Weniger Held, mehr Steigung – Heldenlauf Blankenese
Nachdem ich am vergangenen Mittwoch nicht am Hohenbuchenlauf teilnehmen konnte, entschloss ich mich spontan dazu, für den Heldenlauf in Blankenese nachzumelden. Zum einen fehlte mir bei den Tempodauerlaufeinheiten im Training in den letzten Wochen irgendwie der richtige Ehrgeiz, und die langen Runden über 35 Kilometer sind auch nicht immer Abwechslung pur. Zum anderen versprach ein Halbmarathon eine Referenzzeit auf deren Basis ich den Berlin Marathon Ende September angehen könnte. Die Nachmeldung am Samstag hatte reibungslos funktioniert, die kurzzeitige Sperrung der S-Bahn-Strecke auf dem Rückweg mal ausgenommen. Ich hatte mich für den „Fan“, bzw. die Halbmarathondistanz unter dem Namen „Fan“ entschieden. Der Lauf wurde als flacher eingestuft als der harte und steile „Fanatic“, was meinem Ziel nach einer Referenzzeit eher entsprach, als viele Treppenstufen.
Kurz vorm Startschuss angekommen
Die Autobahn war am Sonntagmorgen bei der Anreise frei, und so lag ich gut in der Zeit um pünktlich am Start anzukommen. Allerdings hatte ich die Sperrung der umliegenden Straßen in Blankenese etwas unterschätzt, und einige der Helfer an den gesperrten Streckenteilen hatten keinen wirklichen Plan von der Umgebung und der Entfernung zum Startbereich. Als ich schließlich in einer Nebenstraße parkte, hatte ich nur noch 20 Minuten Zeit, und draußen ging gerade ein heftiger Schauer nieder. Ich befestige kurz die Startnummer mit integriertem Chip, und begab mich dann „warmlaufend“ in Richtung Start. Zu meinem Glück hatte es zu regnen aufgehört, und so stand ich trocken um 11:28 Uhr im Startblock.
Eine eigens angeschaffte Kanone gab zwei Minuten später das krachende Zeichen, und der Pulk setzte sich in Bewegung. Tatsächlich schlängelte sich das Feld erst einmal an den Absperrungen vorbei. Ich merkte etwas spät, dass die Matten für die Zeitmessung auch erst nach 50 Metern überquert wurden. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich ungefähr 45 Sekunden von der angezeigten Gesamtzeit abziehen musste.
Nach dem engeren Startbereich zog sich die Masse der Teilnehmer aber schnell auseinander, und jeder konnte sein Tempo laufen. Die Strecke führte in Richtung Hamburg, allerdings zeigten sich bisher (noch) keine der angekündigten Containerriesen. Nach knapp drei Kilometern bogen wir nach links ab, und die erste kleinere Steigung war zu bewältigen. Durch den Wesselhoeft- und Westerpark (keine Rucksäcke zu sehen) ging es erst einmal nach Norden. Hier begegneten den „Fan“-Läufern auch die ersten langsameren Teilnehmer/innen der vorher gestarteten kürzeren Distanzen. Bei Kilometer vier ging es wieder nach Süden, ab Kilometer fünf schließlich über die Elbchaussee nach Westen.
Rücksicht ist Fair!
Wie bereits erwähnt waren jetzt mehr Läuferinnen und Läufer auf den Straßen und Wegen, und leider war dies an einigen Stellen auch ein echtes Ärgernis. Mancher bzw. manche lief so, wie das einige Experten und Expertinnen auf deutschen Autobahnen praktizieren. Links oder rechts, Hauptsache ich kann meine Linie fahren/laufen. Dazu kamen dann die Grüppchen, die es teilweise fertig brachten auf Fußwegen zu dritt nebeneinander her zu traben. Ich finde Laufveranstaltungen mit Teilnehmern unterschiedlicher Strecken und Tempi generell sehr gut. Dafür müssen aber auch alle mitmachen und gegenseitig Rücksicht nehmen. Genauso wie ein schnellerer Läufer nicht versuchen darf zu rempeln oder den Weg abzuschneiden, sollten sich die langsameren eben eher rechts halten und vor allem an schmaleren Stellen nicht die Strecke blockieren. Für mich unverständlich wieso diese einfachen Grundregeln nicht eingehalten werden!
Das zweite Problem was mir langsam aber sicher bewusst wurde, war das Streckenprofil. Ich hatte damit gerechnet, dass der „Fan“-Lauf wirklich eher flacher war. Die bisherigen Kilometer zeigten jedoch deutlich, dass flach und Heldenlauf sich wohl gegenseitig ausschließen. Zwar hielt ich mein Tempo noch im angestrebten Rahmen unter 5 Minuten, aber ich wusste, dass die zweite Hälfte in der Regel anstrengender wird.
