen für die Playoffs im nordamerikanischen Profisport hat weiterhin Bestand.
Für einen Spieler der Red Wings sind die kommenden Wochen aller Voraussicht nach eine Art Abschiedstournee. Pavel Datsyuk hat anklingen lassen, das er in der nächsten Saison in der russischen KHL spielen möchte. Der 37-jährige fehlte seiner Mannschaft auch in dieser Spielzeit in 16 Partien. Mehr als 80 Saisonspiel absolvierte Datsyuk zuletzt 2009/10. Steht Datsyuk auf dem Eis, ist er aber weiterhin einer der besten Spieler der Red Wings. 49 Punkte in 66 Spielen sind ein guter Wert. Datsyuk langjährigem Center, Henrik Zetterberg ist der Zahn der Zeit schon etwas mehr anzumerken. Der Schwede stand zwar in allen 82 Partien auf dem Eis, aber er konnte bei weitem nicht an den Punkteschnitt des letzten Jahrzehnts anknüpfen. 50 Punkte in 82 Spielen sind der schlechteste Wert für den 35-jährigen Mittelstürmer seit 2003/04.
Langsam übernimmt die nächste Spielergeneration in Detroit. Tomas Tatar und Dylan Larkin erzielten beide über 20 Tore. Vor allem der erst 19 Jahre alte Larkin ist einer der zentralen Bausteine für die Red Wings nach Datsyuk & Zetterberg. Ansonsten lebte Detroit vor allem von der mannschaftlichen Ausgeglichenheit. 23 verschieden Spieler trafen für die Red Wings. Das reichte jedoch nur für 209 Tore, kein anderes Playoffteam traf seltener. Die Defensive ist mit 219 Gegentoren ebenfalls nur unteres Mittelmaß. Auch die Special Teams mit 28,8 % Powerplay (13.) und 81,6 % Penaltykilling (14.) sind von der Elite der NHL weit entfernt.
Dass es dem Team aus der “Hockeytown” überhaupt gelang sich für die Playoffs zu qualifizieren liegt vor allem auch an Petr Mrazek. Der Tscheche ist in seiner vierten NHL-Saison erstmals die Nummer eins in Detroit. 2,33 Gegentore pro Spiel und eine Fangquote von 92,1 % sind gute Werte für den Torhüter. Auch im Vorjahr zeigte Mrazek gegen Tampa Bay wenig Schwächen und war über sieben Spiele ein zuverlässiger Rückhalt. Backup Jimmy Howard verfügt zwar über viel Erfahrung, war in der regulären Saison aber schlechter als Mrazek.
Tipp: Auch in diesem Jahr sind die Lightning zu gut für Detroit. Auch ohne Steven Stamkos reicht das offensive Potenzial von Tampa Bay gegen die Red Wings vollkommen aus. Wenn Petr Mrazek Probleme bekommt, dann kann die Serie sogar schneller zu Ende gehen, als 2015. Ansonsten entscheidet auch der Heimvorteil für das Team aus Florida. Tampa Bay in sieben Spielen.
Western Conference
Dallas Stars vs. Minnesota Wild – Alte gegen neue Franchise
Beim Duell Dallas gegen Minnesota trifft die alte Franchise aus dem Staat der zehntausend Seen auf die neue Franchise. Seit der Premierensaison der Wild gab es diese Begegnung in den Playoffs der National Hockey League noch nie. In der Hauptrunde gewann Dallas vier von fünf Spielen, dabei aber in drei Partien erst nach Verlängerung.
Dallas Stars – Wilder Westen auf Eis
Die drei Siege der Stars gegen die Wild in der Verlängerung kommen nicht von ungefähr. Dallas ist das beste Offensivteam der NHL. Bei drei gegen drei tritt dieses Potenzial besonders deutlich zu Tage. Die 265 Tore von Dallas sind satte 17 Treffer mehr als die Washington Capitals als zweitbestes Team. Dallas hat mit Jamie Benn, Tyler Seguin und Jason Spezza als einzige Mannschaft der Liga drei Spieler mit mehr als 30 Toren. Benn traf sogar 41-fach ins gegnerische Netz, war mit 89 Punkten auch Topscorer seiner Mannschaft und immerhin zweiter im Rennen um die Art Ross Trophy. Patrick Sharp erzielte 20 Tore und weitere acht Spieler trafen zweistellig. Auch das Überzahlspiel der Stars ist sehr gut, und rangierte nach der regulären Saison auf Platz vier. Unterstützt werden die Stürmer vor allem von Verteidiger John Klingberg. Der 23-jährige hat sich in seiner zweiten NHL-Saison zu einem der besten offensiven Verteidiger der Liga entwickelt, und sammelte 10 Tore und 48 Vorlagen.
