NHL Playoffs 2017 – Pittsburgh Penguins vs. Columbus Blue Jackets
Spitzenteams unter sich
Eine Serie zwischen den Pittsburgh und den Blue Jackets gab es bereit 2014. Ebenfalls in der ersten Runde setzten sich die Penguins in sechs engen Spielen durch. Fünf der Spiele endeten mit 4:3! In der regulären Saison gewannen beide Mannschaften je zwei der vier Partien davon auch jeweils ein Spiel nach Verlängerung. Das Torverhältnis im direkten Vergleich spricht mit 13:10 für Columbus.
Mission Titelverteidigung – neuer Versuch
Die Meisterschaft 2016 war die zweite in der Ära Crosby nach dem Gewinn des Stanley Cups 2009. Auf dem Weg zur Titelverteidigung wurden die Penguins beim ersten Versuch 2010 aber im Conference Semifinal von den Canadians gestoppt. Das soll in dieser Spielzeit anders werden.
Im Angriff waren die Pinguine mit 278 Toren das Maß der Dinge in der NHL. Center Sidney Crosby erzielte erstmals seit sieben Jahren wieder mehr als 40 Tore in einer Saison. Trotz neun verpasster Spiele im Oktober, landete Crosby mit 89 Punkten auf Platz zwei der Scorerliste. Neben Crosby trafen noch neun andere Spieler im zweistelligen Bereich, Evgeni Malkin machte sogar 33 Tore in nur 62 Spielen. Die Entdeckung der Saison war indessen Conor Sheary. In seiner zweiten Spielzeit traf der Flügelstürmer in 61 Spielen 23 Mal. Patric Hornqvist, Phil Kessel, Nick Bonino, Jake Guentzel, Matt Cullen und Bryan Rust sind ebenfalls torgefährlich. Die Offensive von Pittsburgh ist gerüstet für den harten Weg zurück ins Finale.
Ein großes Fragezeichen im Hinblick auf die Titeltauglichkeit steht dagegen hinter der Abwehr von Trainer Mike Sullivan. 229 Gegentore reichen in der NHL fürs graue Mittelmaß (Platz 16), das Unterzahlspiel ist nur auf Rang 20 der Liga platziert. Neben den nackten Zahlen ist es aber vor allem die Verletzungsanfälligkeit der Verteidiger, die den Penguins Sorgen bereitet. Nicht weniger als 14 verschiedene Spieler setzte Pittsburgh in der Defensive ein. Nur Ian Cole und Justin Schultz absolvierten mehr als 70 Partien. Top-Abwehrspieler. Kris Letang machte gerade die Hälfte der Spiele, und kurz vor Saisonende erwischte es den 29-jährigen schließlich schwer. Ein Bandscheibenvorfall im Nacken musste operativ korrigiert werden. Damit fehlt Letang seiner Mannschaft vier bis sechs Monate Die Penguins müssen jetzt mehr als 25 Minuten Spielzeit pro Begegnung ersetzen und jemanden finden, der im Überzahlspiel die Koordination von der blauen Linie übernimmt.
Auch die Leistungen der Torhüter geben keinen Grund zu großem Überschwang. Marc-André Fleury und Matt Murray spielten solide, jedoch keineswegs überragend. Mit einer Fangquote von 92,3 % und einem Gegentorschnitt von 2,41 kam Murray nicht an die überragenden Werte seiner ersten Saison heran. Fleury kassierte letztmals 2006 annährend so viele Treffer pro Spiel wie die 3,02 in diesem Jahr.
Seit dem All-Star-Game ist die Bilanz von Pittsburgh 6-8 gegen Mannschaften die sich für die Playoffs qualifiziert haben. Weder die Torhüter noch die Abwehr wird den Penguins in den Playoffs entscheidend helfen können. Spätestens nach dem Ausfall von Letang müssen die Angreifer von Pittsburgh richtig zaubern, damit die Mission Titelverteidigung nicht direkt in der ersten Runde gegen die Blue Jackets beendet ist.
