NHL Playoffs 2018 – Runde 1 – Nashville Predators vs. Colorado Avalanche
Konstanz gegen Comeback
Wie konnten sie soweit kommen?
Nach der Niederlage im Stanley Cup Finale 2017 nutzen die Nashville Predators die Motivation für die beste Saison in der Vereinsgeschichte. 117 Punkte bedeuten den Titel in der Central Division und die beste Bilanz der NHL.
Die Colorado Avalanche machten eine Kehrtwende um 180° und konnten nach historisch schlechten 48 Punkten im Vorjahr, 2017/18 95 Punkte sammeln. Durch einen Sieg gegen den direkten Konkurrenten aus St. Louis holte sich Colorado am letzten Spieltag die zweite Wildcard im Westen.
Wie gut kennen sich die Teams?
Die beiden Teams spielen zwar in derselben Division, aber eine Serie zwischen Colorado und Nashville gab es bis heute noch nicht.
Alle vier Spiele in der Hauptrunde wurden von den Predators gewonnen. Nur bei einem Erfolg nach Verlängerung war das Endergebnis knapp.
Was wird wichtig?
Oft wird in amerikanischen Sportsligen davon gesprochen, dass sich eine Mannschaft aus einigen Niederlagen in der Endrunde lernen muss, um dann die ersehnte Meisterschaft gewinnen zu können. Die Predators könnten in diesem Jahr diese Weisheit neu untermauern. 2015 verlor Nashville in Runde eins, 2016 in Runde zwei, und 2017 fehlte im Stanley Cup Finale nicht viel zum ersten Titel. Exakt waren es 61:35 Minuten. Genau diese Zahl steht auch auf einem Zettel in der Kabine der Preds. Aus dem unglücklichen Ende in Spiel sechs zogen die Predators genug Energie, um in dieser Spielzeit noch bessere Voraussetzungen für eine langen Lauf in den Playoffs zu schaffen. Allerdings bedeutet der Gewinn der Presidents Trophy noch lange keinen Erfolg in der Endrunde. Seit Einführung des Salary Cap gelang es nur den Red Wings 2008 und den Blackhawks 2013 im Anschluss an die beste Hauptrunde der NHL auch den Stanley Cup in die Höhe recken zu dürfen.
Für große Teile des Kaders der Avalanche sind die Playoffs komplettes Neuland, verpasste das Team doch in sechs der letzten sieben Jahre eine Qualifikation. Zuletzt 2014 erreichte die Mannschaft aus Denver eine Endrunde, verlor damals aber in sieben Spielen gegen Minnesota. Die Tatsache, dass die Lawine überhaupt in den Playoffs steht ist schon eine der größten Überraschungen 2017/18. Hätten die Golden Knights nicht in ihrer ersten Spielzeit so viel Erfolg gehabt, Colorado wäre das Team des Jahres und Trainer Jared Bednar würde den Jack Adams Award gewinnen. Doch zumindest eine der wichtigsten Auszeichnungen der Liga könnte in die „Mile High City“ gehen. Nathan MacKinnon spielte mit 97 Punkten in 74 Spielen die beste Saison seiner Karriere, und darf sich große Hoffnungen auf den MVP-Award machen. Mit zehn Punkten in sieben Spielen zeigte MacKinnon bereits 2014, dass er auch in den Playoffs seine Leistung abliefern kann. Um überhaupt eine Chance gegen die Predators zu haben, muss der 22-jährige ähnliche Zahlen auflegen.
Problem für MacKinnon: Damit der Center positiv in Erscheinung treten kann, muss er den Puck haben. Colorado gewann aber grottenschlechte 44,2 der Bullies und ist das mit Abstand schlechteste Team der NHL in dieser Kategorie. Verschärft wird diese Sitation noch dadurch, dass Nashville nach den Flyers mit 53,3 gewonnener Anspiele das zweitbeste Team der Liga ist.
Wer macht die Tore?
Kein Spieler im Kader der Predators konnte 30 oder mehr Tore erzielen. Trotzdem reichte es mit 261 Treffern insgesamt noch für die siebtbeste Offensive. Viktor Arvidsson, Filip Forsberg, Craig Smith und Kevin Fiala waren mehr als 20 mal erfolgreich. Dazu kommen weitere neun Spieler mit zweistelliger Ausbeute. Wie bei der Qualität der Verteidiger nicht anders zu erwarten, unterstützen dabei auch drei nominelle Defensivspieler die Offensivakteurer mit 10 oder mehr Toren. Nashville hat nicht nur die vielleicht besten vier Verteidiger der Liga, auch die Offensive ist tief und hochwertig besetzt. Dazu kommt noch Veteran Mike Fisher, der vor kurzem seinen Ruhestand beendete, und den Kader weiter verstärkte.
Selbstverständlich war MacKinnon mit 39 Toren der alles überragende Stürmer in Denver. Seine beiden Flügelstürmer Mikko Rantanen und Gabriel Landeskog konnten auch 20 oder mehr Tore sammeln. Sieben weitere Spieler trafen zweistellig, allerdings war Tyson Barrie dabei der einzige Verteidiger, der offensiv signifikant unterstützen konnte. Colorado ist generell abhängig von einer Reihe, und genaugenommen angewiesen auf einen einzigen Spieler.
