NHL Playoffs 2018 – Runde 1 – Washington Capitals vs. Columbus Blue Jackets
Keine Erwartungen
Wie konnten sie soweit kommen?
Die Washington Capitals verzeichneten nach dem enttäuschenden Saisonende im letzten Frühjahr zahlreiche Abgänge. Umso überraschender war der Titelgewinn in der Metropolitan Division mit 105 Punkten. Das waren allerdings 13 Zähler weniger als 2016/17.
Auch Columbus büßte im Vergleich zur Vorsaison (108) Punkte ein, qualifizierte sich mit 97 Zählern aber noch als eines der Wildcardteams für die Playoffs.
Wie gut kennen sich die Teams?
Columbus spielt in seiner Vereinsgeschichte erst drei Playoffserien, keine davon gegen die Capitals.
In der Hauptrunde gewannen die Capitals drei Spiele, aber das letzte Duell Ende Februar ging mit 5:1 an Columbus. Die Treffer verteilten sich mit 12:12 gleichmäßig auf beide Teams.
Was wird wichtig?
Der große Druck für die Washington Capitals scheint verflogen. Nach Jahren als Titelkandidat wurde Washington von den Medienvertreter bei den Tipps auf Divisiontitel, Finalteilnahmen und die Meisterschaft weitgehend ignoriert. Vielleicht hilft dieses fehlende Rampenlicht den Caps. Im Grunde erwarten alle das erneute Scheitern in den Playoffs, die Mannschaft kann folglich mehr gewinnen, als verlieren.
Für Columbus bedeutet das Erreichen der Playoffs bereits einen Erfolg. Erstmals gelang es in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in die Endrunde einzuziehen. Statt dem Meister aus Pittsburgh erwartet die Blue Jackets mit den Capitals ein scheinbar leichterer Gegner. Jedoch war Columbus in diesem Jahr weit entfernt von der sensationellen Siegesserie rund um Silvester 2016.
Beide Teams sind schlechter als im Vorjahr, aber welches Team kann in den Playoffs erfolgreicher sein?
Wer macht die Tore?
Zehn Spieler trafen für die Capitals zweistellig. Im Fokus stand natürlich Alex Ovechin. Der Russe verfehlte mit 49 Toren die 50er-Marke knapp, erzielte aber während der Saison als zwanzigster Spieler in der Geschicht der der NHL sein sechshundertstes Tor. Evgeny Kuznetsov und Nicklas Backstrom sammelten trafen mehr als zwanzigmal. Die Verteidiger John Carlson und Dmitry Orlov konnten zweistellig treffen.
Nach dem Trade aus Chicago im Sommer wurde Artemi Panarin mit 27 Toren und 82 Punkten direkt der Topscorer der Blue Jackets. Neben dem Finnen konnten Cam Atkinson und Pierre-Luc Dubois noch mehr als 20 Tore erzielen. Für Columbus trafen ebenfalls zehn Spieler zweistellig, und auch die Blue Jackets hatten in Seth Jones und Zach Werenski mit je 16 Toren offensivstarke Verteidiger.
Wer hält den Puck?
Auch Sergei Bobrovsky ließ in den Playoffs des Vorjahres einige Wünsche offen. In 65 Spielen dieser Hauptrunde überzeugte der 29-jährige Russe aber mit 37 Siege, 92,1 % Fangquote und 2,42 Gegentoren pro Spiel. Jetzt beginnt die Zeit, in der Bobrovsky den Schritt zu einem großen Torwart in der NHL machen kann.
Braden Holtby gilt bereits seit Jahren als einer der besten Torhüter der Liga. Allerdings kriselte der Kanadier im Verlaufe dieser Saison, und Philipp Grubauer ergriff seine Chance. Statt nur sporadischer Einsätze gegen schlechte Gegner, absolviert Grubauer seit Ende Februar die Mehrzahl der Partien. Am Ende gelangen dem Rosenheimer in 35 Spielen, 15 Siege. Dabei hielt Grubauer 92,3 % der Schüsse und kassierte 2,35 Gegentore pro Begegnung.
Überzahl oder Unterzahl?
Die Special Teams lassen deutliche Vorteile für die Capitals erkennen. Washington lag mit 22,5 % Überzahlquote auf Platz sieben der NHL. Columbus ist dagegen mit 17,2 Prozent (25.) das schlechteste Team der Playoffteilnehmer im Powerplay. Auch das Unterzahlspiel der Blue Jackets ist schlecht. Nur Tampa hat sich für die Endrunde mit einem schlechteren Wert qualifiziert, als die 76,2 % von Columbus. Washington liegt mit 80,3 % im Penalty Killing im Mittelfeld der Liga (16.). Das Team von John Tortorella vermeidet aber sehr gut Strafzeiten. Nur 6,89 Minuten saßen die „Blaujacken“ pro Spiel in der Kühlbox. Washington kassierte immerhin 9,76 Strafminuten pro Begegnung.
Zuhause oder Auswärts?
Auch hier sprechen die Zahlen für die Hauptstädter. 21-15-5 ist die Bilanz der Capitals in fremden Arenen, die Blue Jackets kamen auf 19-18-4. In der Capitol One Arena gewann Washington 28 Spiele, Columbus in der Nationwide Arena 26.
Wer gibt die Anweisungen?
Für manchen Experten überraschend war das Aus gegen Pittsburgh 2017 nicht gleichbedeutend mit dem Aus von Barry Trotz in Washington. Der 55-jährige dankte das Vertrauen des Managements mit dem dritten Divisiontitel in Serie. Wichtig ist für die Capitals aber nur endlich einmal ins Conference-Finale oder ins Finale um den Stanley Cup einzuziehen. Einen Ausrutscher gegen Columbus dürfte Trotz dabei nicht ohne Folgen überstehen.
Dem enigmatischen John Tortorella gelang mit dem erneuten Einzug in die Playoffs etwas, an dem u.a. Gerard Gallant oder Ken Hitchcock gescheitert waren. Dennoch waren in der dritten Saison von „Torts“ in Columbus erste Abnutzungserscheinungen erkennbar. Wie lange und wie gut die Mannschaft mit dem fordernden Stil des Amerikaners noch zurechtkommen, bleibt abzuwarten. In den letzte Playoffs wurde Tortorella von Mike Sullivan klar dominiert.
Wer spricht deutsch?
Philipp Grubauer könnte zum ersten Mal in seiner Karriere als Nummer eins eine Playoffrunde beginnen. Weitere Informationen stehen in der Rubrik „Wer hält den Puck?“
Wie geht es aus?
Der Wechsel von Holtby zu Grubauer könnte genau der Schlüssel zu erfolgreichen Playoffs der Capitals sein. Braden Holtby war nie der alleinig schuldige am vorzeitigen Ausscheiden von Washington, aber er steht symbolisch für die Enttäuschungen der letzten Jahre. Columbus zeigte, dass die letzte Spielzeit eher ein Ausreißer nach oben war, und hatte extreme Mühe erneut in die Endrunde einzuziehen. Der Auftakt für die Capitals ist leichter als gegen Toronto 2017. Washington siegt in fünf Spielen.
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