NHL Playoffs 2018 – Runde 2 – Tampa Bay Lightning vs. Boston Bruins
Trifft die Bären der Blitz?
Wie konnten sie soweit kommen?
Bis zum fünften Spiel der ersten Playoffrunde verliefen die Serien von Tampa und Boston gleich. Beide erspielten sich gegen New Jersey bzw. Toronto eine Führung von 3-1. Tampa Bay siegte dann allerdings 3:1 und beendete damit den Vergleich mit New Jersey in fünf Partien. Boston verlor nicht nur Spiel fünf sondern auch die nächste Begegnung in Toronto. Im entscheidenden siebten Spiel lagen die Bruins dreimal zurück, ehe sie mit vier Toren im letzten Drittel doch noch 7:4 gewannen.
Wie gut kennen sich die Teams?
2011 besiegten die Bruins auf dem Weg zum Stanley Cup die Lightning im Eastern Conference Final. Mit dem kleinstmöglichen Abstand von 1:0 in Spiel 7 zog Boston ins Finale gegen Vancouver ein.
In der Hauptrunde gewann Boston drei von vier Spielen, allerdings ging die letzte Partie Anfang April mit 4:0 an Tampa.
Was wird wichtig?
In dieser Serie begegnen sich zwei der besten Reihen der gesamten NHL. David Pastrnak, Patrice Bergeron und Brad Marchand holten zusammen 30 Punkte und machten 9 der 28 Tore gegen Toronto. Bei den Niederlagen in Spiel fünf und sechs blieben die drei ohne Punkte. Bergeron fehlte zudem in einer der Begegnungen. So überragend die Reihe agiert, so anhängig ist Boston von ihrer besten Formation. Gelingt es einem Gegner die Topreihe auszuschalten oder einzuschränken, dann bekommen die Bruins extreme Probleme. Sollte Bergeron zudem wieder ausfallen, dann fehlt den beiden Flügelspieler der kongeniale Partner – acht der neun Punkte des Centers in Runde eins waren Vorlagen.
Tampa Bay hat mit der Reihe Nikita Kucherov, Steven Stamkos und J.T. Miller auch eine sehr gute erste Formation. Kucherov knöpfte mit 5 Toren und 5 Assists an die überragende erste Saisonhälfte an. Den direkten Vergleich gegen die besten drei von Boston gewinnt die Topreihe der Lightning vielleicht nicht, aber dafür ist Tampa in den hinteren Reihen besser besetzt. Braden Point, Tylor Johnson, Alex Killorn, Chris Kunitz oder Ryan Callahan haben in ihrer Karriere bereits entscheidende Aktionen in den Playoffs gehabt.
Außerdem ist die Verteidigung der Lightning besser besetzt, als die von Boston. Zwar ist Altmeister Zdeno Chara mit 41 Jahren immer noch der Spieler mit der meisten Eiszeit – 23:27 Minuten – und er bekommt Unterstützung von Rookie Charlie McAvoy, aber dem Vergleich gegenüber der Verteidigung von Tampa hält die Defensive Bostons nicht stand. Victor Hedman spielte gegen New Jersey für seine Verhältnisse schlecht, war aber in der Hauptrunde gut genug für eine Nominierung für die Norris Trophy. Dan Girardi, Ryan McDonagh und Anton Stralman ergänzen die beiden ersten Verteidigerpaare. Im Grunde kann Coach Jon Cooper zu jedem Zeitpunkt eines Spiels zwei Defensivakteure aufs Eis stellen, die bei den meisten NHL-Teams die erste Verteidigerpaarung bilden würden. Den Spielraum, den Marchand, Bergeron und Pastrnak teilweise von den Maple Leafs bekamen, dürften die Bruins in der zweiten Runde nicht bekommen.
Wer macht die Tore?
Kucherov war wie erwähnt mit fünf Treffern bester Bolt. Killorn erzielte vier Tore, Johnson zwei, weitere sieben Spieler hatten je einmal Grund zum Jubeln. Wie oben erwähnt sollte Victor Hedman an die 17 Tore der regulären Saison anknüpfen, und auch in den Playoffs erfolgreich sein.
Boston hatte aufgrund der Serienlänge einige Torerfolge mehr. Pastrank und Jake DeBrusk trafen je fünfmal. Marchand hatte drei Tore, Torey Krug, David Krejci, Sean Curaly und David Backes hatten zwei Treffer erzielt. Dazu kamen wie bei Tampa sieben Spieler mit einem Tor.
Wer hält die Pucks?
