NHL Playoffs 2018 – Runde 1 – Pittsburgh Penguins vs. Philadelphia Flyers
Battle of Pennsylvania
Wie konnten sie soweit kommen?
Die Penguins dümpelten weite Teile des letzten Jahres in der Tabelle rund um die Wildcard-Plätze. Zusammen mit Florida (!) war Pittsburgh dann aber das beste Team der Eastern Conference in der zweiten Saisonhälfte. Nach 111 Punkten im Vorjahr reichte es wieder für eine dreistellige Punkteausbeute mit genau 100 Zählern – gut für Rang zwei in der Metropolitan Division.
Knapp dahinter landeten die Nachbarn aus dem eigenen Bundesstaat. Philadelphia konnte 98 Punkte sammeln, immerhin zehn mehr als in der Vorsaison, in der die Flyers auch die Playoffs verpassten. Auch „Philly“ kam rechtzeitig zur Endrunde in Form und verlor von den letzten zehn Spielen lediglich eines nach 60 Minuten (6-1-3).
Wie gut kennen sich die Teams?
Sechs Duelle gab es bisher zwischen den beiden Vereinen aus Pennsylvania. Die Bilanz spricht mit 4-2 für Philadelphia. Lediglich 2008 und 2009 konnten die Penguins Playoffserien in diesem „Derby“ gewinnen.
In der regulären Saison gewann Pittsburgh alle vier Spiele und erzielte jeweils 5 Treffer. Zwei der Spiele endeten nach Verlängerung. Das Torverhältnis war in der Hauptrunde 20:11 für die Penguins.
Was wird wichtig?
Auf Seiten von Pittsburgh war im Vorjahr das Thema Gesundheit einer der wichtigsten Punkte. Teilweise fielen komplette Verteidigerpaare aus und auch in der Offensive musste z.B. Sidney Crosby in manchem Spiel ersetzt werden. In dieser Saison geht der zweimalige Champion sehr gesund in die Playoffs. Crosby, Evgeni Malkin und Kris Letang spielten jeweils mindestens 78 Partien. Für die Mission Threepeat könnten die Voraussetzungen kaum besser sein. Nachdem Pittsburgh 2016/17 die erste Mannschaft seit Einführung des Salary Cap war, die erfolgreich den Stanley Cup verteidigen konnte, möchten die Pinguine jetzt in die Fußstapfen der New York Islanders treten. Denen gelangen von 1980-83 vier Meisterschaften hintereinander. Seitdem versuchten sich Edmonton (doppelt), Pittsburgh unter Mario Lemieux und die Detroit Red Wings am Titelhattrick – gelungen ist er keinem der Teams.
Wohl keine Mannschaft der NHL würde einen dreifachen Triumph der Penguins lieber verhindern als Philadelphia. Der Erzrivale aus der knapp 300 Meilen entfernten Stadt am Delaware River würde nur zu gerne den Spielverderber geben. Dabei sah es im Verlauf dieser Saison bereits so aus, als würden die Flyers auch 2017/18 die Playoffs verpassen. Doch 54 Punkte in der zweiten Saisonhälfte waren nicht viel weniger als die 57 Zähler der Penguins. Zwei Teams auf Augenhöhe, bei denen Kleinigkeiten den Unterschied ausmachen werden. Eine dieser Nuancen könnten die Anspiele sein. Pittsburgh ist hierbei mit 53,3 % gewonnener Bullies die Nummer eins in der Eastern Conference. Philadelphia gewann etwas mehr als die Hälfte der Duelle am Bullypunkt (50,2 %).
Wer macht die Tore?