So gut die Offensive der Stars ist, so schlecht ist die Defensive. 228 Gegentreffer kassierten die Stars, die meisten aller 16 Playoffteilnehmer. Spiele der Stars sind eine Freude für die Zuschauer, denn es fallen im Durchschnitt mehr als sechs Tore pro Partie. Die Freude bei den Torhütern Antti Niemi und Kari Lehtonen dürfte sich in manchen Spielen aber in engen Grenzen gehalten haben. Beide haben sich die Partien im Tor von Dallas fast gleichmäßig geteilt, und dementsprechend schlecht sind auch bei beiden die statistischen Werte. Fangquoten von 90,5 % und ein Gegentorschnitt von ungefähr 2,7 sind in der heutigen NHL keine guten Zahlen. Erstaunlicherweise ist das Unterzahlspiel der Stars gar nicht so schlecht. 82,3 % reichen genau für Platz zehn in dieser Kategorie. Zudem trafen die Stars in Unterzahl sogar zweistellig ins gegnerische Tor.
Nachdem die Stars in der Vorsaison knapp die Playoffs verpasst hatten, war eine Teilnahme an der Endrunde in dieser Saison zu erwarten. Das Dallas allerdings die starke Central Division und die gesamte Western Conference gewonnen hat, ist eine große Überraschung. Schafft es Trainer Lindy Ruff seiner Mannschaft etwas mehr Ordnung in der Verteidigung zu geben, oder läuft einer der finnischen Torhüter zu Hochform auf, dann ist sogar mehr als nur die Teilnahme möglich. Viel wird auch davon abhängen ob und wie Tyler Seguin nach seinem Achillessehnenanriss zurückkehren wird.
No Stars, no Goals
Ähnlich wie im Osten Philadelphia und Detroit, so profitierte im Westen Minnesota davon, dass Colorado und die anderen Mannschaften gegen Ende der Saison noch schlechter spielte, als die Wild. Ein Jahr zuvor hätten die 87 Punkte von Minnesota nur für Platz 13 (!) in der Western Conference gereicht. Zumindest hat der Trainerwechsel von Mike Yeo auf John Torchetti Mitte Februar die Wild noch in die Playoffs gebracht. Trotz des neuen Trainers bleiben die Probleme aber die alten.
Kein Playoffteam im Westen erzielte weniger als die 213 Tore von Minnesota. Superstar Zach Parise erzielte auch nur 25 Treffer, für ihn der schlechteste Wert in einer normalen Saison seit seinem Rookiejahr 2005/06. Zudem fehlt Parise zu Beginn der Playoffs wegen einer Verletzung. Selbst wenn der Lokalmatador nicht in Topform war, ist sein Ausfall eine große Schwächung für die Wild.
Topscorer des Teams war Mikko Koivu, wobei die Bezeichnung “Top” bei nur 56 Punkten etwas hochgegriffen ist. Ein Vorteil der Wild ist aber, dass es viele Spieler gibt, die in der Lage sind zu treffen. Immerhin elf Akteure hatten eine zweistellige Toranzahl. Darunter war auch die Alpenfraktion in Saint Paul. Der Schweizer Nido Niederreiter erzielte 20 Tore und sein Österreichischer Mannschaftskollege Thomas Vanek immerhin noch 18.
Der Ausfall von Parise ist schlimm für Minnesota, aber noch schlimmer wäre ein Fehlen von Verteidiger Ryan Suter. Der Amerikaner ist der Zentrale Baustein in der Defensive der Wild. Durchschnittlich 28:35 Minuten steht Suter in jedem Spiel auf dem Eis, die zweitmeisten Minuten der Liga nach Erik Karlsson von den Ottawa Senators. Im Tor der Wild hat Devan Dubnyk sich die Position der Nummer eins gesichert. Allerdings sind die Zahlen von Dubnyk nicht mehr so überragend wie in der Vorsaison, als der Kanadier mit überragenden Leistungen seine Mannschaft fast alleine in die Playoffs führte. Das spiegelt sich auch in der Gesamtbilanz wieder. Die 204 Gegentore der Wild sind der neuntbeste Wert der Liga und im Westen nach den beiden Teams aus dem Großraum LA immerhin noch der drittbeste Wert.
