NHL Playoffs 2018 – Runde 1 – Vegas Golden Knights vs. Los Angeles Kings 

NHL Playoffs 2018 – Runde 1 – Vegas Golden Knights vs. Los Angeles Kings 

Golden State gegen Golden Knights

Wie konnten sie soweit kommen?

Die Vegas Golden Knights pulverisierten im Auftaktjahr so ziemlich alle Rekorde für die erste Spielzeit eines Vereins in der National Hockey League. Am Ende reichte es für 109 Punkte und den Gewinn der Pacific Division.

Los Angeles erlebte ein kleines Auf- und Ab in diesem Jahr, erreichte aber zu Saisonende mit 98 Punkten den zweiten Wildcardplatz in der Western Conference.

Wie gut kennen sich die Teams?

Die Bilanz der beiden Mannschaften in der regulären Saison war ausgeglichen. Beide Teams siegten je zweimal, davon in einem Spiel 3:2 nach Verlängerung. Die letzten beiden Duelle Ende Februar gingen an die Kings. Los Angeles schoss mit 11:10 ein Tor mehr.

Was wird wichtig?

Alle Erwartungen an die neue Franchise in Las Vegas wurden von den Golden Knights bei weitem übertroffen. Über fast die komplette Spielzeit waren die Ritter aus der Stadt des Glücksspiels eines der besten Teams der Liga. Allerdings zeigten sich im letzten Viertel der Saison erste Risse im makellosen Bild des Auftaktjahres. Die Knights gewannen nur noch die Hälfte ihrer Spiele. Dieser Leistungsabfall hatte mehrere Gründe. Erstens stand relativ frühzeitig der Gewinn der Pacific Division fest, so dass die Knights nicht zwangsläufig gewinnen mussten. Zweitens könnte die größere Spielzeit im Vergleich zu früheren Jahren bei den ehemaligen Mannschaften, den Akku des einen oder anderen Spieler in den roten Bereich getrieben haben. Und drittens stellten sich auch die gegnerischen Mannschaften immer besser auf den Stil der Knights ein. Vegas muss wieder zur Form der ersten Monate der Saison finden. Ob die Spielweise von Las Vegas für die Endrunde geeignet ist, wird sich direkt in der ersten Runde zeigen.

Los Angeles verpasste zwar im Vorjahr die Playoffs, hat im Kern aber immer noch einige Spieler der beiden Meistermannschaften von 2012 und 2014 im Kader. Zudem ist der Stil, den die Kings spielen wesentlich besser für die Playoffs geeignet. LA erzielt zwar deutlich weniger Tore als Vegas – 237 gegenüber 272 – hat jedoch auch die beste Verteidigung der Liga mit nur 202 Gegentoren (Vegas 225 und Platz 8 der NHL). Die alte Regel Defense wins Championships gilt in der NHL meistens auch.

Entscheidend könnten bereits die beiden Auftaktspiele in der T-Mobile Arena sein. Die Fans der Knights kreierten in vielen Heimspielen der regulären Saison eine playoffähnliche Atmosphäre. Allerdings führten die Knights auch häufig, und gegen Saisonende sank auch die Unterstützung der Fans passend zum schlechteren Auftreten der Mannschaft. Wie reagiert das Publikum in Vegas bei einem knappen Spielstand in den Playoffs? Könnte sich Unruhe in den Rängen auch auf die Mannschaft auswirken? Erstmals in der noch jungen Geschichte der Golden Knights liegt der Druck auf den Spielern von Gerard Gallant.

Wer macht die Tore?

„Career Season“ nennen die Medien in Nordamerika das, was William Karlsson in dieser Spielzeit geleistet hat. In zuvor 183 Spielen konnte der Schwede nur 18 Tore erzielen. Im ersten Jahr in Vegas knackte Karlsson direkt den Jackpot. „Wild Bill“ traf 43 Mal ins Tor und landete damit auf Platz drei der Torjägerliste hinter Ovechkin und Laine. Erik Haula, die beiden ehemaligen Panther Jonathan Marchessault und Reilly Smith, sowie James Neal erzielten mehr als 20 Tore. Zusätzlich konnten weitere vier Spieler eine zweistellige Trefferzahl verbuchen. Colin Miller war dabei der einzige Verteidiger mit 10 Toren.

Bei den Kings war die Anzahl der sehr guten Torschützen naturgemäß kleiner. Anze Kopitar stellte mit 35 Treffern eine Karrierebestleistung auf. Dustin Brown und Tyler Toffoli konnten 20+ Tore verbuchen. Los Angeles hatte dazu noch fünf Spieler mit zweistelliger Ausbeute. Bemerkenswert dabei, dass Jeff Carter in nur 27 Spielen trotzdem 13 Tore erzielen konnte. Zudem traf Drew Doughty, der Spieler mit der meisten Eiszeit der kompletten Liga – 26:50 Minuten – auch zehnfach.

Wer hält die Pucks?