Zuletzt 2008/09 absolvierte Malkin 78 oder mehr Spiele. Dementsprechend gut war auch seine Torausbeute. 42 Tore waren der Bestwert bei den Pinguinen. Phil Kessel war mit 34 Treffern der zweitbeste Spieler seiner Mannschaft. Superstar Sidney Crosby kam „nur“ auf 29 Tore und musste sich den dritten Platz sogar mit Patric Hornqvist teilen. Jake Guentzel steuert noch 22 Treffer bei. Dazu trafen vier weitere Spieler doppelt. Ein Problem für Gegner der Penguins ist, dass sich die Torjäger nicht auf eine oder zwei Reihen konzentrieren, sondern ein Phil Kessel beispielsweise in der dritten Reihe aufgestellt ist. Ausbaufähig ist die Unterstützung durch die Defensive. Kein Verteidiger erzielte zehn oder mehr Treffer. In den Playoffs könnte die Hilfe für ein Weiterkommen essentiell sein.
Bei den Flyers war Claude Giroux mit 34 Toren der beste Spieler seiner Mannschaft. 102 Punkten insgesamt bedeuten für den Kanadier zudem einen Karrierebestwert. Sean Couturier konnte ebenfalls mehr als dreißig Tore erzielen (31). Drei weitere Spieler erzielten 20 oder mehr Treffer, dazu kamen noch sechs Spieler mit zehn oder mehr Toren. Im Gegensatz zu den Penguins trugen sich auch Verteidiger häufiger in die Trefferlisten ein. Ivan Provorov und Shayne Gostisbehere trafen dreizehnmal.
Wer hält die Pucks?
Der absolute Luxus, zwei fast gleichwertige Torhüter im Kader zu haben, die beide bereits einen Stanley Cup gewonnen haben, ist seit letztem Sommer vorbei. Marc-André Fleury spielt in Las Vegas, und die Penguins sind auf Matt Murray angewiesen. Der bewies in dieser Spielzeit, dass er auch mit der Hauptverantwortung ein weitgehend sicherer Rückhalt sein kann. Weitgehend deshalb, weil die Zahlen von Murray eher durchschnittlich waren. Eine Fangquote von 90,7 % und 2,92 Gegentore pro Spiel sind keine Topwerte. Zusätzlich fiel Murray in dieser Saison mehrfach verletzt aus, wie auch in den Playoffs 2016/17. Damals hatten die Penguins Fleury als Backup. Sollte Murray in diesem Jahr fehlen, dann könnte das der entscheidende Unterschied zwischen Threepeat und vorzeitigem Saisonende sein.
Fast schon traditionell ist die Torwartsituation in Philadelphia ungeklärt. Michael Neuvirth ist verletzt. Petr Mrazek kam während der Saison aus Philadelphia, überzeugte aber nicht. 6-6-3 Spiele, 3,22 Gegentore und 89,1 % Fangquote sind nicht die Werte, die sich die Flyers vom Tschechen erhofft hatten. Den Start in Spiel eins bekommt wohl Brian Elliott zugesprochen. Der fehlte während der Saison über einen längeren Zeitraum verletzt, und verlor zudem im Vorjahr mit den Flames in einem Sweep gegen die Anaheim Ducks. Die Rahmenbedingungen für großes Drama rund um die Torhüterposition bei den Flyers sind zum wiederholten Male gesetzt.
Überzahl oder Unterzahl?
Im Powerplay verteilen sich die Spieler der Penguins nicht mehr auf drei Reihen, sondern stehen zusammen auf dem Eis. Die geballte Offensivkraft schlägt sich auch in der Powerplayquote wieder. 26,4 Prozent sind der beste Wert der NHL. Die Flyers sollten es also dringend vermeiden häufiger mit einem oder mehr Spielern weniger auf dem Eis stehen zu müssen. Jedoch nicht nur wegen des Überzahlspiels des Gegners, sondern auch weil die eigene Unterzahlquote unterirdisch ist. 75,8 % ist die niedrigste Erfolgsrate aller Mannschaften in der Endrunde. Nur die Canadians und die Islanders waren in der Hauptrunde noch schlechter.