Erstaunlicherweise ist das Penalty Killing der Wild das schlechteste aller Mannschaften in den Playoffs der NHL. Nur in 77,9 % war das Unterzahlspiel erfolgreich. Minnesota ist aber auch eines der diszipliniertesten Teams der Liga, und kassierte die zweitwenigsten kleinen Strafen. Solange die Wild es vermeiden können auf der Strafbank zu sitzen, stimmt die Defensivleistung also.
Tipp: Gegensätzlicher könnten die Spielstile zweier Teams kaum sein. Normalerweise setzt sich in den Playoffs eher die Defensive durch. Aber wer soll bei Minnesota die Tore schießen? Dallas ist zwar jung, hat aber einige Spieler mit Erfahrung im Kader. Das reicht für den ersten Sieg in einer Serie seit 2007. Dallas in sechs Spielen.
Los Angeles Kings vs. San Jose Sharks – Battle of California Part One
Knapp 5 Stunden dauert die Fahrt über den Highway I-5N und zwischen dem Staples Center in Los Angeles und dem SAP Center in San Jose. Ähnlich nah (für amerikanische Verhältnisse) sind sich die beiden Mannschaften aus dem “Golden State”. Nur vier Punkte trennten die Teams in der Tabelle. Beide verpassten im Vorjahr beide die Playoffs, nachdem es 2014 eine historische Serie zwischen den Mannschaften gegeben hatte. San Jose führte souverän mit 3:0 Spielen, ehe das Team komplett einbrach und keines der folgenden vier Duelle gewinnen konnte. Die Kings nahmen den Schwung dagegen mit, und feierten im Sommer 2014 den zweiten Stanley Cup in drei Jahren. In dieser Saison gewannen die Sharks drei Spiele in regulärer Spielzeit. Los Angeles siegte einmal nach 60 Minuten und einmal nach Verlängerung.
San Jose Sharks – Die Könige der Hauptrunde
Nach dem Kollaps in der ersten Runde 2014 und dem Verpassen der Playoffs 2015 war von vielen Experten ein echter Umbruch in San Jose erwartet worden. Trainer Todd McLellan wurde auch im April 2015 entlassen und durch Pete DeBoer ersetzt, aber am Kern der Mannschaft änderte sich wenig.
Topscorer bei den Sharks war erneut Joe Thornton. In einer Ära in der es vielen jungen Spieler schwer fällt sich in der Offensive in Szene zu setzen, erzielt Thornton erneut zuverlässig im Durchschnitt pro Begegnung einen Punkt. 82 Punkte in 82 Spielen reichten letztlich sogar für den vierten Platz in der Scoringliste der NHL. Viele der Pässe von Thornton werden von Joe Pavelski verwandelt. Der 31-jährige Amerikaner war mit 38 Treffern erfolgreichster Torschütze bei den Sharks. Brent Burns, Patrick Marleau, Thomas Hertl und Joel Ward unterstützen Thornton und Pavelski und trafen alle mehr als 20 Mal.
Verteidiger Brent Burns spielte allgemein die Saison seines Lebens. 27 Tore waren die meisten eines Defensivspielers in der NHL, und nur Erik Karlsson hatte am Ende mehr als die 75 Punkte von Burns auf seinem Konto. Im Sommer könnte Burns für seine Leistungen mit der Norris Trophy ausgezeichnet werden. Die guten individuellen Werte der Topspieler spiegeln sich auch in den Zahlen der gesamten Mannschaft wieder. San Jose hatte mit 237 Treffern die viertmeisten Tore der Liga und mit 22,5 % das drittbeste Überzahlspiel.
