NHL Playoffs 2017 – Runde 2 – Vegas Golden Knights vs. San Jose Sharks
Die Jungs mit den Besen
Wie konnten sie soweit kommen?
Die Vegas Golden Knights fegten die Los Angeles Kings in vier Spielen aus den Playoffs. Torhüter Marc-André Fleury kassierte dabei nur drei Gegentore. Obwohl die neue Franchise alle Spiele für sich entscheiden konnte, waren die Partien jeweils sehr ausgeglichen. Kein Spiel ging mit mehr als einem Tor Vorsprung an Vegas. Spiel zwei wurde sogar erst in der zweiten Verlängerung entschieden. In drei Partien der ersten Runde gingen die Knights in Führung, lediglich beim ersten Auswärtsspiel im Staples Center musste die Mannschaft aus der Wüste einen Rückstand aufholen.
Noch deutlicher war die Serie der Sharks gegen die Ducks. Zwar kassierten die Haie mit vier Gegentoren eines mehr als Vegas, aber San Jose schoss auch 16 Tore im Sweep gegen Anaheim. Torhüter Martin Jones blieb ebenso wie Fleury in zwei Partien komplett ohne Gegentreffer. Nach dem 4-0 gegen Vancouver 2013 war der Erfolg gegen Anaheim der zweite Sweep in der Vereinsgeschichte.
Wie gut kennen sich die Teams?
In der regulären Saison wurden drei der vier Vergleiche von den Golden Knights gewonnen. Nur beim 2:1 nach Verlängerung am 22. März konnte San Jose eine Partie in der Hauptrunde für sich entscheiden. Das Torverhältnis lag bei 14:11 für Vegas.
Was wird wichtig?
Auch wir hatten in unser Vorschau auf die Serie gegen Los Angeles angenommen, dass der Stil der Golden Knights weniger geeignet für die Playoffs ist, als die Spielweise des Gegners. Doch Vegas entschied jedes der vier Spiele für sich, obwohl die Begegnungen eher dem defensiven Spiel der Kings entsprachen, und nicht dem eher offensiven Auftreten der Ritter in der regulären Saison. Natürlich war die Leistung von Marc-André Fleury (s.u.) einer der Hauptgründe fürs Weiterkommen. Aber auch der Rest der Mannschaft zeigte eine erstaunlich reife Leistung. Die Verteidiger blieben weitgehend fehlerfrei, vor allem Nate Schmidt entwickelt sich langsam aber sicher zu einem der besten Defensivakteure der Liga. Mit knapp 28 Minuten Eiszeit liegt Schmidt unter den Spielern mit den meisten Minuten pro Begegnung,
Die Sharks zeigten im Vergleich mit einem ihrer südlichen Nachbarn eine durchweg herausragende Leistung. Nicht nur, dass die Defensive rund um Brent Burns den Ducks nur wenige Chancen ermöglichte, und Jones den Großteil der weiteren Schüsse entschärfen konnte, San Jose war auch offensiv durchweg brandgefährlich. 15 Spieler steuerten mindestens einen Punkt zum schnellen Erfolg in Runde eins bei.
Beim direkten Duell wird es zum einen wichtig werden, ob die Knights auch gegen ein im Angriff tiefer und besser besetztes Team ähnlich wenige Chancen und Tore zulassen. Zum anderen könnte Las Vegas gegen die Sharks aber auch wieder mehr Platz für die eigenen schnellen Spieler bekommen, so dass die Offensive wieder eher so zur Geltung kommen kann, wie in der regulären Saison.
Vor diesem Duell scheint sicher, dass die Serie zwischen Haien und Rittern knapper und torreicher werden wird, als die beiden ersten Runden der Teams. Aber was ist schon eine sichere Voraussage im Hinblick auf die Golden Knights? Las Vegas ist ausgeglichener Besetzt als San Jose. Im Vergleich dazu sind die Topspieler der Sharks vielleicht etwas besser als die der Knights. Ein Faktor für die Serie könnte Joe Thornton werden. Kehrt der Center mit annährend voller Leistungsfähigkeit zurück, dann gibt er Pete DeBoer wesentlich mehr Chancen, seine Reihen zu variieren.
Wer macht die Tore?
Kein Akteur der Knights traf doppelt gegen Los Angeles. Die Torjäger der Vorrunde, William Karlsson, Erik Haula und James Neal erzielten je ein Tor. Dazu konnten auch Verteidiger Shae Theodore und Brayden McNabb den Angriff unterstützen. Reilly Smith war mit drei Vorlagen der Spieler mit den meisten Punkten in der Auftaktrunde.
Wie bereits erwähnt, konnten die Sharks wesentlich häufiger das rote Licht hinter dem gegnerischen Tor anknipsen, als die Knights. Allein beim 8:1 in der dritten Begegnung gegen Anaheim trugen sich acht Spieler in die Torschützenliste ein. Insgesamt waren neun Haie gegen Anaheim erfolgreich. Vor allem Evander Kane schien seine ersten Playoffspiele extrem zu genießen. Kane, Tomas Hertl und Marcus Sorensen trafen je dreimal. Logan Couture immerhin noch zweifach, gab aber dazu auch drei Vorlagen und ist mit fünf Punkten bisher Topscorer seiner Mannschaft. Allerdings war Brent Burns der einzige Defensivakteur mit einem Tor.
Wer hält die Pucks?