Das Überzahlspiel der Flyers ist mit 20,7 % mittelmäßig (15. Platz der NHL) und passt damit zum Unterzahlspiel der Pinguine. Die liegen im Penalty Killing mit 80 Prozent ebenfalls im Mittelfeld der Liga (17.).
Zuhause oder Auswärts
Die Penguins sind das beste Heimteam der Eastern Conference und gewannen 29 der 41 Spiele auf eigenem Eis. In fremden Hallen hatte der Titelverteidiger allerdings größere Problem. Die Bilanz von 17-20-4 reicht gerade einmal für Platz 19 in der gesamten NHL. Alle anderen Playoffsteams in der Eastern Conference hatten auswärts eine positive Bilanz.
Für die Flyers scheint es keinen Einfluss zu haben, ob das Team in eigener oder Fremder Halle spielen muss. Die Heimbilanz von 22-13-6 entspricht fast genau der Auswärtsbilanz von 22-13-8. Sollte Philadelphia eines der beiden ersten Spiele „klauen“ können, dann scheinen die Flyers vom Papier her im Vorteil zu sein.
Wer gibt die Anweisungen?
Zwei Jahre, zwei Titel, so lautet die beeindruckende Bilanz von Mike Sullivan in der “Steel City”. 2016/17 bewies Sullivan und sein Coaching Staff großes Improvisationstalent, als immer wieder verletzte Spieler ersetzt werden mussten, die Penguins aber trotzdem auf dem Weg zur Titelverteidigung keine größeren Probleme hatten.
Dave Hakstol stand im Herbst letzten Jahres mächtig in der Kritik. Das Aus für den Coach schien vorprogrammiert. Doch die Flyers schafften die Wende und Hakstol konnte seine Position festigen. Allerdings muss der 49-jährige irgendwann auch Erfolge in den Playoffs vorweisen. Bisher stehen nur zwei Siege in der ersten Runde 2015/16 auf dem Konto von Hakstol. Verglichen mit seinem Gegenüber Sullivan, der einen Record von 35-21 in der Endrunde vorweisen kann, ist der Erfahrungsnachteil eklatant. Gelingt es den Flyers nicht, die Serie gegen Pittsburgh offen zu gestalten, dann könnte auch die scheinbare Ruhe in Philadelphia sehr schnell vorbei sein.
Wer spricht deutsch?
Auch in seiner dritten Spielzeit in der NHL darf Tom Kühnhackl sich realistische Hoffnungen auf eine Meisterschaft machen. Der Anteil den Kühnhackl am Erfolg der Pinguine hat, sinkt allerdings weiter. Nach 15 und 16 Punkten in den beiden Vorjahren konnte der Landshuter in dieser Hauptrunde nur noch acht Punkte sammeln. Da Kühnhackls Aufgaben jedoch nicht das Tore schießen oder Vorlagen geben sind, ist die Reduzierung der Spielzeit schwerwiegender. Der 26-jährige stand nur noch etwas mehr als zehn Minuten auf dem Eis. Sollte Coach Sullivan ein anderes Matchup bevorzugen, dann könnte, ähnlich wie zum Ende der letzten Playoffs, Kühnhackl in späteren Runden nur noch auf der Tribüne sitzen.
Wie geht es aus?
Philadelphia ist sicherlich nicht der Wunschgegner der Penguins. Dennoch sprechen zu viele Punkte im Vergleich mit den Flyers für Pittsburgh. Die besten Spieler der Pinguine sind etwas talentierter als die von Philadelphia, der Kader ist tiefer, die Special Teams erfolgreicher, die Torwartposition besser besetzt und vor allem weiß der Meister genau, welche kleinen Aktionen in den Playoffs die entscheidenden Vorteile bringen. Die Serie wird hitzig und die Atmosphäre speziell bei den Spielen drei und vier im Wells Fargo Center dürfte sehr aufgeladen sein. Trotzdem, die Flyers sind nicht die Mannschaft, die den Lauf der Pittsburgh Penguins beendet. Pittsburgh siegt in sechs Spielen.
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