Boston musste jede Menge Tore erzielen, weil Torwart Tuuku Rask nicht gerade den sichersten Eindruck machte. Eine Fangquote von unter 90 % und 2,94 Gegentore pro Spiel waren alles andere als überragend. Der Gewinner der Vezina Trophy 2014 zeigte bereits in der Hauptrunde einige Schwächen, und wurde in Spiel fünf von Anton Khudubin abgelöst.
Auch Andrei Vasilevskiy war gegen Ende der regulären Saison etwas außer Form geraten. Gegen die Devils knüpfte der Kandidat auf die diesjährige Vezina Trophy an seine Leistungen vor dem Allstar Game an. 94,1 % aller Torschüsse von New Jersey hielt Vasilevsky und kassierte nur 2,01 Tore pro Partie. Zudem hatte der Russe wesentlich mehr Torschüsse in den Spielen zu halten, als Rask gegen Toronto. Tampa ließ 34,2 Torschüsse in der ersten Runde zu, Boston nur 28,1.
Die Lightning werden aufgrund ihrer offensiven Spielweise und Fähigkeiten Tuuku Rask öfter prüfen, als es den Maple Leafs gelungen ist. Gegen die hatte der Finne bereits Probleme. Wie er eine größere Last gegen Tampa bewältigt, könnte über Länge und Ausgang dieser Serie entscheiden.
Überzahl oder Unterzahl?
Mag die Torwartposition eher für Tampa sprechen, so machen die Werte bei den Special Teams eher den Fans aus Boston Mut. Die Bruins waren eines der besten Überzahlteams in der Hauptrunde und verbesserten sich in den Playoffs sogar noch einmal. 31,8 % waren der zweitbeste Wert hinter Washington. Nach unterirdischen Leistungen in Unterzahl in der regulären Saison, konnten die Lightning sich gegen New Jersey auf 84,2 % verbessern. Jedoch kassierte Tampa mit 19,6 (!) Minuten pro Spiel zusammen mit den Devils die mit Abstand meisten Strafminuten aller Mannschaften in den Playoffs. Dies hohe Zahl wird durch fünf Disziplinarstrafen verfälscht, aber selbst ohne die lag Tampa deutlich vor Boston. Gegen die Bruins müssen die Lightning disziplinierter agieren, denn die Marchand-Reihe ist bei fünf gegen fünf schon gut, im Powerplay aber fast tödlich.
Boston war mit 73,3 % Penalty Killing gegen Toronto schlecht, kassierte aber mit 6,29 % auch die wenigsten Strafminuten in den Playoffs. Auch die Bruins können sich keine überflüssigen Strafen leisten, denn Tampa war mit 26,3 % Powerplayquote auch eines der Topteams in der Endrunde.
Zuhause oder Auswärts?
Nach 29 Heimsiegen in der Hautprunde, konnten die Lightning auch in den Playoffs in der Amelie Arena überzeugen, und gewannen alle drei Spiele zuhause. In New Jersey reichte es für den vorentscheidenden Sieg in Spiel vier.
Boston war mit 28 gewonnenen Spielen auf heimischem Eis in der regulären Saison nicht viel schlechter, verlor aber die fünfte Begegnung zuhause mit 3:4. Auch in Toronto wurden zwei von drei Spielen verloren.
Wer gibt die Anweisungen?
Mittlerweile hat Jon Cooper über fünfzig Begegnungen als Cheftrainer in der Endrunde hinter der Bande gestanden. Damit hat er gegenüber Bruce Cassidy wesentlich mehr Erfahrung. Der wiederum gewann aber die erste Runde gegen Mike Babcock, einen der besten Trainer in der Eishockeywelt. Cooper hat nach dem Verpassen der Playoffs letzte Saison, Tampa wieder zu einem Titelkandidaten gemacht. Auch Cassidy formte nach dem Erstrundenaus 2017 aus den Bruins eine Spitzenmannschaft. Wirkliche Unterschiede zwischen den Übungsleitern werden sich also vermutlich erst in dieser Serie zeigen.
Wie geht es aus?
Noch vor zwei Wochen hätte der Tipp vermutlich auf die Bruins in sechs oder sieben Partien gelautet. Allerdings war die Art und Weise wie Boston sich die Serie gegen die Maple Leafs fast noch aus der Hand nehmen ließ, besorgniserregend. In den Playoffs können sich Mannschaften wesentlich besser auf die Stärken des Gegners einstellen und seine Schwächen nutzen. Eine ausgeglichen Mannschaft wie die Lightning, kann den Gegner vor mehr Probleme stellen, als ein Team mit einer herausragenden ersten Reihe. Dazu kommen die durchwachsenen Leistungen von Tuuku Rask und die Topform von Vasilevsky auf der Gegenseite. Tampa Bay siegt in sechs Spielen.
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