NHL Playoffs 2017 – Anaheim Ducks vs. Edmonton Oilers
Icework Orange
Wie konnten sie soweit kommen?
Anaheim löschte in vier Spielen die Flammen in Calgary. Heimsiege waren im Duell mit dem zweiten Team aus Alberta zu erwarten, aber auch auswärts zeigten die Ducks ihre Erfahrung und Klasse. Neben dem guten Auftakt im heimischen Honda Center war Spiel drei der psychologische Knackpunkt in der Serie gegen Calgary. Nach 1:4-Rückstand gewann Anaheim noch 5:4 in der Verlängerung und schockte die Flames. Das Torverhältnis beim Sweep war 14:9.
Edmonton siegte in einer deutlich ausgeglicheneren Serie gegen San José mit 4:2. Dabei zeigten die jungen Oilers, dass sie sich auch durch kurzzeitige Rückschläge nicht aus der Ruhe bringen lassen. Spiel eins zuhause verlor Edmonton trotz einer schnellen 2:0-Führung, Spiel vier war eine 0:7-Klatsche. Negative Auswirkungen auf die folgenden Spiele hatten beide Niederlagen nicht. Zweimal ging es gegen die Sharks in die Verlängerung, es fielen 12:14 Tore insgesamt.
Wie gut kennen sich die Teams?
2006 spielten die Ducks und die Oilers den Meister in der Western Conference aus. Überraschend deutlich siegte Edmonton in fünf Partien und gewann dabei alle drei Spiele in Anaheim.
In der regulären Saison lieferten sich Edmonton und Anaheim bis zum Ende ein Duell um die Pacific Division. Den direkten Vergleich entschieden die Oilers mit drei Siegen aus fünf Spielen und einem Torverhältnis von 14:12 knapp für sich.
Was wird wichtig?
Beide Mannschaften haben eine ungewöhnliche Verteilung der Eiszeiten. Während ein normales NHL-Team vor allem in den Playoffs auf ein oder zwei starke Verteidigerpaare baut, und die Defender dann auch mit deutlichem Abstand am längsten auf dem Eis stehen, gehen Anaheim und Edmonton einen etwas anderen Weg. Bei den Ducks ist dies allerdings auch eine Folge des Ausfalls von Cam Fowler, der in der regulären Saison im Schnitt die meiste Spielzeit hatte. In den Playoffs absolvierte mit Mannschaftkapitän Ryan Getzlaf ein Stürmer die meiste Eiszeit mit 22:19 Minuten. Erst danach folgten sechs Verteidiger mit 19:07-22:11 Minuten pro Spiel. Spätestens nachdem Sami Vatanen für die letzten drei Spiele gegen Calgary verletzt ausfiel, hat Anaheim kein überragendes Duo in der Defensive. Entscheidende Frage wird sein, ob es den Ducks gelingt die schnellen und technisch guten Stürmer von Edmonton weiterhin als Kollektiv zu verteidigen.
Auch die Oilers haben keinen Allstar-Verteidiger in ihren Reihen, mit Adam Larsson und Andrej Sekera aber ein gutes erster Paar in der Abwehr. Mit 21:21 Minuten folgt Stürmer Connor McDavid aber auch bereits auf dem vierten Platz bei den Eiszeiten. Nach seiner ersten Saison über die volle Distanz, wird es wichtig die Einsätze von McDavid genau zu dosieren. Gegen die Sharks stand der Topscorer der regulären Saison in allen Spielsituationen auf dem Eis. Ob McDavid das auch in den nächsten Runden leisten kann, ist fraglich.
Wer macht die Tore?
Anaheim hatte fünf Spieler die mehr als ein Tor gegen Calgary erzielen konnten. Topscorer war Mannschaftskapitän Getzlaf mit drei Toren und fünf Punkten. Randy Carlyle würfelte seine Reihen trotz der kurzen Serie durch, damit er nicht nur auf eine Formation angewiesen war. Das gelang ihm vor allem nach dem Rückstand in Spiel drei sehr gut. Auch gegen die Oilers wird es immens wichtig für Anaheim, dass auch Rollenspieler das Tor treffen. Antoine Vermette, Ryan Kesler und Andrew Cogliano sind noch ohne Treffer und jetzt gefordert.
Edmonton hatte auch größere Probleme gegen San Jose Tore zu erzielen. Lediglich McDavid, Oscar Klefborn und Zack Kassian trafen doppelt, Leon Draisaitl, Milan Lucic und Patrick Maroon nur einmal. Jordan Eberle und Ryan Nugent-Hopkins blieben komplett ohne eigenen Erfolg. Entweder die erste Reihe spielt ähnlich gut, wie gegen Ende der Hauptrunde, oder die hinteren Reihen müssen zusammen das Tore schießen übernehmen. Auf jeden Fall sollte Edmonton generell mehr Schüsse abgeben. 28,2 Torschüsse sind die zweitwenigsten nach den Blues in der Western Conference.
