NHL Playoffs 2017 – Montreal Canadians vs. New York Rangers
Torwartduell
Der Vergleich zwischen den Montreal Canadians und den New York Rangers ist die siebzehnte Auflage zwischen den beiden Original Six Teams. 2014 setzten sich die Rangers in sechs Spielen im Finale der Eastern Conference durch. In der aktuellen Spielzeit gewannen die Canadians alle drei Vergleiche, einen davon nach Penaltyschießen. Das Torverhältnis lautete 12:7.
Neuer, alter Coach fängt den Einbruch ab
Am Valentinstag lagen die Canadians an der Spitze der Atlantic Division, tauschten aber trotzdem ihren Chefcoach aus. Claude Julien, der bereits von 2002-2006 verantwortlich hinter Bande war, übernahm die erfolgreichste Franchise der NHL. Ein Schritt der auf den ersten Blick überraschte. Allerdings drohten die Canadians nach einem sehr guten Saisonstart im zweiten Jahr in Folge einzubrechen. Die Bilanz von 18 Siegen bei acht Niederlagen seit dem Wechsel gibt dem Management in Montreal Recht. Claude Julien ist aber auch nicht mehr der Neuling, der er noch zu seiner ersten Zeit in Kanada war. Er kam mit der Erfahrung eines Stanley Cups und einer Finalteilnahme vom Erzrivalen aus Boston.
Auch unter Claude Julien sind die Canadians sehr abhängig von den Leistungen ihrer Torwarts Carey Price. Der MVP der Spielzeit 2014/15 knüpfte nach der verletzungsgeplagten letzten Saison wieder an seine guten Leistungen an. 92,3 % Fangquote und 2,23 Gegentore in 62 Saisonspielen waren die Basis für den Gewinn der Atlantic Division. Besondere Motivation für Price: 2014 verletzte Ranger Chris Kreider den Torwart der Canadians in Spiel eins der Eastern Conference Finals. New York zog anschließend ins Endspiel ein. Unterstützt wird Price seit dem letzten Sommer von Shae Weber. Der 31jährige hatte nach dem Wechsel aus Nashville keinerlei Startschwierigkeiten in Montreal. Vor allem im Überzahlspiel waren die Übersicht und der krachende Schlagschuss von Weber eine wichtige Waffe.
Doch trotz der zwölf Powerplaytore des Verteidigers lag die Erfolgsquote im Powerplay nur bei 19,6 %. Und das ist das generelle Problem der Canadians. Mit Ausnahme der Abwehr (198 Gegentore, Platz 4) ist die Mannschaft besseres Mittelmaß – Überzahl (Platz 13), 81,1 % Unterzahl (14.) und 223 Tore (15.). Freilich hat sich Max Pacioretty endgültig als Torjäger etabliert, und im vierten Jahr nacheinander mehr als 30 Tore geschossen[1], dahinter sind die Canadians im Vergleich zu echten Spitzenmannschaften in der Offensive erstaunlich dünn besetzt. Paul Byron konnte mit 22 Toren seine persönliche Bestmarke verdoppeln, muss diese Leistungsexplosion aber erst bestätigen´, für Alexander Radulov, Artturi Lehkonen, Alex Galchenyuk und Phillip Danault gilt dasselbe. Mit Andrew Shaw und den zur Trade Deadline eingetauschten Steve Ott und Dwight King hat Montreal aber wenigstens erfahrene Veteranen mit Playoff- und Meisterschaftserfahrung.
Lundqvists letzter Ritt
Der König wird alt. 35 Jahre ist Henrik Lundqvist mittlerweile. Seit zwei Jahren sinkt die Fangquote, seit zwei Jahren steigt der Gegentorschnitt. Die Verletzungen nehmen zu, und der eigene Backup Antti Raanta kann die besseren Zahlen ausweisen – 2,26 GAA gegenüber 2,74 und 92,2 SV% gegenüber 91 %. Die Regentschaft von Lundqvist im Torraum der New York Rangers neigt sich dem Ende zu. Trotzdem ist dem Schweden in den Playoffs noch einmal einiges zuzutrauen.
Der Angriff von New York ist mit 256 Toren der drittbeste in der Eastern Conference, und das Torverhältnis von +36 reicht für Platz 5 der gesamten NHL. Chris Kreider, Michael Grabner, Rick Nash und J.T. Miller erzielten jeweils mehr als 20 Tore. Dazu trafen noch sechs weitere Akteure zweistellig. Außerdem sind die Rangers eines der fairsten Teams der Liga. Nur 593 Strafminuten sind die drittwenigsten nach Carolina und Chicago. Bei einer Unterzahlquote von nur 79,8 % sollte die Mannschaft von Coach Alain Vigneault aber auch bemüht sein, möglichst wenig Zeit auf der Strafbank zu verbringen.
Ähnlich wie beim Erstrundengegner aus Montreal sind auch viele der anderen Leistungswerte bei den Rangers eher durchschnittlich. Das Powerplay reicht mit 20,2 % gerade für den elften Platz der NHL. Bei den neueren Leistungswerten sieht es noch schlechter aus. Das Schussverhältnis ist leicht negativ und es konnten nur 48,4 % der Bullies (22. Platz) gewonnen werden, was sich auch im Corsi For-Wert von nur 47,9 (Platz 25) widerspiegelt.
Im Grunde ist es wie meistens seitdem Lundqvist 2005 in New York angeheuert hat. Nur mit herausragenden Torwartleistungen werden die Rangers eine Chance auf das Erreichen der nächsten Playoffrunden haben.
Tipp: Price gegen Lundqvist ist das große Torwartduell in der ersten Runde. Wenige Mannschaften in der Liga sind so abhängig von ihren Torhütern wie die Canadians und die Rangers. Price ist jünger, das spricht für die Kanadier. Ansonsten sind die Mannschaften auf gleichem Leistungsniveau. Der Heimvorteil könnte den Ausschlag geben. Montreal siegt knapp in sieben Spielen.
[1] 35, und es könnten sogar sechs Jahre sein, wenn nicht 12/13 der Lockout gestört hätte („nur“ 15 Tore)
by
No Comments