Das Torhüterduell zwischen Marc-Andre Fleury und Jonathan Quick könnte qualitativ das hochwertigste in der ersten Runde sein. Schließlich haben beide zusammen fünf Stanley Cups gewonnen. Fleury war allerdings in den letzten beiden Jahren im Normalfall nur der Backup der Penguins. Deswegen gab es auch vor der Saison ernste Zweifel an den Fähigkeiten des 33-jährigen Kanadiers. Doch trotz erneuten Problemen mit Gehirnerschütterungen überzeugte „Flower“ seine Kritiker. 29 von 46 Spielen gewann Fleury, hielt 92,7 % der Schüsse auf seinen Kasten und kassierte nur 2,24 Tore pro Spiel – die letzten beiden Zahlen sind Bestwerte in der Karriere von Fleury. Auch die Backups, allen voran Malcolm Subban, konnten sehr oft erfolgreich aushelfen.

Vor der Saison gab es auch Fragezeichen rund um Jonathon Quick. Der Amerikaner konnte 2016/17 verletzungsbedingt nur 17 Spiele im Tor stehen. Auch Quick gelang die Rückkehr zu alter Form, wobei 2,4 Gegentore pro Spiel und 92,1 % Fangquote für Quick persönlich sogar eher durchschnittliche Zahlen sind.

Quick hat schon oft bewiesen, dass er seiner Mannschaft Spiele oder gar ganze Serien quasi im Alleingang gewinnen kann. Bei Fleury wirkte es oft so, dass er zwar gut hielt, entscheidender aber die offensive Power der Pittsburgh Penguins war. Vor allem wenn wenig Tore fallen wird Fleury im Fokus stehen.

Überzahl oder Unterzahl?

Die wenigsten Gegentore der NHL kassierte LA nicht von ungefähr. In Unterzahl waren die Kings das beste Team mit 85 % Situationen ohne Gegentor. Las Vegas lag auch noch im oberen Drittel beim Penalty Killing mit einer Quote von 81,4 %. Zudem kassierte Vegas mit 6,83 Minuten pro Partie die wenigsten Strafzeiten hinter den Carolina Hurricanes. Los Angeles saß mit 8,98 Minuten knapp zwei Minuten pro Partie länger in der Kühlbox.

Die Überzahlspiele beider Mannschaften sind mittelmäßig. Vegas nutze 21,4 % der Powerplaychancen (21,4 %), LA 20,4 % (17.).

Zuhause oder Auswärts?

29 Siege in der T-Mobile Arena sind der zweitbeste Wert der Western Conference hinter den Winnipeg Jets. Auch die Auswärtsbilanz der Knights ist mit 22-14-5 dem Tabbelnplatz entsprechend. Los Angeles ist eine der Mannschaften für die es scheinbar egal ist, wo sie spielen. Zuhause kamen die Kings auf 23-15-3, auswärts auf 22-14-5.

Wer gibt die Anweisungen?

Die Auszeichnung als Coach des Jahres dürfte Gerard Gallant kaum zu nehmen sein. Was der 54-jährige mit einem komplett neu zusammengestellten Kader erreichte ist historisch. Doch genauso wie für sein Team gilt für den Trainer, dass die Leistungen der regulären Saison bereits jetzt eben nur noch Teil der Rekordbücher der NHL sind. Gallant hat nur 2015/16 mit den Florida Panthers die Playoffs erreicht. Damals kam das Aus direkt in der ersten Runde.

John Stevens erreichte als Headcoach 2008 mit den Flyers die Finalserie im Osten. Gewichtiger ist aber, dass Stevens 2012 und 2014 als Assistenztrainer Teil der Meistermannschaften in Los Angeles war. Er kennt seine Spieler seit Jahren und hat sie in unterschiedlichsten Stresssituation erlebt. Zudem ist der ganz große Druck erst einmal weg. Nach dem Verpassen der Playoffs 2016/17 und dem großen Aufräumen in der Sommerpause, haben die Kings mit dem Erreichen der Playoffs das erste große Ziel erreicht. Alles was jetzt kommt ist eine Zugabe. Und das LA auch als ein vermeintlicher Außenseiter großen Erfolg haben kann, bewies der Club 2012.

Wer spricht deutsch?

Tobias Rieder kam zur Trade Deadline aus Arizona, und der Landshuter erzielte vier Tore in 20 Spielen. Mit seiner Geschwindigkeit kann Rieder ein wichtiger Faktor für Los Angeles werden, speziell, wenn die Kings eine Führung verteidigen und schnell umschalten müssen. In einer Reihe zusammen mit Jeff Carter könnte der Deutsche einer der Pluspunkte für LA werden.

Wie geht es aus?

Im Grunde hat die Serie „Upset“ als Überschrift fest eingemeißelt. Vegas hat nach den Prognosen vor der Saison zu urteilen, deutlich über die Verhältnisse gespielt. Dazu zeigen die Kings vielleicht die perfekte Art Eishockey, um den Knights den Spaß und den Erfolg zu nehmen. Viel wird auf die ersten beiden Spiele in Las Vegas ankommen. Sind Nervosität und fehlende Routine kein Thema, dann kann Vegas auch den Kings Probleme bereiten. Die zeigten auch einige Schwankungen in ihrer Leistungskurve, und leben vielleicht mehr vom Ruf der Vergangenheit, als vom aktuellen Leistungspotenzial. Vegas in sieben Spielen.

 

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