Überzahl oder Unterzahl?
Edmonton kassierte die meisten Strafminuten in der ersten Runde (65). Im Durchschnitt saßen Oilers (10,83 Minuten) und Ducks (10,75) von den Teams der Western Conference am häufigsten in der Kühlbox. Agieren die Mannschaften nicht disziplinierter, dann bekommen die Special Teams größte Bedeutung. Anaheim stellte in der ersten Runde das bessere Powerplay. 23,1 % Erfolgsquote gegen Calgary stehen nur 12,5 % der Oilers gegen San Jose gegenüber. In Unterzahl sieht die Situation genau umgekehrt aus. In 16 Situationen mit weniger Spielern kassierten die Ducks sechs Treffer, Das entspricht einer furchtbaren Quote von 62,5 %. Edmonton war auch nicht überragend in puncto Penalty Killing, konnte aber immerhin 80,8 % der Unterzahlsituationen ohne Gegentreffer überstehen, das war auch fast genau der Wert aus der regulären Saison.
Zuhause oder Auswärts?
Anaheim blieb beim Sweep natürlich perfekt auf eigenem und fremdem Eis. In der Hauptrunde waren die Ducks mit 29 Siegen zudem die heimstärkste Mannschaft der Western Conference. Allerdings waren die Enten auch erstaunlich schwach in der Ferne. 17-15-9 lautete die durchwachsene Auswärtsbilanz. Edmonton war zuhause ok (24 Siege) und hatte in der Fremde mit 22-14-5 die beste Bilanz der noch verbliebenen Mannschaften in der Western Conference. Bei den heimstarken Sharks gelangen in den Playoffs sogar zwei Erfolge in drei Spielen. Für Anaheim wird es äußerst wichtig sein, die ersten beiden Spiele im Honda Center für sich zu entscheiden.
Wer gibt die Anweisungen?
Randy Carlyle soll die Ducks in seiner zweiten Amtszeit im Orange County zum zweiten Stanley Cup führen. 2007 gewann der Kanadier mit Perry und Getzlaf die Meisterschaft für Anaheim. Todd McLellan war lange Jahre Chefcoach bei den Sharks. 2009/10 und 2010/11 erreichte er mit San Jose das Western Conference Final. Die Bilanzen der beiden Trainer in den Playoffs sind sehr ähnlich, 39-30 für Carlyle und 35-33 für McLellan. Jedoch haftet McLellan der Makel an, mit den Sharks in den Playoffs auch in drei Spielzeiten als höher gesetztes Team in der ersten Runde gescheitert zu sein. Carlyle weiß bereits wie er das Stanley Cup Finale erreicht und auch gewinnt.
Wer spricht deutsch?
Leon Draisaitl durchlebte gegen San Jose den gleichen Lernprozess, wie seine Mannschaftskollegen. Er hatte Glück, dass der Aussetzer mit dem Stockstich in Spiel vier keine Sperre nach sich zog. Draisaitl zeigte die richtige Reaktion und die letzten beiden Spiele waren seine besten der bisherigen Playoffs. Der Kölner zog die Fäden beim Sieg nach Verlängerung in der richtungsweisenden fünften Partie, und traf dann zum wichtigen 1:0 im abschließenden Auswärtsspiel. Die Nervosität scheint Draisaitl jetzt abgelegt zu haben.
Korbinian Holzer griff erst ab Spiel zwei in die Serie gegen die Flames ein. In der dritten Begegnung kassierte er drei Strafen, von denen eine zu einem Gegentor führte. Nach einer solchen Leistung hätte Holzer in der Hauptrunde wohl eine Denkpause bekommen. Aufgrund der Verletzungsprobleme der Ducks spielte der Münchner aber in der abschließenden Partie, und zeigte sich in mehr als 17 Minuten Eiszeit wesentlich disziplinierter. Das sich die beiden Deutschen direkt auf dem Eis begegnen ist eher unwahrscheinlich, da Holzer normalerweise nicht gegen die Topreihe des Gegners spielt.
Wie geht es aus?
Aufgrund ähnlicher Trikotfarben wird das Siegerteam in jedem Fall orange tragen. Ansonsten ist es schwer eine Vorhersage zu trafen. Anaheim ist normalerweise die erfahrenere Mannschaft mit dem erfolgreicheren Trainer. Allerdings fehlen den Ducks die beiden besten Verteidiger, und Edmonton ist vielleicht das schnellste Team der Liga. Auch im Tor ist kein entscheidender Unterschied festzumachen. Beide Keeper hatten eine sehr schlechte Partie, von der sie sich aber im folgenden Spiel sofort erholt hatten. John Gibson war jedoch in der regulären Saison einen Tick besser als Cam Talbot. Zusammen mit dem Heimvorteil macht das den entscheidenden Faktor für die Ducks aus. Anaheim siegt in sieben Spielen.
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