In der Defensive sind die Zahlen bei den Sharks dagegen etwas schlechter. 207 Gegentreffer reichen gerade noch für die Top Ten der NHL, aber die Unterzahlquote von 80,5 % liegt im unteren Drittel der Liga. Eventuell könnte in den Playoffs Torwart James Reimer die Defensive verbessern. Der Kanadier kam vor der Trade Deadline aus Toronto, und zeigte in seinen acht Einsätzen im Trikot der Sharks bisher sehr gute Leistungen. Aber auch Stammtorhüter Martin Jones war mit einer Fangquote von 91,8 % und einem Gegentorschnitt von 2,27 ein solider Rückhalt. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil für die Sharks, dass die Serie gegen Los Angeles auswärts beginnt, denn die Heimbilanz in San Jose ist mit 18-20-3 die fünftschlechteste der National Hockey League.
Stanley Cup Champion alle zwei Jahre?
Gemessen an den eigenen Standards, war der Saisonverlauf der Los Angeles Kings sehr ungewöhnlich. 2015/16 qualifizierten sich die Kings frühzeitig für die Playoffs. In den vergangenen Jahren zitterte die Mannschaft von Trainer Darryl Sutter immer bis kurz vor Ende der Saison um das Erreichen der Endrunde. 2015 verpassten die Kings als Titelverteidiger die Playoffs sogar komplett. Um das zu verhindern wurde bereits im vergangenen Sommer an den entscheidenden Schrauben gedreht. Milan Lucic kam per Trade aus Boston. Im Verlauf der Saison folgten u.a. Tauschgeschäfte für Vincent Lecavalier, Rob Scuderi und Kris Versteeg. Die Maßnahmen haben geholfen, und die Kings sind wieder einer der Topfavoriten auf den Titel.
Ein Grund für die gute Saison von Los Angeles ist die Dominanz bei den Torschüssen. Das Verhältnis von +4,5 ist der beste Wert in der NHL. Dabei schlagen sich die 32 eigenen Schüsse pro Spiel gar nicht übermäßig in der Anzahl der Treffer wieder. 223 Tore sind nur Platz 14 in der Liga. LA lässt seine Gegner auf der anderen Seite des Eises aber lediglich 27,5 Mal aufs Tor schießen, und legt damit die Grundlage für nur 192 Gegentore. DAs ist der drittbeste Wert der Liga, und lediglich die Nachbarn aus Anaheim kassierten im Westen mehr Gegentreffer. Eine weitere Stärke der Kings ist das körperbetonte Spiel. 30,4 Bodychecks pro Begegnung sind mit Abstand der Bestwert in der National Hockey League. Die Kings sind für die Gegner in der NHL eine der unangenehmsten Mannschaften.
Gelingt es dann doch einmal frei vor dem Tor von Los Angeles aufzutauchen, dann steht zwischen den Pfosten mit Jonathan Quick einer der besten Torhüter der letzten Jahre. 40 Siege, 2,22 Gegentore und eine Fangquote von 91,8 % sind für Quick mittlerweile fast durchschnittliche Werte.
Wie gut das Verhältnis zwischen Offensive und Defensive bei den Kings ist, zeigen die +/- Werte von Tyler Toffoli und Anze Kopitar. Mit +35 und +34 belegen die beiden Stürmer die Plätze eins und zwei der NHL in dieser Kategorie. Während Kopitar seit Jahren zu den besten “Two-Way-Centern” der Liga gehört, hat der 23-jährige Tiffoli in seiner vierten Saison erstmals über 30 Tore (31) erzielt. Kopitar, Lucic und Jeff Carter machten mehr als 20 Tore, sechs weitere Spieler trafen zumindest zweistellig. Viele der Spieler bei den Kings waren auch schon 2012 bzw. 2014 im Kader, oder haben mit anderen Mannschaften bereits den Stanley Cup gewonnen (Lucic, Lecavalier). Los Angeles könnte also 2016 den Zweijahresrhythmus bei Meisterschaften fortsetzen.
Tipp: Beide Teams dominieren normalerweise das Torschussverhältnis. Es wird interessant zu sehen, wie sich das in dieser Serie entwickelt. Auf dem Papier sind die Sharks das softe Hauptrundenteam und die Kings der harte Champion. Die bessere Mischung der Kings könnte sich letztlich durchsetzen, aber hoffentlich erst nach der vollen Anzahl an Spielen. Los Angeles gewinnt in sieben Spielen.
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