Wer hält die Pucks?
Nach einer eher durchschnittlichen Hauptrunde 2016/17 zeigte Pekka Rinne in dieser Saison wieder, dass er auch mit 35 Jahren noch zu den besten Torhütern der Welt gehört. Der Finne fing 92,7 % aller Schüsse auf sein Tor und kassierte nur 2,31 Gegentore pro Partie. Nachdem er im Vorjahr auch die Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit in den Playoffs ausgeräumt hat ist Rinne, genau wie sein Team, heiß auf die erste Meisterschaft.
In Colorado war der Status der Nummer eins vor ein paar Wochen bei weitem nicht so eindeutig wie beim Gegner. Semyon Varlamov hätte die Playoffs vermutlich begonnen, aber auch ein Start oder schneller Wechsel auf Jonathan Bernier wäre keine Überraschung gewesen. Da Varlamov sich aber kurz vor Ende der regulären Saison am Knie verletzte, wird Bernier die alleinige Verantwortung in der ersten Runde tragen müssen. Der Erfahrungsschatz des 29-jährigen ist dabei nicht wirklich nennenswert. Fünf Partien absolviert der Kanadier, war lediglich einmal als Starter im Tor, und gewann auch nur ein Spiel.
Überzahl oder Unterzahl?
Überraschenderweise sprechen die Zahlen in dieser Kategorie für die Avalanche. Nashville wandelte nur 21,2 (14.) der Überzahlspiele in Zählbares um, Colorado dagegen immerhin 21,9 % (8.). Auch das Unterzahlspiel der Lawine ist mit 83,3 % (4) nicht nur sehr gut, sondern auch besser als das der Predators (81,9 %). Dazu kommt die notorische Anfälligkeit von Nashville für Strafzeiten. 11,32 Minuten saß ein Spieler von Trainer Peter Laviolette in der Kühlbox, das ist der höchste Wert der NHL. Colorado kassierte nur 8,91 Strafminuten pro Spiel.
Zuhause oder Auswärts?
Heimspiele der Predators in der Bridgestone Arena waren bereits in den Playoffs 2017 ein echtes Erlebnis. Auch in der regulären Saison war Nashville auf heimischem Eis nur schwer zu besiegen. 28-9-4 lautete die Bilanz. Umso bemerkenswerter, dass die Preds auch ohne den Heimvorteil sehr erfolgreich waren. 25-9-7 ist der absolute Bestwert der NHL.
Die Höhenlage in Denver nutzen die Avs immerhin für 28 Heimsiege. Außerhalb der Rocky Mountains war der Ertrag von Colorado aber eher dürftig. Kein anderer Playoffteilnehmer feierte weniger als die 15 Siege der Avalanche in fremden Arenen.
Wer gibt die Anweisungen?
Peter Laviolette erreichte in seiner Laufbahn mit drei unterschiedlichen Mannschaften das Finale. 2006 konnte er mit Carolina auch die Meisterschaft gewinnen. Nur Mike Babcock hat mit 150 Spielen von den Coaches der Teams in den Playoffs mehr Erfahrung, als Laviolette mit bisher 124 Endrundenpartien. Im vierten Jahr bei den Predators wäre alles anderes als der Titelgewinn eine herbe Enttäuschung und ein Rückschritt für Peter Laviolette.
Ganz anders sind dagegen die Vorzeichen für Jared Bednar. Der 46-jährige blieb trotz der furchtbaren Vorsaison im Amt. Auch das Theater rund um Matt Duchene bis zu dessen Tausch nach Ottawa beeinflusste die Arbeit des Trainers nicht. Bednar dürfte nach dem Erreichen der Playoffs eine große Menge an Kredit bei Fans und Management gewonnen haben. Siege in der Endrunde wären schön, aber danach wird die Leistung von Bednar 2017/18 nicht gemessen werden.
Wie geht es aus?
Das Wort „Sweep“ nutzen die Nordamerikaner immer dann, wenn in einer Serie nur ein Team Siege feiern kann, und damit die andere Mannschaft aus den Playoffs fegt. Nashville hat das Potenzial Colorado in vier Spielen zu besiegen. Die Saison der Avalanche war gut, aber um wirklich konkurrenzfähig zu sein, fehlt noch Substanz. Bernier muss die Last im Tor alleine Schultern, und mit Erik Johnson fällt auch der Verteidiger mit der meisten Eiszeit verletzt aus. Die Predators wissen außerdem aus eigener Erfahrung mit den Blackhawks vor einem Jahr, wie schnell ein scheinbar schlechteres Team gegen die Mannschaft mit Heimrecht heißlaufen kann. Ein sehr gutes Spiel von Nathan MacKinnon lässt aber zumindest die Fans in Denver jubeln.Nashville siegt in fünf Spielen.
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