Veddels Inferno – Die glühende Hölle beim Spreehafenlauf

Veddels Inferno – Die glühende Hölle beim Spreehafenlauf

Meine Premiere beim Spreehafenlauf in Veddel stand am Ende unter dem Motto „Überleben und Ankommen“. Statt einer schnellen Zeit und eines neuen tollen Lauferlebnisses, machte die Wetterlage am vergangenen Sonntag das Rennen zu einer echten Tortour.

Kein Schatten, keine Abkühlung

Kein Schatten, keine Abkühlung

Abkühlung? Fehlanzeige!

Die Gewitter am Samstagabend kamen genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Temperaturen fielen, und die Luft wurde frischer und angenehmer. Für den Spreehafenlauf am nächsten Morgen versprach das bessere äußere Rahmenbedingungen, als noch Anfang der Woche vorhergesagt wurden. So traf sich unsere kleine Laufgruppe dann auch gut gelaunt am Sonntagmorgen im Startbereich nahe der S-Bahnstation Veddel. Die Parkplatzsituation war auch erträglich uns kurze Zeit später hatten alle ihre Startnummer auf dem Laufshirt.

Pünktlich um 10:00 Uhr erfolgte der Startschuss für die 5 Kilometer. Das Teilnehmerfeld passierte den Startbereich für die lange Distanz, und wir feuerten unsere vorbeifliegenden Damen an. Dann hieß es noch knapp 10 Minuten warten, bis auch der Start für die 13,6 Kilometer erfolgen sollte. Ein 80jähriger italienischer Teilnehmer sollte den Startschuss abgeben, doch wirklich laut war das Signal nicht. Vielleicht war dieser Fauxpas ein Omen für das folgende Rennen.

Ich hatte mir vorgenommen, so wie beim Deichlauf in Wedel vor einer Woche, wieder zwischen 4:45 – 5:00 Minuten pro Kilometer zu bleiben. Die Hoffnung war, dieses Tempo möglichst lange durchhalten zu können. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich auch zuletzt, aber an diesem Tag war eher das Gegenteil der Fall.

Nach der kurzen Zickzacksteigung auf den Deich führte die Strecke über eine Brücke auf die Brandenburger Straße, quasi die „Gegengerade“ zum Schlussabschnitt auf dem Deich. Auf den ersten 200 Metern gab eine Schutzwand auf der linken Seite noch etwas Schatten (bei mir ungefähr bis Brusthöhe), danach brannte die Sonne unerbittlich auf die Läuferinnen und Läufer. Rechts waren die Gleise für den Güterverkehr im Hamburger Hafen, und weit und breit kein wirkliches Entrinnen vor der Wärme. Am Ende der Straße gaben dann rechts ein paar kleine Bäume für ungefähr dreißig Meter etwas Schutz.

Blick vom Ziel auf den letzten Teil der Strecke

Blick vom Ziel auf den letzten Teil der Strecke

Kein Wind, keine Motivation

Trotzdem war ich noch guter Dinge, denn ich hoffte darauf, dass der Wind auf der Zielgeraden auf dem Deich für Abkühlung sorgen würde. Der Streckenbereich lag ja schließlich direkt am Wasser. Doch ein paar Linkskurven und einen Kilometer zwischen Lagerhallen und Schienen später, war die Illusion eines erfrischenden Laufs endgültig dahin. Die Abschnitt auf dem Klütjenfelder Hauptdeich war nicht im mindestens kühler als der Rest der Strecke. Im Gegenteil, es war ein wenig wie in der Wüste, wo eine scheinbar nicht endende wollende, eintönige geradeaus führende Straße den Durstigen langsam zermürbt. Irgendwo in der Ferne war der Start- und Zielbereich, aber der Weg dahin war lang und unangenehm. Die Regenschauer am Vortag hatten weniger Kühlung, sondern stattdessen viel mehr Luftfeuchtigkeit gebracht. Als ich schließlich auf Runde zwei ging, war das einzig Positive, dass unsere weiblichen Begleitungen ihren Lauf erfolgreich beendet hatten.

Das, was in Durchlauf Nummer eins noch in Ansätzen einen gewissen „Industrieromantik-Charme“ versprüht hatte, war jetzt nur noch ein glühendes Inferno. Die paar Meter Schatten auf den ca. 4,5 km machten den darauffolgenden Sonnenschein eher noch schlimmer, als das sie eine kühlende Erholung waren. Meine Kilometerzeiten fielen kontinuierlich ab, die Motivation ebenso.

Ein Läufer vor mir wandte eine Technik an, die ich bereits in Wedel bei einer Teilnehmerin gesehen hatte – 200 Meter Laufen, kurze Gehpause, 200 Meter laufen, kurze Gehpause. Dieses Beispiel setzte sich bei mir so langsam aber sicher auch im Kopf fest. Warum eigentlich nicht auch eine kleine Gehpause einlegen? Mein grobes Zeitziel von 1:08 war längst Illusion, 1:10 würde ich wohl auch deutlich reißen, und außer Ankommen und endlich fertig werden, hatte ich mittlerweile null Ambitionen.

Gehpause unvermeidbar

Als ich neben den Gleisen auf der „Gegengeraden“ das Gefühl hatte, dass das Wasser, was ich mir eben aus dem Becher auf den Rücken gegossen hatte, wie eine Linse wirkte und sich die Sonnenstrahlen in meinen Rücken brannte, war der Entschluss zum Gehen gefasst. Kurz vor Kilometer elf rollte ich aus und ging erstmal ein paar Meter. Nachdem mein Pulsschlag um satte 10 Schläge gesunken war, fing ich vorsichtig an zu beschleunigen. Den Vorgang wiederholte ich dann noch einmal bei der letzten Wasserstation.

So gelang es mir, halbwegs anständig ins Ziel zu gelangen. Danach brauchte ich erstmal 4-5 Minuten, bis ich mich etwas erholt hatte. Das war kein lockerer Sonntagslauf gewesen, sondern eine knallharte Hitzeschlacht, wie ich sie bisher selten erlebt habe. Dennoch ist der Spreehafenlauf an sich kein uninteressanter Lauf. Bei 10-15° weniger könnte die recht flache Strecke sogar gute Zeiten zulassen. Wer weiß, vielleicht ist die Wetterlage im nächsten Jahr etwas angenehmer, und ich wage einen weiteren Start in Veddel.

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