Der Deutsche: Tom Kühnhackl
Sophomore Year nennen die Amerikaner das zweite Jahr am College. Und Sophomore Slump bezeichnet den Einbruch eines Sportlers in eben dieser zweiten Spielzeit. Das ist nicht immer gleichbedeutend mit einem Leistungseinbruch, aber dennoch passt die Bezeichnung gut auf die Saison von Tom Kühnhackl. Zwar macht der Landshuter mehr Spiele als in der Vorsaison (57 statt 42), aber die Spielzeit pro Begegnung sank auf weniger als elf Minuten, und auch die Punkteausbeute war trotz 15 Spielen mehr nur unbedeutend höher (16 statt 15 Punkten). Aber Kühnhackls Aufgabe ist auch nicht das Vorbereiten oder Toreschießen. Der Deutsche wird in anderen Situationen gebraucht. Unterzahlspiel und das kurze Entlasten der ersten Reihen gehören zu den Aufgaben von Kühnhackl. In den Playoffs werden diese Fähigkeiten wieder vermehrt gefragt sein, und Kühnhackl könnte deshalb erneut in der Endrunde stärker ins Rampenlicht rücken.
Serientäter auch in den Playoffs?
Ganze 32 Punkte mehr im Vergleich zu 2015/16 konnten die Columbus Blue Jackets in dieser Spielzeit sammeln. Vom letzten Platz der Metropolitan Division ging es fast bis an die Spitze der Tabelle. Vor allem die Serie von 16 Siegen in Folge zwischen Ende November und Anfang Januar brachte dem Team aus Ohio jede Menge Schlagzeilen und Aufmerksamkeit. Am Ende der Saison standen neue Vereinsrekorde bei den Punkten, Siegen und Gegentoren[1]. Trotz der tollen Saison spricht der Trend aber nicht für die Blue Jackets. Von den letzten 11 Saisonspielen verlor die Mannschaft von Trainer John Tortorella acht.
Dabei stellen die Blue Jackets in dieser Spielzeit eine Mannschaft aufs Eis, die über eine sehr gute Mischung zwischen Abwehr und Angriff verfügt. 247 erzielte Treffer sind der sechstbeste Wert in der NHL, 193 Gegentore Platz zwei in dieser Kategorie nach den Capitals. Zwölf verschieden Spieler trafen zweistellig, darunter mit Seth Jones und Zach Warenski auch zwei Verteidiger. Im Angriff war Cam Atkinson der beste Akteur mit 35 Toren, aber auch Mannschaftskapitän Nick Foligno (26 Tore) und Brandon Saad (24) stellten ihre Torgefährlichkeit unter Beweis. Allerdings sind die 19,9 % Überzahlquote kein Spitzenwert.
Überraschend schlecht ist auch der Penalty Killing-Wert von nur 82,5 %. Überraschend deshalb, weil im Tor der Blue Jackets mit Sergei Bobrovsky der vielleicht beste Torhüter dieser Spielzeit steht. 41 Siege, 2,06 Gegentore und 93,1 % gehaltene Schüsse sind beeindruckende Werte für den 28jährigen Russen. Aber auch Bobrovsky schwächelte gegen Saisonende und kassierte im Schnitt 3,75 Tore im April. Eine empfindliche Schwächung für Columbus könnte der Ausfall von Zach Warenski sein. Der Rookie war mit knapp 21 Minuten Spielzeit direkt im ersten Jahr direkt eine fest Größe in der Verteidigung, und agiert für sein Alter erstaunlich abgeklärt. Letzte Woche verletzte sich der Amerikaner jedoch an der Schulter, und hinter seinem Einsatz steht noch ein Fragezeichen. Insgesamt wirkt es so, als ginge den Blue Jackets ausgerechnet vor der Endrunde die Puste aus.
Tipp: Egal wie das Duell am Ende ausgeht, der Vergleich zwischen den Penguins und den Blue Jackets könnte die beste Serie der ersten Runde werden. Hochgeschwindigkeitsoffensive gegen Supertorwart und der Titelverteidiger gegen die Aufsteiger des Jahres, Themen gibt es hinreichend. Besonderes Augenmerk liegt auf den Trainern. Mike Sullivan war in New York Assistenztrainer von John Tortorella. In den Playoffs 2016 soll Sullivan sich immer wieder telefonisch Rat bei seinem ehemaligen Chef geholt. Es wird spannend zu beobachten welcher der Coaches einen Vorteil hat, weil er seinen Gegenüber ganz genau kennt. Spielt Warenski, dann hat Columbus eine echte Chance, aber die Formkurve und die Erfahrung sprechen für die Penguins. Pittsburgh gewinnt in sieben Spielen.
[1] 193 in 82 Saisonspielen, im Lockoutjahr 2013 waren es 119 in 48 Spielen.
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