Es gab eine Phase in der Karriere von Marc-André Fleury, da wurde der Kanadier als Torhüter mit schlechten Nerven angesehen. In den Jahren nach der ersten Meisterschaft mit Pittsburgh 2009 legte Fleury zwar immer wieder gute Zahlen in der Hauptrunde auf, versagte aber regelmäßig in den Playoffs. Auch das mag einer der Gründe dafür gewesen sein, dass sich die Penguins im Sommer für Matt Murray entschieden, und Fleury nicht für den Expansion-Draft schützten. Der 33-jährige hat in seiner Zeit in Las Vegas noch keine Nervenschwächen erkennen lassen. Im direkten Duell zweier Torhüter mit zusammen fünf Stanley Cups, konnte Fleury Jonathon Quick ausstechen. Eine Fangquote von 97,7 % bei nur 0,65 Gegentoren pro Spiel sind mehr als überragend.
Auch Martin Jones legte gegen die Anaheim Ducks ähnliche Zahlen auf. Sein Gegentorschnitt von 1,00 und 97 % gehaltene Schüsse sind nur minimal schlechter, als die Werte von Fleury. Die reguläre Saison von Fleury war im Vergleich zu Jones besser, der Kanadier absolvierte aber auch nur 46 Partien, Martin Jones immerhin 60.
Auf beide Torhüter wird in der zweiten Runde wesentlich mehr Arbeit zukommen als in den kurzen ersten Serien. Wer von beiden mit der höheren Last und vermutlich mehr Gegentreffern besser zu Recht kommt, der könnte seine Mannschaft am Ende zum Erfolg führen.
Überzahl oder Unterzahl?
San Jose hatte nach Boston und Washington das drittbeste Powerplay in der Auftaktrunde. Allerdings fielen vier der Überzahlspiele beim Kantersieg in Spiel drei und nachdem es bereits 4:1 stand. Die Quote lag bei 30 % über vier Spiele. Vegas hatte gegen Los Angeles große Probleme die Chancen mit mehr Spielern auf dem Eis zu nutzen. Nur eines von zwölf Überzahlspielen führte zum Erfolg (8,3%).
Anders herum sah es in Unterzahl aus. Die Golden Knights kassierten nur einen Treffer im Penalty Killing (92,3 % Erfolgsquote), die Sharks immerhin zwei (83,3 %).
Beiden Mannschaften gelang es ähnlich gut Strafzeiten zu vermeiden. Vegas kassierte sieben Strafminuten pro Spiel, San Jose 7,5 Minuten.
Zuhause oder Auswärts
Da beide Teams bisher kein Spiel verloren, haben Sharks und Knights sowohl auswärts, als auch zuhause eine weiße Weste. In der regulären Saison konnte Vegas auf heimischem Eis – 29 Siege gegenüber 25 – und auch in fremden Hallen – 22 zu 20 – mehr Spiele gewinnen. Die Atmosphäre in der T-Mobile Arena erinnerte bereits in der Hauptrunde an Playoffspiele. Mittlerweile hat die Begeisterung in Las Vegas eine neue Stufe erreicht. Der Heimvorteil könnte in dieser Serie ein entscheidender Faktor für die neueste Franchise der NHL werden.
Wer gibt die Anweisungen?
Für Gerard Gallant bedeutet das Erreichen der zweiten Playoffrunde bereits eine neue persönliche Bestmarke. 2016 unterlag er mit den Florida Panthers direkt in sechs Spielen gegen die Islanders. Die Serie gegen Los Angeles zeigte, dass Gallant die Spielweise seiner Mannschaft an den jeweiligen Gegner anpassen kann. Statt den Kings den eigenen Stil der Vorrunde aufzudrücken, ließ der Trainer seine goldenen Ritter einen etwas konservativeren Ansatz verfolgen. Weniger Risiko, mehr Sicherheit und das Vertrauen in Fleury und die Fähigkeiten der eigenen Offensive waren Merkmale der Auftaktrunde. Es wird spannend im weiteren Verlauf der Playoffs zu sehen, wie Gallant und sein Trainerteam auf Rückschläge und Niederlagen reagieren können. Bereits gegen die Sharks könnten schnelle Anpassungen für Las Vegas sehr wichtig werden.
Auch Peter DeBoer gelang es in der ersten Runde seine Mannschaft auf den Punkt einzustellen. Hatten die Sharks noch gegen Ende der regulären Saison Probleme, so waren die Leistungen gegen Anaheim dafür umso überzeugender. San Jose stand defensiv ähnlich sicher wie die Knights, entfaltete aber wesentlich häufiger das eigene offensive Potenzial. Las Vegas ist mit dem Tempo und einem tief besetzten Angriff eine größere Herausforderung als die Ducks. DeBoer ist in dieser Runde der erfahrenere Trainer. Kann er diesen Vorteil gegen Gallant ausspielen?
Wie geht es aus?
Tiefe und Ausgeglichenheit gegen höhere individuelle Klasse der Spitzenspieler. Trotz etwas unterschiedlicher Voraussetzungen unterscheidet die beiden Mannschaften im Grunde wenig. Das Selbstbewusstsein der Knights und der Heimvorteil könnten die beiden Faktoren sein, die diese Serie minimal in Richtung Las Vegas kippen lassen. Bisher sind die Knights an jeder Aufgabe und Herausforderung ihrer ersten Spielzeit gewachsen und haben die passende und überzeugende Antwort getroffen. Dazu hat der Hype in der Stadt des Glückspiels die Mannschaft nicht gehemmt, sondern das Zusammenspiel mit den Fans hat scheinbar sogar zu noch besseren Leistungen geführt. San Jose dürfte eine schwierigere Aufgabe werden, als die Kings, aber letztlich können auch die Sharks das Märchen der goldenen Ritter nicht beenden. Vegas in sieben Spielen.
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