An der Elbe entlang
Bei Kilometer neun trennte sich dann der „Fan“-Lauf von den kürzeren Routen, und es begann der einfachste Abschnitt der Strecke. Plötzlich war es sehr leer, und die Strecke führte bergab Richtung Elbufer. Für meinen Geschmack hätte das Gefälle aber etwas weniger steil, dafür aber ein Stück länger sein können. Viel zu schnell lief ich die vorher erklommene Höhe wieder hinab.
Zur Hälfte des Rennens war die Elbe wieder erreicht. Nun ging es parallel zum Fluss in Richtung Wedel. Während ich letztes Wochenende noch die Sommersonne am Elbstrand genossen hatte, setzte an diesem Tag immer wieder der Regen ein. Durch die vielen Bäume war es aber nicht so, dass ich komplett durchnässt wurde und die Gefahr von Auskühlung bestand. Die Straßen und Wege waren flach, aber ich konnte nicht mehr beschleunigen um einen möglichen Zeitvorsprung für das letzte Viertel der Strecke aufzubauen.
Kein Fluss mehr und auch kein Wasser
Irgendwo zwischen Kilometer 15 und 16 folgte dann ein Schwenk von 90° und es ging bergauf. In diesem Fall sogar treppauf, wenn auch nur für wenige Stufen. Das ansteigende Profil merkte ich zwar deutlich in den Beinen, viel dringender war jedoch mein Flüssigkeitsbedarf. Ich bekam Durst, und zudem wollte ich langsam wieder ein Gel zu mir nehmen.. Die ersten drei Wasserstellen lagen bei ca. 4, ca. 8 und ca. 12km. Ich erwartete eine Wasserstelle bei ca. 16 und ca. 19km – doch ich hatte mich getäuscht. Es war weit und breit kein Helfer oder Tische mit Bechern zu sehen. Meine Planung von einem Koffeingel und einem weiteren Gel für die letzten 2-3 km war damit auch dahin. Keine Flüssigkeit und kein Zucker. Die lange Straße am Golfplatz Falkenstein entlang frustrierte noch mehr, da jetzt sogar weithin sichtbar keine Wasserstelle zu erkennen war.
Irgendwo bei 17,5 km kam dann die Erlösung. Zusätzlich zum Wasser gab es Bananen. Leider nur in Form halber Früchte, so dass ich nach einem Biss den Rest auf einen kleinen Holzpfahl legte und weiterzog. Von rechts liefen dann die ersten „Fanatics“ auf die Strecke, während ich gefühlt stehenblieb. Zwischendurch interessierte mich nun gar nichts mehr. Die Laufzeit war mir egal, der Trainingseffekt sowieso und wenn mein Auto irgendwo hier gestanden hätte, und nicht noch ein gutes Stück hinter dem Ziel, wer weiß, ob ich überhaupt angekommen wäre.
Abschüssig auf den Blankeneser Marktplatz
Doch wie das so ist beim Laufen, es gibt „Runnerslow“ und „Runnershigh“. Letzteres war buchstäblich auch der höchste Punkt der Stelle, und nach einem Blick auf meine Uhr (1:44h) wollte ich noch versuchen unter 1:50 Stunde zu bleiben. Das Profil war abfallend, ich zog an und flog teilweise erstaunlich schnell über die Blankeneser Straßen. Zwei oder drei Läufer konnte ich nebenbei noch kassieren, und die Zuschauer auf dem Marktplatz trugen mich ins Ziel. Ob ich die Zeit erreicht hatte, konnte ich aber erst einmal nicht feststellen. 1:50:44 stand auf dem Display. Reichte das mit den ca. 45 Sekunden vor den Startmatten?
Auf jeden Fall genügte die Verpflegungsgasse, um mich langsam wieder zu Kräften kommen zu lassen. Es gab isotonische Mischgetränke, leckeres alkoholfreies Bier, Milchhörnchen und klein geschnittene Bananen – wären sie das nur auf der Strecke gewesen! Nach einem kurzen Schnack mit der Laufkollegin machte ich mich dann auf den Heimweg. Ich fühlte mich zwar nicht als echter Held, dennoch war ich froh, nicht einfach meinen langen Lauf alleine absolviert zu haben. Das sich am Abend dann die offizielle Zeit als 1:49:59 herausstellte, rundete den Tag schließlich sehr schön ab.
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2 Comments
Nürnberg Schlüsseldienst
about 9 Jahren agoSuper Aktion, viel Spaß und Glück an alle Läufer.
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